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Vergänglichkeit

Es gibt Tage, da kann ich mich so richtig am Leben freuen, weil ich meine Kraft spüre, weil ich verliebt bin, weil ich Freunde treffe, weil die Sonne scheint und ich Zeit habe. Das ist einfach schön!...

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Es gibt Tage, da kann ich mich so richtig am Leben freuen, weil ich meine Kraft spüre, weil ich verliebt bin, weil ich Freunde treffe, weil die Sonne scheint und ich Zeit habe. Das ist einfach schön! Daneben gibt es Momente, da habe ich keine Kraft, fühle mich einsam und nehme wahr, dass manche meiner Altersgenossen im wahrsten Sinne des Wortes ganz schön alt aussehen. Da schleicht sich schon mal der Gedanke an die Vergänglichkeit ein. Manches hat seine Zeit gehabt und ist jetzt vorbei. In ganz anderer Weise wurde ich mit diesem Gedanken konfrontiert, als im Juni der 18-jährige Sohn meiner Freunde eines Morgens einfach nicht mehr aufwachte. Und noch einmal anders im Gespräch mit dem krebskranken Freund, der zweimal an Lungenmetastasen operiert wurde und mit mir über seine Beerdigung reden wollte. Ob es mir gerade bewusst ist oder nicht: Das Vergehen gehört zum Leben genauso dazu wie das Werden. Die biblische Weisheitsliteratur führt das im Buch Kohelet (Prediger) aus: „Alles hat seine Zeit: Eine Zeit zum Geborenwerden und eine Zeit zum Sterben; eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit, das Gepflanzte auszureißen;…“ (Koh 3, 1-8). Auch ich habe meine Zeit. Und obwohl heute so vieles machbar erscheint, liegt die Lebenszeit nicht in meiner Verfügbarkeit. Die Tage des Novembers drängen uns durch Besuche an den Gräbern lieber Menschen und Veränderungen in der Natur die Fragen nach Vergehen und Sterben, nach der Begrenztheit unserer Zeit förmlich auf. Weichen wir nicht aus, nehmen wir die Herausforderung an! Es ist eine Einladung, die Dinge in unserem Leben besser zu gewichten. Meine Zeit und Kraft in das zu investieren, was mir wirklich wichtig ist. Zu entdecken, was eher nebensächlich ist. Zu erleben, was mich und andere glücklich macht. Die Zeit „mit dem Herzen wahrzunehmen“, um einmal, wie es Reinhard May besingt, im „Stehen zu sterben“.

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