Von Katja Schäfer
An einem außergewöhnlichen Adventskalender werden derzeit in Wehrsdorf die Türchen auf gemacht. Oder besser gesagt: die Türen. Denn es sind Wohnungen und Häuser die sich öffnen. An jedem Dezember-Tag lädt eine Familie in ihre vier Wände zu einer Adventsstunde ein. Große gelbe Schilder mit der entsprechenden Nummer kennzeichnen die Türen.
„Wir wünschen, dass wieder mehr zwischenmenschliche Beziehungen entstehen, Grundlagen gelegt werden, um Freude und Leid gemeinsam zu tragen. Und wir möchten, dass man über die frohe Botschaft von Weihnacht ins Gespräch kommt“, beschreibt Mitorganisator Roland Förster ein Anliegen der Aktion, die im 775.Jubiläumsjahr von Wehrsdorf zum ersten Mal stattfindet. Die Vorbereitungen begannen bereits im September. Das Vorhaben wurde von Mund zu Mund verbreitet und auch in Gottesdiensten kund getan. Der Vorbereitungskreis sammelte alle Angebote und koordinierte die Termine. „Die Bereitschaft sich zu beteiligen, war bei vielen da. Wir freuen uns sehr, dass recht problemlos 24Türen zusammen gekommen sind“, sagt Roland Förster.
Gesungen und gerätselt
Für Carmen und Thomas Trompler war es selbstverständlich, beim Offenen Adventskalender mitzumachen. „Wir sind sehr an unserem Ort interessiert. Und als Christen ist es uns wichtig, dass die ursprüngliche Bedeutung von Advent und Weihnachten Beachtung findet“, sagen sie. Das Ehepaar, das mit seinen Söhnen Jakob, Isaak und Mose (elf, neun und vier Jahre) an der Waldbadstraße wohnt und demnächst das vierte Kind erwartet, öffnete am vergangenen Sonntag sein Haus. Erst gab es Kaffee, Tee, Stollen und Pfefferkuchen. Dann wurde musiziert, gesungen und vorgelesen. Schließlich zerbrachen sich alle Anwesenden gemeinsam den Kopf bei zwei lustigen Rätseln.
„Was in den ein bis anderthalb Stunden passiert, liegt in der Verantwortung desjenigen, der einlädt. Es kann, ja soll durchaus fantasievoll und individuell sein. Die Möglichkeiten reichen vom Basteln über Singen bis zu kleinen Andachten“, umreißt Johannes Adler vom Organisationsteam. So wie die Gäste damit überrascht werden, was sie hinter den Kalender-Türen erwartet, so spannend ist es für die teilnehmenden Haus- und Wohnungsbesitzer, wer zu ihnen kommt. Denn eingeladen ist ausdrücklich jeder. Die gelben Schilder mit den Adventskalender-Nummern sind weithin sichtbar, und außerdem wurden mit dem Amtsblatt der Gemeinde Zettel mit den Terminen und Adressen verteilt.
Bisher entspricht die Resonanz den Erwartungen. Meist kommen fünf bis zehn Personen. Es waren aber durchaus auch schon mehr. So saßen bei Familie Brauner an der Oppacher Straße reichlich 20Leute im gemütlichen Wohnzimmer, darunter viele Kinder. Ähnlich groß war der Personenkreis bei Tromplers. Ein Nachbar konstatierte dabei ganz überrascht: „Unser Nachwuchs geht zwar hier ein und aus, aber ich selbst war noch nie hier im Obergeschoss. Und dabei wohnen wir schon seit zehn Jahren nur wenige Schritte entfernt.“