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Was drängt am meisten in Klingenberg?

Viele Kinder, viele Vereine. Um das zu erhalten, muss der Gemeinderat auch nach der Wahl etwas bieten.

Von Anja Ehrhartsmann
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Viele Aufgaben warten auf den neuen Klingenberger Gemeinderat: Das frisch gewählte Gremium muss entscheiden, ob und wo neue Flächen für Gewerbe ausgewiesen werden sollen.
Viele Aufgaben warten auf den neuen Klingenberger Gemeinderat: Das frisch gewählte Gremium muss entscheiden, ob und wo neue Flächen für Gewerbe ausgewiesen werden sollen. © Archiv/Kamprath

Die Gemeinde Klingenberg liegt rund 25 Kilometer von der Landeshauptstadt entfernt. 

Dass sich der sogenannte Speckgürtel immer weiter ausdehnt, Baugrundstücke im Dresdner Umland knapper werden und die Bodenpreise steigen, ist auch in der Gemeinde Klingenberg spürbar. Um sich den Traum vom Eigenheim zu verwirklichen, sind immer mehr Leute bereit, weiter aufs Land zu ziehen. Die Gemeinde Klingenberg kann günstige Bodenpreise anbieten. Und um vom Zuzug zu profitieren, legt sich die Gemeinde ins Zeug, denn schließlich muss auch entsprechende Infrastruktur vorgehalten werden. Der jetzige Gemeinderat hat schon vieles umgesetzt oder auf den Weg gebracht. Trotz allem hat auch das neue Gremium einiges zu tun. Welche Aufgaben warten, zeigt eine Übersicht der SZ.

Aufgabe 1: Die Gemeinde braucht neue Wohn- und Gewerbeflächen

Im Colmnitzer Wohngebiet „Am Pfarrbusch“ wird das Bauland langsam knapper, zumindest, was den ersten Bauabschnitt betrifft. Nachfrage und Auslastung in dem rund 20 Jahre alten Baugebiet sind vor allem in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Hauptsächlich junge Paare oder Familien zieht es an den Pfarrbusch. Die Häuslebauer stammen dabei aus anderen Ortsteilen der Gemeinde – genauso groß ist aber die Zahl derer, die aus der Region Dresden oder Freital kommen. Perspektivisch kann das Wohngebiet „Am Pfarrbusch“ noch erweitert werden, 14 zusätzliche Grundstücke könnten hier entstehen. Die Erschließung des zweiten Bauabschnittes ist noch nicht geplant und müsste erst im Gemeinderat beschlossen werden.

Doch nicht nur für Häuslebauer fehlen Flächen in der Gemeinde, auch neue Standorte für Gewerbetreibende sind rar geworden, das Gebiet in Höckendorf ist beispielsweise ausgelastet. Der neue Gemeinderat muss sich nun in den kommenden Jahren Gedanken machen, wo und wie viel Gewerbeflächen die Gemeinde ausweisen will. Es soll ein Flächennutzungsplan aufgestellt werden, der festlegt, welche Gebiete in der Gemeinde wie genutzt werden können und sollen. Auch das wird Aufgabe des neuen Gemeinderats sein.

Die Pretzschendorfer Grundschüler etwa brauchen mehr Platz.
Die Pretzschendorfer Grundschüler etwa brauchen mehr Platz. © Archiv/Kamprath

Aufgabe 2: Ausreichend Plätze in der Kindertagesbetreuung schaffen

Dank stabiler Geburtenzahlen darf sich die Gemeinde Klingenberg über viel Nachwuchs freuen. Mit dem Kinderreichtum ist auch die Auslastung der Kindertagesstätten in den vergangenen Jahren gestiegen. Viele Kinder, die in der Gemeinde leben, durchlaufen dort auch sämtliche Einrichtungen, von der Krippe bis zur Grund- und Oberschule. Nach dem Bau der Krippe in Ruppendorf, die der jetzige Gemeinderat auf den Weg gebracht hat, steht als weiteres Projekt die Sanierung der Grundschule in Pretzschendorf an. Da bald geburtenstarke Jahrgänge eingeschult werden, muss mehr Platz geschaffen werden. In einem ersten Bauabschnitt sollen 2020/21 die Fundamente trockengelegt, der Speiseraum im Keller saniert und vergrößert werden. Für die Komplettsanierung der Schule soll noch ein Konzept erstellt werden. Doch damit ist es nicht getan. Im Bereich der Grundschule Pretzschendorf fehlen außerdem Hortplätze.

Das Rittergut in Colmnitz soll als Feuerwehr und Dorfgemeinschaftshaus erhalten werden.
Das Rittergut in Colmnitz soll als Feuerwehr und Dorfgemeinschaftshaus erhalten werden. © Archiv/Frank Baldauf

Aufgabe 3: Einwohner und Vereine wünschen sich Treffpunkte

Die Obercunnersdorfer wollen den ehemaligen Gasthof sanieren, die Colmnitzer das alte Rittergut erhalten und die Pretzschendorfer das Kulturhaus. Auch einige Ruppendorfer haben schon angezeigt, dass im Ort ein Treffpunkt fehlt. In den jeweiligen Ortsteilen steckt viel Herzblut dahinter.

Solche Versammlungsorte zu schaffen, ist allerdings keine Pflichtaufgabe der Gemeinde. Trotz allem war der Gemeinderat bisher bemüht, diese Projekte zu unterstützen. Um sinnvolle Betreiber- und Nutzungskonzept zu finden, wurden Machbarkeitsstudien und Variantenuntersuchungen in Auftrag gegeben. Wie und ob diese umgesetzt werden können, wird sich größtenteils im neuen Gemeinderat entscheiden. Wesentlicher Punkt ist dabei natürlich auch die Frage der jeweiligen Finanzierung.

Es müssen neue Zisternen gebaut werden, wie hier in Paulshain. 
Es müssen neue Zisternen gebaut werden, wie hier in Paulshain.  © Anja Ehrhartsmann

Aufgabe 4: Die Löschwasserversorgung weiter verbessern

Laut Brandschutzbedarfsplan fehlen in der Flächengemeinde Klingenberg immer noch etwa 30 Löschwasserzisternen – dabei wurden in den vergangenen Jahren schon einige Zisternen gebaut, wie etwa in Paulshain. Um den Bedarf zu decken, muss die Gemeinde ordentlich Geld in die Hand nehmen, die Finanzierung kann nur über Jahre gestemmt werden. Denn für den Bau neuer Zisternen bekommt die Gemeinde zwar Geld vom Land, den Großteil der Kosten trägt sie unterm Strich allerdings selbst. Weiter zu investieren und die Löschwasserversorgung damit kontinuierlich zu verbessern, ist Sache des Gemeinderats.

Das sind die Kandidaten für den Klingenberger Gemeinderat

Einige Wechsel stehen im Klingenberger Gemeinderat – unabhängig vom Wahlergebnis – schon fest. Ein paar langjährige Stadträte treten nicht mehr als Kandidaten an, aus verschiedenen Gründen: so bei der Linken Sonja Fischer, bei den Bürgern für Klingenberg Werner Fichte, bei der CDU Tom Hänel, Marcel Illig, Jens-Michael Neubert, Frank Reichelt und Reiner Vogel. Zwei Parteien stellen sich zur Wahl, die bisher nicht im Gemeinderat vertreten sind, die AfD und die Grünen, beide jeweils mit einem Bewerber.

Die Kandidaten

CDU: Detlef Braune, Michael Glänzer, Gunter Göbel, Martin Henneberg, Ulli Hofmann, Udo Krauße, Sandro Neubert, Werner Oeser

Bürger für Klingenberg: Hartmut Baumgart, Stefan Baumgart, Bettina Bezold, Enrico Bier, Michael Förster, Dandy Friedrich, Helmar Grau, Sascha Koitzsch, Ingo Lehmann, Ingolf Michael, Jürgen Müller, Wolfgang Richter, Andreas Rüger, Lutz Vogler

Die Linke: Peter Kroh, Kerstin Berndt, Norbert Baumgart, Dieter Gabler, Jörg Fischer

AfD: Udo Drechsel

Grüne: Tom Barth

Quelle: Gemeinde Klingenberg