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Was aus Zittaus Kraftwerkern wurde

Nach dem Studium sicherten die Ingenieure die Energieversorgung der DDR ab, gingen später verschiedene Wege. Was sie nach 40 Jahren zu erzählen haben.

Von Elke Schmidt
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Die Seminargruppe K75/3 traf sich in diesem Jahr mal wieder in Zittau. Sie haben schöne Erinnerungen an das Studium und die Stadt.
Die Seminargruppe K75/3 traf sich in diesem Jahr mal wieder in Zittau. Sie haben schöne Erinnerungen an das Studium und die Stadt. ©  privat

Das Studium in Zittau war eine schöne Zeit, sagen die Studenten der Seminargruppe K75/3. Obwohl sie ihren Abschluss schon seit 40 Jahren in der Tasche haben, treffen sie sich immer noch regelmäßig einmal im Jahr und schwelgen in Erinnerungen.

Angefangen hat alles 1975, als 16 junge Männer an die damalige Ingenieurhochschule Zittau (IHZ) kamen und zu einer Seminargruppe wurden. Sie studierten Kraftwerkstechnik und Energieumwandlung und sind heute noch stolz auf ihre gute Ausbildung. „Kraftwerker leisten einen Beitrag für die Gesellschaft“, sagt zum Beispiel Harald Seidel noch heute. Er kam nach seinem Abschluss als Diplom-Ingenieur Maschinenbau ins Kraftwerk Jänschwalde, das heute von der Leag betrieben wird. Dort begann er als Blockleiter in Ausbildung, wurde Schichtleiter und schließlich Reparaturingenieur. Zum Schluss war er als Revisionsleiter für die Koordination der Wartungsarbeiten während des Stillstandes der Blöcke zuständig.

Andere machten sich nach der Wende selbstständig. Bernd Leucht zum Beispiel arbeitete bis 1987 im Kraftwerksanlagenbau Dresden in der Abteilung Forschung und Entwicklung. Dort programmierte er unter anderem Wärmeschaltbilder. Ab 2001 gründete er ein Zeichenkonstruktionsbüro für Lufttechnische Anlagen.

Er war in ganz Deutschland tätig und war unter anderem am Bau des Terminals 2 vom Münchner Flughafen beteiligt. Dank unserer soliden Ausbildung wurde der Abschluss als Diplom-Ingenieur im Einheitsvertrag anerkannt, sagt er. Dadurch konnten die Absolventen der Hochschule Zittau auch nach der Wende weiterhin als Ingenieure arbeiten.

In Zittau habe er logisches Denken gelernt, ergänzt Ingo Malohn. Bereits 1951 wurde die „Ingenieurschule für Energiewirtschaft“ eröffnet und war bald über die Grenzen der Stadt hinaus anerkannt. Das änderte sich auch nicht, als 1969 die Ingenieurhochschule Zittau (IHZ) gegründet wurde. Sie umfasste die Fachbereiche Kraftwerksanlagen, Energieumwandlung, Elektroenergieversorgung und Betriebswirtschaft.

Doch nicht nur das Fachliche stimmte in Zittau. Ingo Malohn erinnert sich auch noch gern an das gute Verhältnis in der Seminargruppe. „Wir haben uns gegenseitig geholfen“, sagt er. Udo Schieritz bestätigt das. Er sei einmal wegen seiner politischen Ansichten durch eine Prüfung gefallen und musste sie wiederholen, erzählt er. Um zu bestehen, paukte er anschließend wochenlang für dieses eine Fach. Die Seminargruppe habe in dieser Zeit voll hinter ihm gestanden und ihn in jeder Hinsicht unterstützt. Das weiß er auch heute noch zu schätzen. Die Wiederholungsprüfung bestand er schließlich mit Bravour. Der Prüfer schaffte es nicht, ihn noch einmal durchfallen zu lassen.

Doch die Studenten verbrachten ihre Zeit nicht ausschließlich mit studieren. Zittau habe ideale Bedingungen auch für die Freizeit geboten, sagen sie heute. Pluspunkte waren das Gebirge, die Nähe zu Tschechien und Polen und nicht zuletzt die vielen Kneipen in der Stadt. Damals gab es davon 36 und die Seminargruppe hatte für deren Öffnungszeiten einen extra „Stromlaufplan“ erstellt. So wussten sie immer, wann sie wo einrücken konnten. 

Bernd Leucht wiederum war begeistert von den hervorragenden sportlichen Möglichkeiten der SG Turbine Zittau. Er war dort in der Sektion Leichtathletik und sehr erfolgreich über die Distanzen von 1.500 und 3.000 Metern. Solche und ähnliche Erinnerungen erzählen sie sich immer wieder gern. Und obwohl einige der ehemaligen Studenten inzwischen Rentner sind oder kurz vor ihrem Ruhestand stehen, wird sie das nicht daran hindern, sich auch nächstes Jahr wieder zu treffen.

© SZ-Grafik

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