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Warum Großnaundorf umworben wird

Konkrete Pläne für eine Eingemeindung gibt es nicht. Dennoch wird darüber eifrig diskutiert, denn Wachau streckteschon mal die Fühler aus.

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Von Carolin Barth

Großnaundorf schließt eine freiwillige Eingemeindung nicht mehr kategorisch aus. Seit Monaten wird in der Gemeinde schon darüber diskutiert. Den Stein ins Rollen gebracht hatte der Wachauer Bürgermeister Veit Künzelmann (CDU). Großnaundorf wäre neben Lichtenberg einer seiner Wunschkandidaten für einen Zusammenschluss. „Mein Ziel ist es, eine ländliche Einheitsgemeinde zu bilden“, sagt er. Eine Konstellation bestehend aus Wachau, Lichtenberg und Großnaundorf könnte neben den großen Städten den ländlichen Charakter dieser Orte bewahren. Wachau sichtete bereits Haushaltszahlen und Steuereinnahmen und will ein internes Arbeitspapier erstellen. Großnaundorf hat theoretisch die Wahl und könnte sowohl mit Pulsnitz als auch mit Wachau zusammengehen. Die Gemeinde ist umworben, einen Favoriten gibt es bislang noch nicht.

Warum kommt eine Ein-

gemeindung doch infrage?

„Die finanzielle Lage zwingt uns, darüber nachzudenken“, so Bürgermeister Jürgen Kästner. „Wir wollen für einen eventuellen Zusammenschluss gut vorbeireitet sein. Die Richtung aber ist offen. “ Wenn schon eine Eingemeindung nicht zu umgehen ist, soll sie unbedingt freiwillig geschehen. Nur so könnten noch Entscheidungen beeinflusst werden. „Wenigstens sollen uns die Zuschüsse vom Freistaat nicht verloren gehen.“ Rund 100000 Euro „Hochzeitsgeld“ würden fließen. „Es wäre ein gutes Polster, mit dem man etwas bewegen kann, doch es darf nicht entscheidend sein. Wir müssen langfristig denken, Für und Wider abwägen.“

Gibt es einen favorisierten Fusionspartner?

Bislang nicht. Für Pulsnitz spräche die seit über zehn Jahren bestehende Verwaltungsgemeinschaft. „Warum sollten wir die Strukturen auflösen?“, so Jürgen Kästner. Wenn Großnaundorf eine Fusion mit Pulsnitz ablehnen würde, müssten Stadtrat und Innenministerium zunächst zustimmen, da Großnaundorf dann aus der Verwaltungsgemeinschaft austreten würde. Für ein Zusammengehen mit Wachau spräche dessen sehr gute finanzielle Lage. Im Gemeinderat herrsche über einen Partner derzeit jedoch kein Einvernehmen. Auch die Einwohner seien zwiegespalten, sagt Jürgen Kästner. Man fühlt sich eher zu Pulsnitz zugehörig. Ämter und Ärzte sind hier. Doch auch die Wachauer Finanzkraft zieht, schließlich könne damit im Ort noch vieles bewegt werden.

Gab es bereits Gespräche zwischen Bürgermeistern?

Die gab es zum Thema Eingemeindung konkret noch nicht, sagt Jürgen Kästner. Er sowie seine Amtskollegen Veit Künzelmann (CDU) aus Wachau und Christian Mögel (CDU) aus Lichtenberg hätten sich getroffen, um über den Betrieb ihrer Klärwerke zu sprechen. Geplant war ein gemeinsamer Betreiber, doch man konnte sich nicht einigen. „Nach dieser Gesprächsrunde begannen die Diskussionen in der Öffentlichkeit“, so Kästner.

Trifft Großnaundorf schon Vorbereitungen?

Jürgen Kästner forderte seine Gemeinderäte schon im Mai diesen Jahres auf, erste Bedingungen für eine Eingemeindung zu formulieren. Demnach sollen die Kindertagesstätte „Kleine Strolche“, das Freibad sowie die Unterstützung der bestehenden Vereine erhalten bleiben. Außerdem könnte die Schule wiedereröffnet werden. Auch über Straßenausbaubeiträge müsse geredet werden. Die gibt es in Großnaundorf bislang nicht.

Welche Träume könnten verwirklicht werden?

Die finanzielle Lage der Gemeinde sieht schlecht aus. Sowohl in diesem als auch in den nächsten Jahren sind aus eigener Kraft keine Investitionen möglich. Mit einem finanzkräftigeren Partner könnte der notwendige Anbau an das Sportlerheim Wirklichkeit werden, um die Bedingungen zu verbessern.

Sollten die Großnaundorfer mitentscheiden dürfen?

Prinzipiell ja. Ob es einen Bürgerentscheid geben könnte, steht noch nicht fest. Für die Bürger aber sei es schwer, alle entscheidenden Fragen und Konsequenzen zu überblicken, sagt Jürgen Kästner.

Was erwartet den Partner, der mit Großnaundorf fusioniert?

Die Einnahmen aus Gewerbe- und Grundsteuer sind in Großnaundorf auf eher geringem Niveau. Für die Gemeinde spricht jedoch die geringe Pro-Kopf-Verschuldung: Sie liegt derzeit bei nur 180 Euro.