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Warum beim Hotel Stadt Leipzig nichts passiert

Die Wiederbelebung des einstigen Barockhotels in Dresden lässt auf sich warten. Jetzt meldet sich der neue Investor zu Wort.

Von Melanie Schröder
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Der einstige Prachtbau Hotel Stadt Leipzig gilt als der älteste, erhaltene Hotelbau Dresdens. Seit Jahren steht das denkmalgeschützte Gebäude leer und verfällt. Ein Dresdner Immobilienunternehmen will die Perle im Barockviertel wieder zum Strahlen bringen
Der einstige Prachtbau Hotel Stadt Leipzig gilt als der älteste, erhaltene Hotelbau Dresdens. Seit Jahren steht das denkmalgeschützte Gebäude leer und verfällt. Ein Dresdner Immobilienunternehmen will die Perle im Barockviertel wieder zum Strahlen bringen © Marion Doering

Seit Jahren liegt ein Großprojekt mitten im Dresdner Zentrum still im Dornröschenschlaf. Im Barockviertel ist das ehemalige Hotel Stadt Leipzig in der Heinrichstraße, Ecke Rähnitzgasse, nach wie vor in Bauplanen gehüllt. Darauf abgebildet ist der Blick in die Zukunft: Mit Wohnungen, Gewerbe und Büros soll sich das ehemalige Prachthotel unter dem Titel Heinrichhöfe wieder mit Leben füllen. „Anspruchsvolles Wohnen auf höchstem Niveau“ wird dabei auf einer schlichten Werbetafel angekündigt. Doch wann wird der Startschuss zum Ausbau wirklich fallen?

Die Geschichte des maroden Gebäudes ist lang. Viele Jahre wurde darauf gewartet, dass der denkmalgeschützte Komplex saniert wird. Der letzte Eigentümer, die Hotel Stadt Leipzig Objektgesellschaft mbH, die zum Warschauer Unternehmen Griffin Real Estate gehörte, kündigte mehrfach große Umbaupläne an. Doch dann wurde das Objekt, das als ältester, erhaltener Hotelbau Dresdens gilt, überraschend Ende 2018 verkauft. Auch mit dem neuen Eigentümer, der Dresdner Immobiliengesellschaft IIG, ist der Stein bislang noch nicht ins Rollen gekommen. Dabei hatte deren Projektleiter Uwe Werwach zu Beginn dieses Jahres angekündigt, voraussichtlich im Juni mit der Sanierung starten zu wollen. Schon damals erklärte er aber auch, es seien noch aufwendige Abstimmungen unter anderem mit dem Denkmalamt der Stadt nötig. Zudem sei es bei der derzeit guten Auftragslage für Baufirmen nicht leicht, Mitarbeiter zu bekommen.

Heute klingt das schon optimistischer. Laut Werwach werden die Bauarbeiten voraussichtlich im September starten. Noch immer fehlen allerdings vereinzelt Genehmigungen. „Auf ein konkretes Datum möchte ich mich deshalb jetzt nicht festlegen. Jeder, der mit Bau zu tun hat, weiß, dass das nicht möglich ist“, sagt Werwach am Telefon – und klingt dabei kurz angebunden. Anders als bisher vorgesehen sollen in dem Objekt in Summe 38 Wohnungen sowie Gewerberäume entstehen. Noch im Februar war Werwach von 34 ausgegangen. Der Fokus liegt auf gehobenen Wohnapartements. Die IIG hat dafür einige Grundrisse verändert und zum Beispiel kompakte Dreiraum- zu großzügigeren Zweiraumwohnungen geschnitten. Solche Anpassungen ziehen laut Werwach einen großen Verwaltungsaufwand nach sich – und zudem die Projektdauer in die Länge. Er nennt ein Beispiel: „Aus einem Abschnitt hätten wir gern eine Wohnung gemacht, doch laut den zuständigen Ämtern hätte dann die Belichtung in den Räumen nicht gestimmt. Deswegen wird die Fläche jetzt zu einem Büro.“

Bereits im Juni hat IIG bei der Stadt Unterlagen für eine Umplanung eingereicht. Der Änderungsantrag wird noch geprüft die Stadt auf SZ-Nachfrage mit. Dabei ginge es um veränderte Nutzungen und die Anpassung von Grundrissen und Fassaden. „Bis auf die ausstehende Bewilligung stünde einem Baubeginn zumindest aus Sicht der städtischen Denkmalbehörden nichts im Wege.“

Das Gebäude im Barockviertel wurde bereits 1457 erstmals erwähnt, 1685 wurde es nach dem großen Stadtbrand im barocken Stil wiederaufgebaut. Seit den späten 1980er-Jahren steht der einstige Prunkbau jedoch leer. Die Hauswand zur Heinrichstraße muss mit Holzpfosten abgestützt werden, weil sie einsturzgefährdet ist. Der Wiederaufbau soll originalgetreu erfolgen. Im Innenhof wird ein moderner Neubau entstehen.

Die Genehmigung für den ersten Bauabschnitt des historischen Gebäudes wurde bereits 2014 erteilt und bis heute verlängert. Im Februar ging laut Stadt eine Änderung bezüglich der Gastronomieflächen ein. Nur Details, nennt das Werwach, die das Projekt keineswegs infrage stellen.

Ein Zeitfenster für die Handwerker sei inzwischen bereits fixiert. Wenn im September mit den Arbeiten gestartet wird, rechnet Werwach mit einem Bauende im Frühjahr 2021. „Wir sind jetzt ein halbes Jahr im Verzug, ursprünglich hatten wir mit Ende 2020 geplant.“ Jetzt verschiebe sich zwar alles nach hinten, auf der Kippe stehe das Projekt aber nicht. „Es sind bereits viele Einheiten verkauft, es gibt also kein Zurück“, erklärt er. Für wie viele Wohnungen beziehungsweise Büro- oder Gewerbeflächen es bereits Eigentümer gibt, will er jedoch derzeit nicht verraten.