Von Ines Mallek-Klein
Rinderrouladen mit Rotkraut und Klößen hat Jens Schräger im Ofen. Er würde damit gerne hungrige Wanderer satt machen. Doch die kehren in diesen Tagen nur sehr, sehr selten in der Gohrischer Gaststätte „Zur Mühle“ ein. Null Gäste am Montag, ein Gast am Dienstag und vier am Mittwoch. Wenn Jens Schräger die Abrechnung der letzten Wochen durchsieht, kräuseln sich die Sorgenfalten auf seiner Stirn. „Ewig ist das nicht zu verkraften“, sagt er und schaut von der Terrasse aus nicht auf das Felsmassiv des Papststeins, das von der Frühjahrssonne fotoreif ausgeleuchtet wird. Er schaut auf den Bagger, der gerade an seiner Gaststube vorbeirumpelt.
Seit Oktober vorigen Jahres geht das nun schon so. Die Kreisstraße K 8743 wird zwischen der Zufahrt zum Terrassenhof und dem Abzweig am Alten Schulweg in Gohrisch grundhaft saniert. Hochwasserschäden aus dem Jahr 2010 machen die Bauarbeiten nötig. Gleichzeitig kommen neue Wasser-, Gas- und Stromleitungen unter die Erde. Jens Schräger hat seine Erlaubnis zum Bau erteilt, allerdings mit dem Hinweis, dass es keine Einschränkungen für Gäste und für Lieferanten gibt. Doch die finden gar nicht erst zu ihm, sagt er. Schuld seien die vielen Schilder, die auf Sackgassen hinweisen und eine weiträumige Umleitung empfehlen. Die wurde mit der Gemeinde Gohrisch, der Polizei und den betroffenen Verkehrsunternehmen abgestimmt, heißt es aus dem Pirnaer Landratsamt. Dort bittet man die Anwohner um Verständnis und um Geduld. Die ist nötig.
Die Bauarbeiten dauern noch bis zum 30. August – vorausgesetzt, es gibt keine Unwetter wie im vorigen Jahr. So lange wird auch die Vollsperrung der Kreisstraße dauern. Die Zufahrt zu den Grundstücken soll bis auf ganz wenige Einschränkungen immer möglich sein, sagt die Abteilungsleiterin Straßenbau und Verkehr, Martina Fehrmann. Sie rät den Betroffenen, sich für Absprachen direkt an die Baufirma vor Ort zu wenden. Das hat Jens Schräger schon getan. Bisher hat ihn jede Getränkelieferung erreicht, aber auch nur, weil sein Lieferant ein kleines Auto einsetzt, das durch die Baustelle passt. Bei den Gästen muss er auf deren Mut hoffen, in die Sackgasse zu fahren. Sie erreichen die Mühle am besten über die Gohrischer und Pfaffendorfer Straße. „Ich habe extra Schilder angebracht“, sagt Jens Schräger. Die Gemeinde Gohrisch lässt ihn gewähren. Der Terrassenhof liegt am anderen Ende der Dauerbaustelle. Hier ist man froh, dass die Cunnersdorfer Straße wieder befahrbar ist. „Wir sind von Königstein aus gut erreichbar“, lassen die Wirtsleute wissen.
Jens Schräger hofft auf das Osterfest. Traditionell sind dann Urlauber und viele Tagesgäste rund um Gohrisch unterwegs. Wenn das Wetter stimmt, ist die Terrasse voll. Der Gastwirt wird sich entsprechend bevorraten. Der neue, in der Winterpause angeschaffte Herd wartet darauf, zu zeigen, was er mit seinen sechs Flammen kann. Jens Schräger hat sein Gohrischer Elternhaus zur Gaststätte um- und ausgebaut. Es ist seine zehnte Saison, und er hofft, sie nicht ausfallen lassen zu müssen. Einen Plan B gibt es schon. Jens Schräger könnte bei einem befreundeten Gastronomen in der Küche arbeiten – aber die eigene wäre dem 41-Jährigen deutlich lieber.