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Waldheimer baut am Netz der Zukunft

Ein Straßenbauer hat sich auf Glasfaserausbau spezialisiert. Doch in der Heimat ist er fast unbekannt.

Von Verena Toth
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Andreas Schönberg (r.) mit seinem ehemaligen Teilhaber Hendrik Ertel an einer Baustelle in Bretten. Dort baut seine Firma ein komplettes Glasfasernetz für die Stadt.
Andreas Schönberg (r.) mit seinem ehemaligen Teilhaber Hendrik Ertel an einer Baustelle in Bretten. Dort baut seine Firma ein komplettes Glasfasernetz für die Stadt. © privat

Waldheim. Alle sprechen davon, doch tatsächlich umgesetzt wird der Ausbau des schnellen Internets in der mittelsächsischen Region nur im Schneckentempo. Wie der flächendeckende Ausbau eines Glasfasernetzes in einer Stadt funktionieren kann, weiß Andreas Schönberg.

Mit seiner Waldheimer Firma Schönertel hat er sich innerhalb der vergangenen Jahre zu einem Spezialisten in Sachen Glasfasernetzausbau entwickelt. In zahlreichen Projekten, vor allem im Westen der Republik, haben er und seine rund 120 Mitarbeiter und Subunternehmer bereits viele Kilometer des bunten Kabels in die Erde verlegt. 

Und er ist mit seinem Unternehmen weiter auf Wachstumskurs. „Unsere Umsätze verdreifachen sich, wir haben und werden weiter viel in diese Aufgaben investieren“, blickt der Inhaber und Geschäftsführer voraus. Nur in seiner eigenen Heimat ist der findige Bauunternehmer noch nicht zum Zuge gekommen. Ginge es nach ihm, könnte sich das in den nächsten Jahren ändern.

Angefangen hatte der Waldheimer Andreas Schönberg als klassischer Straßen- und Tiefbauer. Vor zehn Jahren gründete er seine Firma Pflaster- und Wegebau, mit der er Aufträge in ganz Sachsen übernahm.

Durch Zufall erhielt der junge Bauunternehmer einen Tiefbau-Auftrag im Odenwald in Hessen. Daraus entwickelte sich ein vierjähriges Großprojekt, in dem seine Firma Glasfaserkabel verlegte. Im Rheinland-pfälzischen Römerberg waren es dann bereits 2 000 Hausanschlüsse, die der Waldheimer mit seinem Team realisierte. Hinzu kam dann aber auch noch das komplette Projektmanagement.

Weil die Aufträge immer größer wurden, hob er 2016 die Firma Schönertel aus der Taufe. Als Experte und Rundumanbieter kann er nun von der ersten Projektierung eines Breitbandnetzes über den Tiefbau bis hin zum Anschluss bis ins Haus alle Arbeitsschritte bieten. Sogar ein spezielles Pflug-Verfahren, mit dem die Rohre und Kabel quasi in einem Arbeitsschritt schnell in den Boden verlegt werden können, hat der 36-Jährige entwickelt und patentieren lassen. „Das ist bislang einzigartig in Deutschland“, berichtet er stolz.

Weitere Großprojekte mit Umfängen von mehreren Millionen Euro folgten. So schloss sein Unternehmen im Jahr 2016 im bayrischen Gleiritsch 250 Haushalte ans schnelle Netz an. „Aktuell arbeiten wir in Bretten an einem Großauftrag, 3 000 Haushalte erhalten einen modernen Internetanschluss“, berichtet er.

Seit 2017 ziehen seine meist aus Polen stammenden Mitarbeiter von Straßenzug zu Straßenzug, um dort die nötigen Kabel zu verlegen. Mitte dieses Jahres soll das Projekt abgeschlossen sein. Die Stadt in Baden-Württemberg sei etwa vergleichbar mit Döbeln. „Ermöglicht wurde das durch eine rein private Investition eines Fonds, der sich ganz gezielt dem Ausbau der Infrastruktur widmet“, so Schönberg.

Die Erfahrungen, die der Waldheimer mit den bisherigen Großprojekten bereits gesammelt hat, könnten auch seiner Heimatregion zugutekommen. „Wir haben testweise den Glasfaserausbau für die Gewerbegebiete Waldheim und Hartha schon mal geplant. Etwa 700 000 Euro würde es kosten, die Gebiete und die etwa 50 Unternehmen zu erschließen“, so Schönberg.

Es wurden bereits erste Gespräche mit den Investoren des Fonds geführt, die die Summe aufbringen würden. „Ein nächster Schritt ist, die Firmen in den Gebieten anzusprechen und den tatsächlichen Bedarf und die Bereitschaft für Anschlüsse ans schnelle Internet zu ermitteln“, erklärt der der Waldheimer, der das Netz als Betreiber übernehmen möchte. „Wenn das tatsächlich klappen würde, wäre das ein wichtiges Zeichen für unsere Region“, so Schönberg.

Wie der Ausbau besser und wesentlich schneller geht, machen andere europäische Staaten bereits vor. Schweden sei mit diesem Thema bereits schon zu 95 Prozent durch. „Dort ist das Glasfasernetz fast komplett gebaut. Dieses Projekt wurde von oben besser gesteuert und gelenkt.

Auch Dänemark ist ein gutes Beispiel, die sind auch schon sehr weit mit dem Ausbau. Der große Vorteil dort ist, dass wesentlich weniger Bürokratie herrscht“, berichtet Schönberg. In Deutschland dagegen habe man den Ausbau vielerorts viel zu lange verschlafen und gute Gelegenheiten verpasst.

So hätten beispielsweise viele Stadtwerke bei ohnehin nötigen Bauarbeiten entsprechende Leerrohre gleich mitverbauen können. „Oder aber auch ganz aktuell hier bei uns in Waldheim, mit dem Bau des Radweges, hätte man diese ganz einfach auch schon in die Erde legen können“, sagt er und wünscht sich mehr Vorausblick bei den Verantwortlichen.

„Ein weiteres großes Problem für Kommunen hierzulande ist, dass zwischen Kostenschätzungen und dann dem tatsächlichen Projektbeginn viel zu viel Zeit vergeht. Wenn eine Studie bereits vier Jahre alt ist, dann sind die darin erhobenen Baupreise logischerweise längst nicht mehr aktuell“, erklärt der Bauexperte.