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Volle Pulle ins Kiesbett

Ottendorfs Offroad-Freunde eröffnen morgen ihre neue Modellbahn. SZ-Redakteur Sebastian Kositz hat die vorab getest.

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Über Wochen hinweg haben die etwa 40 Mitglieder vom RC Offroad Ottendorf-Okrilla (RCO) und ihre vielen Helfer an der neuen Strecke für ihre pfeilschnellen Modellautos geschuftet, auf einem Gelände am Kieswerk eine Rennbahn mitsamt Boxengasse und Tribüne aus dem sandigen Boden gestampft. Etwa 20 000 Euro wurden investiert, aufgebracht durch Spenden und aus eigenen Mitteln. Nachdem der Verein sein bisheriges Areal im Ottendorfer Gewerbegebiet vor Monaten verlassen musste, wollen die Motorsportfreunde morgen von 10 bis 16 Uhr mit einem Tag der offenen Tür die neue Piste einweihen. Dann haben die Besucher unter anderem auch die Möglichkeit, selbst einmal mit der Fernsteuerung die kleinen Flitzer durchs Gelände zu jagen. Ein packendes Abenteuer, wie SZ-Redakteur Sebastian Kositz bei einem Selbstversuch herausgefunden hat.

Seite an Seite mit einem Profi: Der achtjährige Deutsche Meister Stev Krause (rechts) zeigt SZ-Redakteur Sebastian Kositz, wo es auf der neuen Strecke vom RC Offroad in Ottendorf-Okrilla (kleines Foto links) langgeht. Die kleinen Flitzer lassen sich je na
Seite an Seite mit einem Profi: Der achtjährige Deutsche Meister Stev Krause (rechts) zeigt SZ-Redakteur Sebastian Kositz, wo es auf der neuen Strecke vom RC Offroad in Ottendorf-Okrilla (kleines Foto links) langgeht. Die kleinen Flitzer lassen sich je na

Mein Fahrlehrer wartet bereits oben auf der Tribüne. Die Jungs und Mädels vom RCO wollen sichergehen, stellen mir deshalb ihren besten Mann an die Seite. Stev Krause, gerade einmal acht Jahre alt, hat im vergangenen Jahr den ersten Deutschen Meistertitel für den RCO geholt – und steht jetzt wohl vor seiner größten Herausforderung: Mir das Fahren beizubringen.

Stev nimmt das alles gelassen, ist eben ein abgezockter Profi. Die Fernbedingung ist schnell vorgeführt. Die Gerätschaft erinnert an den Griff einer Pistole. Oben dran ein Lenkrad, dazu ein kleiner Hebel. Nach links drücken heißt Gas geben, rechts ist die Bremse und der Rückwärtsgang. Klingt nicht schwer, begreifen auch Journalisten.

Meine erste Aufgabe ist vermeintlich einfach. Ich soll meinen Boliden über eine steile Rampe aus der Boxengasse hinunter auf den harten Lehmboden der Piste steuern. Kurz Gas geben, mehr nicht. Also voll Stoff! Bums! Der Flitzer liegt das erste Mal auf der Seite. Irgendwie von der Rampe gerutscht. Die gelben Engel nahen. RCO-Clubchef Robert Heidrich und seine Freundin stellen das Vehikel wieder auf die Räder.

Anfängerfehler. Kann doch passieren. Stev nimmt davon kaum Notiz, lenkt stattdessen selbst seinen Flitzer durch den Kurs. „Hinterher!“, denke ich, nehme im Zeitlupentempo sogar die erste 180-Grad-Kehre mit Bravour, ebenso wie die ersten beiden Hügel. Geht doch! Bums! Das Auto hängt in der nächsten Kehre hinter der Absperrung, kommt nicht mehr vor und zurück. Wieder sind die gelben Engel unterwegs. Sie werden dank meiner Fahrkünste heute noch jeden Grashalm abseits der 300 Meter langen Piste kennenlernen.

Irgendwann geht auch die erste Runde einmal zu Ende. Nach einer gefühlten halben Stunde, etlichen Kiesbettlandungen und sechs Dutzend Schimpfwörtern donnert der Bolide im Maßstab von 1:10 über die Ziellinie. Bis zu 90 Stundenkilometer schaffen die Profis mit ihren frisierten Maschinen, ich mache besser auf Spielstraße. Stev hat einen Tipp für mich parat, wie ich noch besser um die Kurven komme. Mittendrin Vollbremsung, das Auto rutscht um die eigene Achse, wieder Vollgas! Hätte mir auch gleich einfallen können, ziehe schließlich in meinem japanischen Redakteursmobil auch gern mal bei 140 Sachen die Handbremse, um elegant durch Ottendorfs Hirschkurve zu schlittern. Ziemlich ausgefuchst, der junge Mann.

Der Trick glückt tatsächlich, gleich beim ersten Mal. Dass in der nächsten Kurve wieder die gelben Engel ... geschenkt! Trotzdem hat’s mich jetzt gepackt. Die Unsicherheit ist verflogen. Volles Tempo, bremsen, zwischendrin mal lenken – und die gelben Engel wetzen wie die Wiesel.

Einige Runden später verstehe ich, was Stev und die anderen Offroad-Freunde antreibt. Spaß und Ehrgeiz – den man so besser nicht auf der Straße auslebt. Funktioniert übrigens auch bei unserem Fotografen, der beim RCO in Kürze wohl einen Mitgliedsantrag ausfüllen wird. Tatsächlich hat er schon nach wenigen Sekunden deutlich mehr Talent als ich bewiesen. Sei es drum. Am Ende macht nur Übung den Meister. Vielleicht also beim nächsten Mal.

Neben dem Tag der offenen Tür am Sonnabend – bei dem auch Speisen und Getränke angeboten werden – muss die neue Anlage am Sonntag gleich den ersten Härtetest bestehen. Ab 8 Uhr steht dort der zweite Lauf des Sachsencups an. Zuschauer sind an der Rennbahn gern gesehen. Die Strecke befindet sich an der Werkstraße (an der B 97 hinterm Haltepunkt Nord in Richtung Würschnitz abbiegen, dort aber gleich geradeaus zum Werk fahren).

www.rco-ottendorf-okrilla.de