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Warum wird die B 98 nicht gleich richtig ausgebaut?

Die Bundesstraße in Neukirch bekommt ab heute neuen Asphalt. Eine Lösung nur für wenige Jahre.

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Wer im Neukircher Niederdorf an der Bundesstraße wohnt oder ein Geschäft betreibt, der hat die Baumaschinen innerhalb weniger Jahre zweimal vor der Tür. Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) beginnt heute mit der Erneuerung der Straßendecke. Der alte Asphalt wird abgefräst und durch eine neue, vier Zentimeter starke Deckschicht ersetzt. Die soll drei bis sechs Jahre halten. Dann wird wieder abgerissen, weil die Straße zwischen der „Eisengießerei“ und dem Forstweg saniert werden soll. Mancher im Dorf schüttelt darüber den Kopf. Nicht nur wegen der doppelten Belastungen.

„Hier werden unsere Steuergelder verschwendet“, sagt ein Gewerbetreibender, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Er wirft den Ämtern, auch im eigenen Ort, vor, keine Konzepte zu haben. „Neukirch fehlt ein Lärmschutzkonzept. Ein Radwegekonzept. Ein Verkehrskonzept überhaupt“, sagt er. Statt den Lkw-Durchgangsverkehr in den Ort reinzuziehen, sollte man ihn umleiten. Auch mit unpopulären Schritten wie Geschwindigkeits- und Tonnagebegrenzungen. Mit seiner Kritik steht der Neukircher nicht allein.

Unbestritten ist: Die Verkehrsbelastung im Ort, vor allem durch Lkw, hat in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. Die B 98 ist dem nicht mehr gewachsen. Kritische Bürger würden es deshalb lieber sehen, das Lasuv würde nur einmal, dafür aber gleich richtig bauen. Doch die Behörde entschied anders.

Warum wird die B 98 in Neukirch nicht schon jetzt saniert?

Die Voraussetzungen sind noch nicht gegeben. Für den reichlich einen Kilometer langen Abschnitt, der ausgebaut werden soll, laufen noch die Planungen, sagt Lasuv-Sprecherin Isabel Siebert. Es sind auch noch Abstimmungen mit der Gemeinde nötig. Baurecht we

Weshalb wird trotz dieser Pläne

jetzt die Asphaltdecke erneuert?

Warnbaken am Straßenrand und Tempolimits für Lkw zeigen: Die Straße ist verschlissen. Anwohner klagen seit Jahren, dass in ihren Schränken die Gläser klirren, wenn ein Laster an ihrem Haus vorbeifährt. Das Landratsamt, das für die Verkehrsregelung zuständig ist, reagierte und verfügte Tempo 30 für Lkw.

Nunmehr hätten die Belastungen „eine Schwelle erreicht, die zeitnahe Gegenmaßnahmen zur Einschränkung des Lärms und der Erschütterungen erforderlich machen“, heißt es beim Lasuv. Um die Belastungen für die Anlieger bis zu Beginn des Ausbaus zu reduzieren und die Verkehrsbeschränkungen aufheben zu können, müsse die Straßendecke erneuert werden.

Was sagt die Gemeinde zu den

Bauarbeiten?

Formell ist die Gemeinde Neukirch im Verfahren nur Zaungast. Die Straße gehört dem Bund; Bauherr ist das Landesamt für Straßenbau und Verkehr. Er hätte es lieber gesehen, man würde gleich grundhaft ausbauen, sagt Bürgermeister Gottfried Krause (CDU). Doch angesichts der Realitäten sei die jetzt beginnende Deckenerneuerung ein Kompromiss, den die Gemeinde mitträgt. Sie ist bemüht, die Belastungen für die Neukircher durch den Straßenbau in Grenzen zu halten. Bürger wurden auf einer Einwohnerversammlung informiert. Für Gewerbetreibende gab es ein Gespräch, auch um individuelle Lösungen zu finden.

Dreieinhalb Kilometer Asphalt in acht Wochen – kann das halten?

Auf 3,5 Kilometer Straße wird bis Ende August die Schwarzdecke erneuert. Der Bereich, der später saniert werden soll, bekommt nur eine vier Zentimeter starke Deckschicht. Zwischen Parkstraße und der Oberland-Kreuzung wird es einen dreischichtigen Asphaltaufbau geben. Der soll dann in den nächsten 15 Jahren halten.

Die Gemeinde übernimmt die B 98 –

Ist da was Wahres dran?

Kritiker in Neukirch befürchten, das Lasuv könnte jetzt nur die Straßendecke erneuern und anschließend der Gemeinde eine Straße übergeben, die noch nicht saniert ist. Lasuv-Sprecherin Isabel Siebert widerspricht: „Diese Befürchtungen sind unbegründet.“ Es werde keine Umwidmungen bzw. Abstufungen geben.

Leitende Mitarbeiter in Sachsens Straßenbauverwaltung erklärten in der Vergangenheit aber auch anderes. Demnach soll die B 98 künftig zwischen Bischofswerda und Steinigtwolmsdorf über Neustadt und den Hohwald ausgewiesen werden. In Putzkau, Neukirch und Ringenhain würde die Trasse dann zur Staats-, Kreis- oder Gemeindestraße abgestuft. (SZ/ir/ass)