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Viel Arbeit auch ohne Besucher

In der Stadtbibliothek und dem Stadtmuseum haben die Mitarbeiter viel zu tun. Manches kommt ja sonst zu kurz.

Von Uwe Schulz
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Susanne Bullmann und Pia Gutsche in der Brigitte-Reimann-Stadtbibliothek Hoyerswerda in einer neu eingerichteten Ecke mit Nintendo Switch und Hörstation.
Susanne Bullmann und Pia Gutsche in der Brigitte-Reimann-Stadtbibliothek Hoyerswerda in einer neu eingerichteten Ecke mit Nintendo Switch und Hörstation. © Foto: Stadtbibliothek

Hoyerswerda. Es ist ein „Running Gag“ unter Bibliothekaren, das es eigentlich auch ohne Leser genug zu tun gibt und selbiger den Bibliothekar in seiner Arbeit nur störe. Bibliothekarin Heidelinde Stoermer aus der Brigitte-Reimann-Bibliothek Hoyerswerdakann darüber lachen. Vom Witz zur Wirklichkeit wurde das nun aber aufgrund der Corona-Krise und ganz und gar unfreiwillig. Beruhigende Information an alle Bibliotheksnutzer, die etwas ausgeliehen haben: Wer jetzt, wie bei der Entleihe vereinbart, Medien zurückgeben sollte, kann sie bis zur Wiederöffnung der Bibliothek einfach weiter behalten, ohne Strafen oder Nachteile fürchten zu müssen. „Dazu erreichen uns momentan die meisten Anfragen“, so Heidelinde Stoermer.

In der vergangenen Woche beschlossen die acht Mitarbeiter (plus Azubi) der Bibliothek, was es in der verordneten Schließzeit, die helfen soll, die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen, zu tun gibt. Eine Generalinventur war die erste Spontanidee aller, aber dann gab es so viele „Einzel-Baustellen“, das selbige erst mal verschoben wurde und nun widmen sich die Kollegen einigen Einzelprojekten, die nach Auskunft der Bibliothek durch den rummeligen Besucherverkehr immer in den Hintergrund geschoben wurden: Ganz neu eingerichtet werden die Daddelecke mit der nigelnagelneuen Nintendo Switch und die Hörstation für den Musik-Streamingdienst „Freegal“, der demnächst ins digitale Angebot der Bibliothek aufgenommen wird. Neben diversen Aufräumarbeiten vom Keller, übers Magazin bis zu den Materialschränken soll die geplante Schülerarbeitsecke eingerichtet und mit der entsprechenden Lektüre ausgestattet und ein Bücheraustausch mit ausländischen Bibliotheken angebahnt werden.

Dann gibt es noch viele geplante Veranstaltungen, wie den Grünen Markt, den Buchsommer, oder Lesungen vorzubereiten und eine schon lange geplante neue Kennzeichnung der Sachbücher im Ratgeberbereich nun endlich mal in Angriff zu nehmen. Darüber hinaus können zahlreiche neue Medien für die Ausleihe vorbereitet werden – für den lohnenden Besuch in der hoffentlich bald wieder geöffneten Bibliothek. „Dazu kommen diverse Kleinigkeiten, die im neuen System noch angepasst werden müssen, Materialien die abgeheftet, aufbereitet, aussortiert werden und dann, da bin ich mir sicher, fällt uns noch so einiges ein, von Regalbeschriftung bis zur Erneuerung von Signaturschildern“, schildert die Bibliothekarin.

Inventarisierung und große Pläne

Siebenhundert Meter Luftlinie entfernt im Schloss Hoyerswerda ist auch Leben. Nein, Museumsbesucher sind keine anzutreffen. Tageblatt wählt den Weg der telefonischen Nachfrage.

Die Leistungsschau des Kunstleistungskurses des Foucault-Gymnasiums wurde abgesagt. Es gibt natürlich keine Veranstaltungen mehr. Auf der Sonderausstellungsfläche im zweiten Obergeschoss ist eine Sonderarbeitsfläche entstanden. Aktuell werden Sammlungsgüter aus dem Bereich der bildenden Kunst inventarisiert und eingepackt. Wie Museumschefin Kerstin Noack sagt, bereitet man sich ja auf das Auslagern der Sammlungsgüter in ein neues Depot vor. Diesbezüglich laufen aktuell Verhandlungen und Gespräche. Auch zu der Frage, welche Sammlungsgüter vom Hylotox-belasteten Dachboden nun eventuell mit welchem Spezialsauger und Spezialfilter gereinigt werden können, könnte es bald Klarheit geben. Das Thema Brandschutz im Schloss, vor allem geht es um die rauchdichte Abtrennung bestimmter Bereiche und eine Neubewertung der Fluchtwege, wird weiter forciert. Es sind wahre Großbaustellen.

Und einem weiteren Herzensthema des Stadtmuseums kann sich das Team ebenfalls verstärkt widmen: Der weiteren Erforschung der Geschichte des Kriegsgefangenen- und Umsiedlerlagers Elsterhorst. Kerstin Noack kämpft weiter darum, dass die letzte verbliebene Lazarett-Baracke auf dem Areal der heutigen Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule in Nardt erhalten bleibt. Sie hat auch den Austausch mit anderen einstigen Lagern, wie in Königstein oder Colditz, im Blick: „Da gibt es genug, was noch nicht recherchiert ist.“ Und es gibt ja auch immer wieder einen neuen interessanten Ansatz. So promoviert ein junger Mann zum Thema und beschäftigt sich dafür mit den Schriften französischer Autoren.

Onleihe

Problemlos funktioniert die Onleihe Oberlausitz, an der u. a. die Bibliotheken Hoyerswerda, Weißwasser und Niesky beteiligt sind. Man kann jederzeit von überall aus E-Books, Filme und Hörbücher ausleihen – ohne Ansteckungsgefahr! Wissen nachschlagen kann man in den Datenbanken Brockhaus und Munzinger.

Boglarka Ilona Szücs, wissenschaftliche Leiterin des Stadtmuserums Hoyerswerda beim Inventarisieren.  
Boglarka Ilona Szücs, wissenschaftliche Leiterin des Stadtmuserums Hoyerswerda beim Inventarisieren.   © Foto: Stadtmuseum