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Warum ein Haus verschwindet

Pirna plädiert dafür, das markante Gebäude abzureißen. Es steht einem anderen Bauwerk im Weg.

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© Thomas Möckel

Von Thomas Möckel

Pirna. Das Haus Klosterhof 3 in Pirna ist ein wuchtiges Gebäude, die Vorderfront zeigt zur Klosterkirche und zum Stadtmuseum, die Rückseite zur Grohmannstraße und zum Bahndamm. Ganz früher beherbergte das Haus eine Schule, bis vor wenigen Jahren arbeiteten Mitarbeiter der Stadtverwaltung darin. Heute residiert im Erdgeschoss ein Fahrradverleih, der Großteil des Objekts steht leer. Möglicherweise sind nun aber generell die Tage des Gebäudes gezählt. Die SZ fasst zusammen, wie es um die Zukunft des Hauses bestellt ist.

Was soll mit dem Haus Klosterhof 3 geschehen?

Die Stadt Pirna, Eigentümer des Hauses Klosterhof 3, plädiert dafür, das Gebäude vollständig abzureißen. Nur auf diese Weise ließen sich ein ordentlicher Verkehrsfluss auf der Grohmannstraße sowie ein tauglicher Hochwasserschutz in diesem Bereich miteinander vereinbaren. Der Stadtrat soll den Abrissplänen auf seiner Sitzung am 17. Oktober zustimmen.

Warum soll das markante Gebäude verschwinden?

Um Pirnas Altstadt künftig besser vor Hochwasser zu schützen, plant die Landestalsperrenverwaltung (LTV) den Bau einer großen Flutschutzwand. Die soll einmal weit draußen in der Schifftorvorstadt beginnen und stadtseitig parallel zum Bahndamm bis zur Kurve der Grohmannstraße am alten Bahnhof verlaufen. Bei dem Bau sind aber bestimmte Mindestabstände zwischen Bahndamm und Mauer, eine vorgegebene Wanddicke der Mauer sowie eine Mindestbreite der Grohmannstraße zu beachten. Das Dilemma: Im Bereich der Grohmannstraße zwischen dem Haus Klosterhof 3 und dem Bahndamm ergeben sich laut dieser Planung aber akute Platzprobleme – vor allem dann, wenn der Verkehr auf der Trasse weiterhin so fließen soll wie bisher. Die LTV ließ daraufhin mehrere Bauvarianten untersuchen. Einige sahen vor, die stationäre Flutschutzmauer in dem betroffenen Bereich zu unterbrechen und im Flutfall mobile Elemente einzufügen. Dies aber lehnt die LTV mangels eines ausreichenden Hochwasserschutzes ab. Varianten, die Grohmannstraße an dieser Stelle schmaler als bisher zu machen, stoßen hingegen bei der Stadt auf Ablehnung. Sowohl im Hinblick auf den Einsatz von Feuerwehr- und Rettungsfahrzeugen als auch für den Alltagsverkehr scheide eine solche Einschränkung aus. Um Flutschutz und Straßenverkehr unter einen Hut zu bekommen, bleibt für Stadt und LTV lediglich die Alternative, das Haus Klosterhof 3 mindestens zu zwei Dritteln abzureißen – was laut dem Rathaus aber einem Totalabriss gleichkomme, da der Erhalt eines funktionslosen Fragments keinen Sinn mache.

Diese Variante wird von der LTV als alternativlos und als Vorzugsvariante dargestellt. Nun ist die Stadt als Eigentümer des Gebäudes gefragt, dem avisierten Abriss des Hauses zuzustimmen.

Was sagen die Denkmalschützer zu dem geplanten Abriss?

Nach Auskunft des Pirnaer Rathauses ist das Gebäude Klosterhof 3 ein Kulturdenkmal, das Landesamt für Denkmalschutz sei daher schon von Anfang an in das Verfahren einbezogen worden. Die Behörde hat gegenüber der LTV einem Abriss bereits zugestimmt. Das Landesamt begründet dies vor allem damit, dass das Haus Klosterhof 3 im Laufe der Jahre mehrfach baulich verändert wurde und nicht mehr im Originalzustand erhalten sei.

Was soll nach einem möglichen Abriss mit der Brachfläche geschehen?

Pirna knüpft die Zustimmung für den von der LTV bevorzugten Abriss an bestimmte Voraussetzungen: So soll die entstehende Baulücke, insbesondere in der Hofsituation des Klosterhofes, wieder durch einen Ersatzbau geschlossen werden. Dieser Neubau – mit kleinerer Grundfläche als das jetzige Gebäude – müsse architektonisch und städtebaulich eine besondere Qualität haben. Dies könne beispielsweise über einen Architekten-Wettbewerb erreicht werden. Und weil der Museumsstandort dringend aufgewertet werden soll, müsse der Ersatzbau auch dahingehend bestimmte Funktionen erfüllen – weil sich möglicherweise das Stadtmuseum später in das neue Haus erweitert.

Gibt es schon einen Zeitplan für die geplanten Vorhaben?

Einen Zeitplan mit konkreten Terminen gibt es noch nicht. Nach Aussage der LTV kommt aber die geplante Hochwasserschutzwand nicht vor 2020.