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Warum die Hexenburg Hilfe braucht

Das denkmalgeschützte Haus in Bühlau verfällt. Ohne Steuergelder, Spenden und Ehrenamt scheint die Rettung aussichtslos.

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Von Ingolf Reinsch

Größer als an der „Hexenburg“ in Bühlau können Gegensätze kaum sein. Vorn drohen Teile des historischen Gebäudes einzustürzen. Dahinter entstand in den vergangenen Jahren eine der modernsten Stall- und Reitanlagen der Region. Frank Milbrath hat hier wie dort das Sagen. Der von ihm geleiteten Milbrath & Partner GmbH gehört die historische Hexenburg. Das Paradies für Pferde und Reiter wird vom Reit- und Tennisclub Hexenburg Bühlau, einem eingetragenen Verein, betrieben, dessen Vorsitzender Frank Milbrath ist. GmbH und Verein agieren wirtschaftlich unabhängig voneinander, sagt der Unternehmer.

Das Baugerüst an einem der Seitenflügel der „Hexenburg“ sieht der Besucher erst auf den zweiten Blick. Es nimmt sich verloren aus bei der Größe des Gebäudekomplexes. Es zeigt aber auch, dass für den Denkmalschutz engagierte Bürger das Bauensemble nicht einfach aufgeben wollen. Auf Initiative des Fördervereins Fronfeste Bischofswerda haben jetzt erste Arbeiten zur Notsicherung begonnen. Dort, wo die Schäden am größten sind, wurde der Dachstuhl repariert, sagt Dr. Friedmann Karl Görbing vom Förderverein. Sobald es das Wetter zulässt, soll das Dach an dieser Stelle dicht gemacht werden.

Der um 1855 errichtete Vierseithof – Bauexperten sprechen von einer im Rundbogenstil errichteten Vierflügelanlage – war einst ein Dorf für sich. Sie beherbergte landwirtschaftliche Anlagen, war Bäckerei, Fleischerei, Brauerei und Brennerei in einem. „Stilistisch und bautypologisch ist das Gebäude ein Unikat für die Oberlausitz“, sagt Dr. Ulrich Rosner, Gebietsreferent im Landesamt für Denkmalspflege.

Aufgrund von Symbolen und Steinmetzarbeiten an der Fassade, die auf den Einfluss der Freimaurer hindeuten, bürgerte sich im Volksmund der Name „Hexenburg“ ein. Der Überlieferung nach soll das Bauwerk zwölf Tore, 52 Türen und 365 Fenster haben, die den Monaten, Wochen und Tagen eines Kalenderjahres entsprechen.

Um den weiteren Verfall des Gebäudeensembles zu stoppen, bewilligte das Landesamt für Denkmalspflege Ende vergangenen Jahres 17 000 Euro für die Förderung erster Baumaßnahmen. Dr. Rosner: „Natürlich wäre der jahrelange Verfall des Bauwerks vermeidbar gewesen. Der Seltenheitswert des Kulturdenkmals „Hexenburg“ rechtfertigt aber jede Anstrengung zur Rettung des Gebäudes, die nun in letzter Minute gestartet wird.“ Denkmalförderung beziehe sich immer auf das Kulturdenkmal an sich, egal wer der Eigentümer ist. „Die geplanten Sicherungsmaßnahmen sind dringend notwendig und auch rechtlich gesehen förderfähig“, sagt der Bauexperte.

Andere im Dorf und in der Gemeinde Großharthau sind skeptisch. Sie befürchten, das Geld könne in ein Fass ohne Boden fließen. Auch im Gemeinderat ist es umstritten, ob Großharthau 10 000 Euro für die Gebäudesicherung geben soll. Bei der Abstimmung Ende vergangenen Jahres sagten nur sieben Abgeordnete Ja. Drei stimmten mit Nein, fünf enthielten sich. „Die Gemeinde gibt das Geld nur, wenn die Hexenburg in das Eigentum des Bischofswerdaer Fördervereins Fronfeste übergeht mit dem Ziel, dieses Objekt in eine Stiftung überzuführen“, sagt Bürgermeister Jens Krauße (SPD). Am Donnerstag bekräftigte er: Die Gemeinde werde das Geld nur an einen Verein oder eine Stiftung, nicht an eine Privatperson auszahlen.

Eigentümer Frank Milbrath sagte auf Anfrage der SZ, ein Verkauf der Hexenburg sei im Moment für ihn „kein Thema“. Dass ihm dabei die in Aussicht stehenden Gemeindegelder verloren gehen, sieht er gelassen: „Wie es aussieht, schaffen wir die Sicherung auch mit Geldern des Denkmalschutzes.“ Zum Eigenanteil, der notwendig war, um erste Fördergelder abzurufen, steuerte die Milbrath GmbH 50 Prozent bei – 1 600 Euro. Ebenso viel Geld spendeten Bürger, vornehmlich aus Bischofswerda.

Die Milbrath GmbH hatte die Immobilie in den 1990er-Jahren gekauft, um ein Wellnesshotel daraus zu machen. Diese Pläne sind gescheitert. Wie die Hexenburg künftig genutzt werden kann, sei offen, sagte Frank Milbrath. Um das Gebäude über die nächsten Jahre zu retten, sind einer ersten Erhebung von Friedmann Görbing reichlich 100 000 Euro erforderlich. Um eine Sanierung, die Millionen kosten würde, geht es noch lange nicht.