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Waldstraßenviertel ausverkauft

Familie Fischer lebt seit Kurzem auf einem der 70 Grundstücke im größten Wohnbaugebiet des Kreises. In der Nachbarschaft wird noch gebaut.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft

Die Häuser haben flache Dächer, spitze Dächer. Manche sind gelb, andere weiß oder rot gestrichen. Landhausstil und schlichte Siedlungsarchitektur sind hier Nachbarn. Und mittendrin Familie Fischer. Sie haben eins der letzten Grundstücke gekauft. Jetzt gibt es nichts mehr im 70 000 Quadratmeter umfassenden größten Wohnungsbaugebiet im Kreis Meißen.

Eines der mittelgroßen Grundstücke nennt nun die junge Familie ihr Eigen. Zwölf Jahre lang haben Fischers in Radebeul zur Miete gewohnt. Nahe der Waldstraße. Sie sahen, wie das neue Wohngebiet entsteht, wie es wächst. Das Waldstraßenviertel. Auch Dichterviertel genannt, weil die Straßen hier Namen tragen wie Lessing- und Kleiststraße. „Wir sind oft durchgefahren, haben nachgedacht. Ein Haus bauen wollten wir immer. Die Gegend gefällt uns, woanders wollten wir ungern hin“, sagt Annett Fischer.

Auch ihr Mann fühlt sich hier verwurzelt. Ursprünglich kommen sie aus Pirna und Chemnitz, haben sich bei der Arbeit kennengelernt. Henrik Fischer ist in der Verwaltung eines Krankenhauses tätig, seine Frau im kaufmännischen Bereich eines Unternehmens. Die Kinder machen das Leben komplett. Sie gehen hier in die Kita, in die Schule. Das stärkt den Wunsch zum Bleiben. Der zum Bauen wird von Freunden unterstützt, die das Wagnis schon hinter sich haben. Im Dichterviertel ergeben sich interessante Gespräche beim Makler. Bis Fischers sich entscheiden und mit dem Radebeuler Unternehmen Villa Belavista ihre Baufirma finden. Alles läuft nach Plan. Im September ziehen sie um. Auf ihre neuen eigenen 140 Wohn-Quadratmeter.

Auch mit den Nachbarn klappt es. Viele Freunde sind darunter, neue Bekanntschaften ebenfalls. Fischers schätzen das. Wie die Nähe zum Wald, zum Spielplatz, zu Dresden. Zum Zentrum von Ost mit dem Kulturbahnhof und vielen Läden. Alles ist schnell zu erreichen: Einkaufsmarkt und Arzt, Musikschule und Schwimmen. Gibt es gar keine Mängel? Der Lärm von der Autobahn vielleicht? Das wussten wir vorher. Damit kann man leben. Irgendwas hört man immer, sagt die Frau des Hauses.

Also ist die Familie wunschlos glücklich? Nicht ganz. Die Telekom kommt mit den Anschlüssen nicht hinterher, kein Telefon, kein Wlan. Noch fünf Monate sollen sie warten. Beim Bäcker im Markt hätten sie gern bessere Öffnungszeiten, soll er doch künftig Sonntagnachmittag geschlossen bleiben. Und die Straße vorm Haus: Weil rundum noch der Hausbau läuft, soll sie erst nächstes Jahr fertig werden. Vorher wird es wohl nichts mit dem Pflastern am Hauseingang.

Makler Michael Pilz kennt viele solcher Geschichten wie die der Fischers. Mit seinem Kollegen Jens Beck hat er das Gebiet unter die Leute gebracht. 70 Grundstücke an 70 Erwerber auf dem Areal des holländischen Bauträgers Kondor Wessels. Etwa ein Drittel der neuen Bewohner kommt aus Radebeul, die anderen vor allem aus Dresden, auch aus Moritzburg und München.

Alle Grundstücke sind vergeben, so Pilz. Bei einem Quadratmeterpreis ab 195 Euro aufwärts. Dass das in relativ kurzer Zeit gelingt, hatte anfangs nicht mal der Makler selbst geglaubt. Nach dem Baubeschluss des Stadtrats startete Anfang 2011 der Verkauf. Doch teils enge Vorgaben für die Gestaltung schreckten manchen Bauwilligen ab. Das räumte vor einiger Zeit auch Leo de Man von Kondor Wessels ein. Gemeinsam mit der Stadt fanden sich neue Wege, die Bauherren erhielten mehr Spielraum.

Verkaufsabschluss heißt nicht Bauabschluss. Etwa 20 Häuser entstehen noch. Außerdem die fünf Stadtvillen der SWG. Für die Ersten beiden mit wenigen freien Wohnungen ist Anfang Dezember Richtfest. Gleichzeitig wird der Grundstein für die übrigen gelegt. In zwei zieht betreutes Wohnen ein, heißt es von der SWG.

Das schwedische Bau- und Immobilienunternehmen NCC plant zehn Doppelhaushälften. Auch die Wohnungsgenossenschaft Lößnitz hat schon fünf Mehrfamilienhäuser im Viertel gebaut.

Neben all den technischen Fakten verweist Michael Pilz gern auf ein ganz spezielles Merkmal des Dichterviertels. Es beherbergt sehr viele Kinder. Knapp 100 hat er schon gezählt.

Ihnen und ihren Eltern wird der „grüne Finger“ gefallen. Der Grünstreifen vom Wald quer durchs Wohngebiet soll im nächsten Frühjahr entstehen, sagt Baubürgermeister Jörg Müller. Und nennt den Plan dafür gelungen – wie das ganze Viertel.