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Was Anne Frank und Adolf Hitler verbindet

Eine szenische Lesung lässt Worte aus dem berühmten Tagebuch auf Passagen auf "Mein Kampf" treffen. Für die geplante Aufführung in Ostritz wird aber noch Geld gebraucht.

Von Jana Ulbrich
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Marianne Blum und Giudo Rohm lesen "Annes Kampf"
Marianne Blum und Giudo Rohm lesen "Annes Kampf" © Foto: Christian Reinhard

Es ist ein sehr besonderes und sehr beeindruckendes Projekt der Berliner Künstler Marianne Blum und Giudo Rohm: In einer szenischen Lesung lassen sie ausgewählte Passagen aus Hitlers "Mein Kampf" auf Auszüge aus dem Tagebuch von Anne Frank treffen. "Als wir zum ersten Mal davon gehört haben, waren wir uns einig: Dieses Stück müssen wir unbedingt bei uns in Ostritz zeigen", sagt Georg Salditt vom Organisationsteam des Ostritzer Friedensfests.

Immer, wenn sich auf dem Gelände des Hotels "Neißeblick" in Ostritz Rechtsextreme zu Kundgebungen, Kampfsport und Rechtsrockkonzerten treffen, setzen die Ostritzer eigene, friedliche Veranstaltungen dagegen. "Wir wollen damit zeigen, dass wir den Rechten nicht unsere Stadt überlassen", erklärt Salditt.

Am vorletzten Juni-Wochenende wird es wieder so weit sein. Mehr als 1.000 Rechtsextreme werden auf dem Hotelgelände an der Neiße zum "Schild und Schwert"-Festival erwartet. Genau an diesem Wochenende vom 21. bis 23. Juni feiert auch der Ostritzer Ballsportclub ein großes Fest: Das 100-jährige Vereinsjubiläum wird schon seit über einem Jahr vorbereitet. Deswegen, sagt Salditt, werde es diesmal auch kein großes Friedensfest auf dem Marktplatz geben. Der Ostritzer BC feiert sein Vereinsjubiläum in einem großen Festzelt am Sportplatz.

Am Donnerstagabend, dem 20. Juni, stellen die Sportler das Zelt als Veranstaltungsort für die Lesung zur Verfügung, mit der die Ostritzer Initiative diesmal auf das Neonazi-Treffen reagieren will. Noch aber ist nicht sicher, dass die Aufführung auch stattfinden kann. Denn noch wird Geld für die Finanzierung gebraucht. 

Normalerweise treten alle Künstler und Mitwirkenden des Friedensfests kostenlos auf und verzichten auf eine Gage. Bei der szenischen Lesung sei das aber nicht möglich, erklärt Michael Schlitt vom Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal, das die Lesung veranstaltet. Für die Künstler, die Bühnentechnik und die Werbung werden knapp 1.700 Euro benötigt. Das Geld soll über eine Crowdfunding-Aktion zusammenkommen. Seit Mitte März ist bereits die Hälfte zusammengekommen. Reichlich 800 Euro fehlen noch.

"Wir müssen es schaffen, die gesamte Summe zusammenzubringen", sagt Michael Schlitt. Nur, wenn das Spendenziel in der gesetzten Frist zu 100 Prozent erreicht ist, wird das Geld ausgezahlt, wenn nicht, wird es an die Unterstützer zurück überwiesen. Das gehört zum Prinzip beim Crowdfunding. 

Ein paar Tage sind noch Zeit. Michael Schlitt ist optimistisch. "Anne Frank gegen Adolf Hitler", das wäre es wirklich wert. Unterstützen kann man die Crowdfunding-Aktion über www.visionbakery.com/demokratisches-Denken

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