SZ +
Merken

Von Schwimmbogen bis Bratapfelwurst

Die ersten Weihnachtsmärkte öffneten am Wochenende – was gelungen ist und was noch nicht.

Teilen
Folgen
NEU!
© Norbert Millauer

Von Sven Görner und Peter Redlich

Die Lichter sind angezündet. Der Glühwein heiß. Die Bratwurst brutzelt, die Pfefferkuchen locken. Es ist Weihnachtsmarktzeit im Elbland. Wie gut das die Organisatoren in Bärnsdorf, in Altkötzschenbroda und im Winzerhof von Friedrich Aust hingekriegt haben – die SZ hat sich‘s angeschaut.

Ideenreich: Friederike Curling-Aust zeigt ihre neuesten Engel auf dem Weihnachtsmarkt der Familie um Winzer Friedrich Aust an der Weinbergstraße. Foto: Norbert Millauer (2)
Ideenreich: Friederike Curling-Aust zeigt ihre neuesten Engel auf dem Weihnachtsmarkt der Familie um Winzer Friedrich Aust an der Weinbergstraße. Foto: Norbert Millauer (2)
Einzigartig: Schwibbogen gibt es viele. Doch einen Schwimmbogen haben nur die Bärnsdorfer. Seit drei Jahren ist er der Hingucker beim eintägigen Weihnachtsmarkt am Dorfteich. Der Schwimmbogen ist ein Beweis, dass die Bärnsdorfer nicht nur ungewöhnliche Id
Einzigartig: Schwibbogen gibt es viele. Doch einen Schwimmbogen haben nur die Bärnsdorfer. Seit drei Jahren ist er der Hingucker beim eintägigen Weihnachtsmarkt am Dorfteich. Der Schwimmbogen ist ein Beweis, dass die Bärnsdorfer nicht nur ungewöhnliche Id © Norbert Millauer

Beim Bärnsdorfer Markt ist

alles echt aus Bärnsdorf

Das nasskalte Schmuddelwetter war am Sonnabend nicht gerade geeignet, Adventsstimmung aufkommen zu lassen. Und so füllte sich der kleine Markt am Fuße der Kirche auch langsamer als im vergangenen Jahr. Markus Mambk vom Verein Bärnsdorferleben, dem Veranstalter, nahm das dennoch gelassen. Schließlich hofften die Markmacher ohnehin auf etwas weniger Besucher. Denn spätestens seit 2011 der Schwimmbogen auf dem Dorfteich Premiere hatte, wird der Bärnsdorfer Weihnachtsmarkt geradezu überrannt. „Wenn man eine halbe Stunde auf eine Bratwurst warten muss, macht das keinen Spaß mehr“, so Mambk. Darum wurde diesmal auch auf jegliche Werbung verzichtet.

Wird auf dem Dresdner Striezelmarkt wert darauf gelegt, vor allem sächsische Produkte anzubieten, ist auf dem dörflichen Mini-Markt vieles made in Bärnsdorf. Ein Muss sind dabei inzwischen die Holunderprodukte – vom Likör über den Sirup bis hin zum Gelee. Und auch die original Bärnsdorfer Fischsuppe gehört dazu. Doch das ist längst nicht alles. So gab es hübsche Figürchen aus Bärnsdorfer Porzellan, wunderschöne Schwibbogen und Schnitzereien sowie originelle Adventsgestecke und Patchwork-Arbeiten zu bewundern.

Auch beim kulturellen Begleitprogramm wurde aus dem eigenen Dorffundus geschöpft: ob nun beim Puppenspiel, dem Gesang in der Kirche oder bei der kleinen Kunstausstellung mit Malerei. Obwohl die Einnahmen einem guten Zweck im Dorf zugute kommen, waren die Preise moderat: Glühwein 1,50 Euro, Bratwurst zwei Euro, Kaffee und selbst gebackener Kuchen vom Mütterkreis für je einen Euro.

In den Griff bekommen müssen die Organisatoren im nächsten Jahr dagegen das Parkproblem. Zwei Tage vor dem Markt hatten sie vom Landratsamt die Auflage bekommen, wenigstens eine Seite der Ortsdurchfahrt freizuhalten. „So schnell war es uns nicht mehr möglich, Alternativen zu schaffen“, sagte Markus Mambk.

Dresdner vergleichen Kötzschenbroda mit dem Striezelmarkt

Keine Frage, Olaf Böhme war am Sonnabend der Renner mit seiner derb-urigen Lyrik, die an den betrunkenen Sachsen erinnert. Dem Dresdner sind die Landeshauptstädter offenbar zuhauf nach Altkötzschenbroda gefolgt, wie die Nummernschilder rund um den Anger anzeigten. Es hat sich in Dresden herumgesprochen, dass auf dem Radebeuler Weihnachtsmarkt die Musik noch komplett original ist. Vom deftigen Romano-Jazz bis zur verballhornten Erzgebirgsweise. Der Winzerglühwein ist hier zumeist einen Euro preiswerter zu haben als auf dem Dresdner Altmarkt und mindestens so gut.

Für Kinder waren Ponys zum Reiten da, für Erwachsene Spielzeughersteller aus dem Erzgebirge auf dem Hof von Achim Bunde. Dazwischen immer wieder Lagerfeuer zum Händewärmen. Und Fleischer Matthias Münch lockte mit einer Neuschöpfung: Bratwurst, in der auch Bratapfel und Zimt mit drin ist.

Der schöne Lichterpfad mit den bemalten Laternen der Kostüm- und Bühnenbildnerin Bärbel Voigt nach der Geschichte von Igor Strawinskys Ballettsuite „Petruschka“ verzückte die Gäste des Weihnachtsmarktes besonders. „Lichterglanz und Budenzauber“ musste am Sonnabend noch unterm Nieselregen bestehen. Mit dem trockeneren Wetter am Sonnabend strömten bis zu 10 000 nach Altkötzschenbroda.

Was allerdings auch das Problem zeigte. Die Baustellen – gerade zur Adventszeit – erschwerten für viele die Anreise. Die Meißner Straße war am sonst verkehrsruhigen Sonntag mit Staus verstopft.

Am zweiten und dritten Adventswochenende lädt der Kötzschenbrodaer Weihnachtsmarkt erneut ab 11 Uhr ein.

„Mascha und der Bär“ kommen ins Weingut der Familie Aust

Wer den dicken Verkehr auf der Meißner Straße meiden wollte, bog halt aus Dresden kommend schon in Mitte in die Höflößnitzstraße ab. Im Weingut von Friedrich Aust hatte die Familie die blauen Hoftore weit geöffnet. Glühwein und Bratwurst gab es sowieso zwischen den Feuerkörben, aber auch Töpferwaren, künstlerisch fein gestaltete Laternen und die Engel von Friederike Curling-Aust, der Schwester des Winzers.

Am dritten Adventswochenende ist von 15 bis 20 Uhr wieder Weihnachtsmarkt im Hof. Dann außerdem mit Theater für Kinder im historischen Gartensaal – „Mascha und der Bär“ wird aufgeführt.