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Vom hoffnungslosen Verfall zum neuen Glanz

Krankenhauskirche Großschweidnitz zum 100. Geburtstag saniert Zum 100-jährigen Bestehen des Sächsischen Krankenhauses für Psychiatrie und Neurologie Großschweidnitz wird auch die Kirche auf dem Gelände des Krankenhauses wieder geweiht.

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Von Rolf Hill

Krankenhauskirche Großschweidnitz zum 100. Geburtstag saniert

Zum 100-jährigen Bestehen des Sächsischen Krankenhauses für Psychiatrie und Neurologie Großschweidnitz wird auch die Kirche auf dem Gelände des Krankenhauses wieder geweiht. Das historische Ereignis nimmt einen wichtigen Platz im Programm der Festwoche vom 20. bis 27. April ein.Am kommenden Mittwoch um 14 Uhr wird der feierliche Akt in Anwesenheit von Landesbischof Volker Kress vollzogen. Krankenhaus-Verwaltungsdirektor Dr. Dieter Panzner ist die Freude anzusehen: "Wir hatten es kaum zu hoffen gewagt, dass die zu DDR-Zeiten dem Verfall preisgegebene Kirche zu unserem großen Jubiläum wieder eingeweiht werden kann."

Zwei Weltkriege hinterlassen Spuren

Das am 20. April 1902 eingeweihte und auf dem höchsten Platz des Klinikgeländes stehende Gotteshaus, das einzige übrigens in Großschweidnitz, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. So gingen die beiden Weltkriege nicht spurlos an der Großschweidnitzer Anstaltskirche vorüber. Beide Male mussten die Glocken und Orgelpfeifen zum Einschmelzen abgegeben werden. Dazu heißt es in der Chronik: "Am 24. Juni 1917 läutet das Dreiergeläut der Kirche zum letzten Mal. Am 28. werden die zerschlagenen Glocken vom Kirchturm herabgeworfen. Die mittlere Glocke verbleibt. Die Orgelpfeifen werden am 31. nach Löbau abgeliefert. Vor den Orgelprospekt wird eine graue Scheuerleinwand gehängt."Nach dem Ersten Weltkrieg konnten diese Glocken zunächst erneuert werden, doch gingen die große und die mittlere in den Wirren des Zweiten Weltkrieges erneut verloren. Nach Auskunft von Historikern müsse man davon ausgehen, dass sie als "junge" Glocken des 20. Jahrhunderts damals sofort nach der Ablieferung ohne Dokumentation eingeschmolzen und zu Rüstungszwecken weiterverwendet wurden.

Schlimme Folgen eines defekten Daches

Die letzten Jahrzehnte waren besonders schmerzlich für die Kirche. Ein defektes Dach hinterließ so schlimme Spuren, dass dem Sakralbau sogar der Abriss drohte. "Besonders nach der Schließung im Jahre 1977 - der letzte Gottesdienst wurde zum Osterfest gehalten - war das Schicksal des Gebäudes sehr fragwürdig", erinnert sich Dr. Panzner. Erste Bemühungen, die Kirche zu retten, gab es zu Beginn der 80er Jahre. 1982 wurde zwischen Krankenhausdirektion, Vertretern der Kirche, des Bauamtes und der Denkmalpflege beschlossen, die Kirche nicht abzureißen, sondern sie instand zu setzen. Wirklich wirksame Arbeiten begannen aber erst rund sieben Jahre später. In 2 082 Stunden freiwilliger Arbeit durch bis zu 70 Helfer wurde die Kirche bis zur Turmspitze eingerüstet und so gut es ging saniert. "Erwähnenswert", so der Verwaltungsdirektor, "ist unbedingt die Initiative der Gemeinde Großschweidnitz, für die Restaurierung des Geläuts zu sammeln." Immerhin kamen dabei - einschließlich der Eigenbeteiligung des Krankenhauses - 21 453 Mark zusammen. Damit war es möglich, 1998 das Geläut wieder zu installieren. Unter Regie des Hochbauamtes Bautzen wurde außerdem seit 1991 der inzwischen festgestellte Schwammbefall im Orgelraum und im Holz der Emporen aufwändig saniert.
"Am 28. März 2002 waren endlich alle Arbeiten abgeschlossen und auch die neue Orgel an ihrem Platz", resümiert Dr. Panzner. "Heute verfügt unsere Kirche über 412 Sitzplätze, eine moderne Heizung und wird nach der Weihe sowohl für das Krankenhaus als auch für den Ort Großschweidnitz und das Umland offen sein."