SZ +
Merken

Vertrag nicht wegen Geldgier

Herbert Lorenz sagt, warum er sein Land an der Baeyerhöhe in der Gemeinde Klipphausen an den Windrad-Betreiber Boreas verpachtet hat.

Teilen
Folgen
NEU!
© Claudia Hübschmann

Von Dieter Hanke

Klipphausen. Auf der Baeyerhöhe in der Gemeinde Klipphausen sollen Mega-Windräder hinkommen. Der kräftige Wind auf der mit 322 Metern höchsten Erhebung im Landkreis Meißen weckt Begehrlichkeiten bei Windrad-Betreibern. Mit lukrativen Verträgen wollen sie dort Grundeigentümern Land abluchsen. Während aber acht Landbesitzer bisher ablehnten, weil sie nicht die schöne Baeyerhöhe mit Windrad-Giganten zustellen wollen („Grundeigentümer stoppen Mega-Windräder“, SZ Meißen vom 17. Juli 2015, Seite 13) haben zwei dagegen bei der Boreas Energie GmbH aus Dresden unterschrieben. Diese Eigentümer wollen ihre Flächen für über 20 Jahre an den Windrad-Betreiber verpachten. Dafür würden sie für ein 100 Meter hohes Windrad stolze 30 000 Euro Pacht im Jahr kassieren.

„Ich bin einer von den beiden Landbesitzern, die das Geld hat schwach werden‘ lassen“, lässt jetzt Herbert Lorenz die SZ wissen und begründet sein Vorgehen. So habe er nach der Wende einen Teil des Vierseithofes und das entsprechende Ackerland rückübertragen bekommen. Gemeinsam mit den anderen Eigentümern sei es ihm gelungen, den Vierseithof wieder in einen baulich schönen Zustand herzurichten.

„Dazu habe ich mit meiner Familie viel Zeit und das zur Verfügung stehende Geld in das Grundstück investiert“, bemerkt Herbert Lorenz. Er sei in dieser Gegend verwurzelt und versuche auch aus diesem Grund, mit seinem Grundstück zu einem schönen Dorfbild beizutragen. So gehörte der Mittfünfziger auch mit zu den Bürgern von Lampersdorf und Lotzen, die vor einigen Jahren auf der Baeyerhöhe eine Info-Tafel aus Metall für Ausflügler und Wanderer aufgestellt haben.

Alternative Energien sind wichtig

„Und jetzt will ich durch meine Geldgier dies alles zunichtemachen??“, fragt er ironisch. Und er nennt Argumente: „Was antworten wir unseren Kindern und Enkelkindern, wenn sie uns einmal fragen, was wir gegen die Umweltzerstörung zum Beispiel durch Kohle- oder Atomkraftwerke unternommen haben? Ich weiß auch, dass ich mit drei bis vier Windkraftanlagen auf der Baeyerhöhe das Problem nicht lösen kann. Aber ich wehre mich gegen die Einstellung, dass der Ausbau von alternativen Energien unbedingt notwendig ist, aber bitte nicht vor meiner Haustür.“

Herbert Lorenz sei gegen Mega-Windräder auf der Baeyerhöhe. Wie er mitteilt, habe er von Anfang an gegenüber Boreas die Meinung vertreten, dass die neuen Anlagen nicht höher als 100 Meter sein sollten. Auch er möchte, dass das Landschaftsbild der Baeyerhöhe in seiner Schönheit möglichst erhalten bleibt und Beeinträchtigungen für nahe gelegene Grundstücke möglichst gering sein sollten.

Herbert Lorenz findet wie der Gemeinderat Klipphausen die Erstellung und Interpretation des vorgelegten Vogelschutzgutachtens von Boreas als völlig unprofessionell. Der Landbesitzer: „Es ist ein unabhängiges Gutachten notwendig. Danach ist zu entscheiden, ob Windkraftanlagen gebaut werden dürfen oder nicht.“

Einwohner sollten teilhaben

Der Lampersdorfer setzt sich für eine Bürgerbeteiligung ein. Klipphausens Bürgermeister Gerold Mann favorisiert da zum Beispiel das Projekt eines Bürgerkraftwerkes in der Gemeinde. Herbert Lorenz greift diesen Gedanken auf: „Wenn sich durch die Errichtung einer angemessenen Anzahl von Windkraftanlagen für die Einwohner der Gemeinde Klipphausen ein niedriger Strompreis ergibt, wie durch Boreas in Aussicht gestellt wurde, sollte dieser positive Effekt für die Gemeinde genutzt werden.“ Oder, dass man auch als Bürger der Gemeinde Klipphausen die Möglichkeit habe, finanzielle Anteile an einem Windpark Baeyerhöhe zu erwerben.

Wie Herbert Lorenz noch informierte, habe er vor Unterzeichnung des Vertrages mit Boreas das Gespräch mit anderen Landeigentümern, mit seiner Landpächterin und auch mit der Wallenborn GmbH gesucht, die ebenfalls in Sachen Windräder tätig ist. Die Unterstellung zu Handgeldern oder ähnlichen finanziellen Machenschaften kann ich nur zurückweisen. Oder wird hier ein gewisser Neid anderer Mitmenschen deutlich?“, fragt er noch.

Im Gemeinderat am nächsten Dienstag, 19 Uhr im Groitzscher Hof, werden sich die Räte mit dem Thema Windenergie befassen. Die Verwaltung bringt da einen Beschlussvorschlag ein, Windräder im gesamten Gemeindegebiet abzulehnen. Bereits in vorangegangenen Beratungen des Rates und auch im Technischen Ausschuss war die Problematik Windkraft kontrovers diskutiert worden. Eine Bürgerinitiative lehnt Mega-Windräder an der Baeyerhöhe strikt ab. Etwa 200 Hektar umfassen dort die Flächen, die für Windrad-Betreiber interessant sind. Knapp zehn Landeigentümer betrifft es. Im Einzelnen geht es um Größen von einem halben bis 50 Hektar. Die Interessengemeinschaft dieser Landbesitzer lehnt weitere Windräder nicht generell ab. Aber diese sollten einen Abstand von mindestens 750 Metern zur Wohnbebauung haben und auch nur 100 Meter hoch sein.