SZ +
Merken

Vier koreanische Firmen im Dresdner Nanocenter

Junge Unternehmen und Existenzgründer haben dort gute Startbedingungen. Aber es gibt noch reichlich Platz.

Teilen
Folgen
NEU!
© Steffen Füssel

Von Bettina Klemm

Silberschmuck, das lange lockige Haar zusammengebunden, Steffen Rietzschel hat mit dem landläufigen Klischee eines Verwaltungsbeamten nichts zu tun. Dennoch entschied er sich schon 1991 für diese Laufbahn und absolvierte ein Studium zum Diplom-Verwaltungswirt. Seit 1994 arbeitet er in der Stadtverwaltung. Zu seinen Spezialgebieten wurden die Bewirtschaftung von Liegenschaften und die Erarbeitung von Grundstücksstrategien, auch für Firmenansiedlungen.

Nun soll der 42-jährige Familienvater die Nanoelektronik-Zentrum-Dresden GmbH in Schwung bringen. Seit Mitte April ist er dort Geschäftsführer, allerdings nur mit einer Halbtagsstelle. Zugleich arbeitet er weiterhin als Sachgebietsleiter in der Wirtschaftsförderung. Von dieser Kombination verspricht sich Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) das richtige Gespür für die Zukunftstechnologie. Seit 2007 verfolgt Hilbert bereits das Ziel, jungen Firmen aus der Branche günstige Startbedingungen zu sichern. Im Frühjahr 2012 zogen die ersten Unternehmen in die sanierten früheren ZMD-Gebäude an der Maria-Reichel-Straße ein.

Jetzt ist das erste Haus zu 65 Prozent vermietet. 19 Unternehmen haben dort ihren Sitz gewählt. In den zweiten Gebäudeteil, er wird als Haus 3 bezeichnet, ist zum 1. August der erste Mieter, ein Unternehmen aus der Optikbranche, eingezogen. Er nutzt aber gleich 40 Prozent der Fläche. Steffen Rietzschel ist optimistisch. Sein Vertrag läuft erst einmal bis Ende 2016. Dann, so hofft er, ist das Nanocenter voll oder wenigstens aber zu 80 Prozent vermietet. Die Gebäude mit den Nummern 5 und 7 werden hauptsächlich von verschiedenen Fraunhofer Instituten sowie von ZMD genutzt. Längerfristig könnte sie die Fraunhofer-Gesellschaft kaufen.

Zu den ersten Mietern im Center gehört die Dresdner Niederlassung der Arxes Tolina GmbH. Das Unternehmen befasst sich mit Engineering, IT Software und Consulting. „Ich habe die schwierige Geburt des Nanocenters live erlebt. Aber wir haben unsere Wahl nie bereut“, schätzt Niederlassungsleiter Michael Herzmann ein. In Dresden hat Arxes elf Mitarbeiter, bundesweit sind es 260. Für viele andere Mieter war es zugleich ein Ratgeber und Helfer in den Anfangsstunden. Schließlich benötigen sie alle eine schnelle Internetverbindung und gute Software. Der Internetknoten im Nanocenter wird von der Firma IBH IT-Service GmbH betrieben, die vor 20 Jahren in Dresden der erste Internet-Service-Provider war.

Auch die Koreaner haben die Vorzüge des Nanocenters entdeckt. So führt Tae-Hyun Gil seit Sommer 2013 in dem Haus seine HAN Vakuum GmbH. „Der Standort ist für uns sehr gut geeignet, weil im Umkreis von fünf Kilometern unsere wichtigsten Partner und Kunden sitzen“, sagt er. Die HAN GmbH ist einer von vier koreanischen Mietern. Center-Chef Rietzschel hofft, dass noch weitere folgen.

Er versteht sich als eine Art Lotse. Führt er nicht gerade persönliche Gespräche, steht seine Bürotür immer offen. Er setzt auch auf die Zusammenarbeit der Unternehmen untereinander. So ließen sich viele Synergien nutzen, sagt er. In unmittelbarer Nähe sind Unternehmen und Institute der Branche angesiedelt. Deshalb lädt er zum Mieterstammtisch ein. Damit die Mieter und vor allem Besucher einen besseren Überblick erhalten, will Rietzschel in den nächsten Wochen eine Firmenübersicht hinter dem Eingangstresen anbringen. An die Straßenkreuzung vor das Gebäude kommt ebenfalls eine Hinweistafel. Die Baugenehmigung hat er im Juli beantragt. Auch den Internetauftritt überarbeitet er.

Um mehr auf das Nanocenter aufmerksam zu machen, bietet der Geschäftsführer auch den Tagungsraum in der fünften Etage für Foren und für Veranstaltungen an. So tagt am 9. September der Verband Silicon Saxony im Haus. Da geht es um das EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizon 2020“. Wenn Gründer und junge Unternehmen erst einmal im Haus sind, lassen sie sich leichter von den Vorzügen überzeugen.

Das ist auch nötig, denn noch läuft es nicht wie erwartet. Dresden hat für das Nanocenter 7,4 Millionen Euro Fördermittel aus dem Topf Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur erhalten. Ursprünglich hatte die Stadt aber mit einer höheren Förderung gerechnet, deshalb musste das Projekt abgespeckt werden. Dennoch blieben Rechnungen offen. Deshalb hat die Stadt als Gesellschafter jetzt ein Darlehen in Höhe von 983 000 Euro zur Verfügung gestellt.

In der Nanotechnologie sind in Dresden über 80 Unternehmen und 50 Forschungseinrichtungen tätig.