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Einkaufsbummel in Zeiten von Corona

Seit einer Woche hat der Weißeritzpark in Freital wieder geöffnet. Doch normal ist hier noch lange nichts - sagen Händler und Kunden.

Von Annett Heyse
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Angela Werner in ihrem Modeladen "Stilecht". "Viele Stammkunden haben sich richtig gefreut, dass ich wieder offen habe."
Angela Werner in ihrem Modeladen "Stilecht". "Viele Stammkunden haben sich richtig gefreut, dass ich wieder offen habe." © Karl-Ludwig Oberthür

Über die Bildschirme unter der Decke des Hauptganges im Weißeritzpark flimmern normalerweise Werbefilmchen. Jetzt wird dort an die neuen Regeln erinnert: Masken auf, Hände desinfizieren, Abstand halten. So ist Einkaufsbummel in Corona-Zeiten. Aber immerhin: Freitals größtes Einkaufszentrum ist seit vergangenem Dienstag wieder geöffnet. 

"Zum Glück, endlich", sagt Angela Werner erleichtert und sortiert Blusen und Kleider. Sie ist Inhaberin des Modeladens "Stilecht". Angela Werner trägt Maske, gleich am Eingang hat sie einen Stehtisch aufgebaut, auf dem Desinfektionsmittel und eine Box mit Einweghandschuhen bereitstehen. Auf dem Fußboden sind Abstandslinien geklebt, eine der drei Umkleiden bleibt geschlossen wegen der 1,50 Meter-Regel. Die Kunden seien sehr verständnisvoll. Vor allem aber seien sie froh, dass das normale Leben endlich wieder losgehe, berichtet Modehändlerin Werner. "Ich hatte einen guten Neustart. Es kamen viele Stammkunden, die haben sich richtig gefreut, dass ich wieder offen habe."

Doch das wird die Bilanz nicht retten. Wie alle anderen, kleineren Läden hat das Modegeschäft erst mal nur verkürzt geöffnet - an Wochentagen von 10 bis 18 Uhr. Dabei muss Angela Werner jetzt die Frühjahrskollektion loswerden, Übergangsjacken zum Beispiel. Sie hat den Rotstift angesetzt und wirbt mit kräftigen Rabatten. "Das ist zwar ein Verlust für mich, aber als Unternehmerin trägt man nun mal solch ein Risiko."  

Wieder mehr Kunden im Weißeritzpark: Seit dem vergangenen Dienstag dürfen alle Geschäfte wieder öffnen.
Wieder mehr Kunden im Weißeritzpark: Seit dem vergangenen Dienstag dürfen alle Geschäfte wieder öffnen. © Karl-Ludwig Oberthuer

Die Normalität zieht langsam wieder ein ins öffentliche Leben. Dass noch längst nichts normal ist, sieht man an den vielen kleinen Dingen. Wer in den Weißeritzpark hinein möchte, muss durch den Haupteingang nahe der Kaufland-Filiale gehen. Bis auf eine weitere Tür vom hinteren Parkplatz aus sind alle anderen Zugänge von außen verschlossen. Sicherheitsvorschriften, heißt es seitens der Händler. Und Sicherheitsvorschriften gibt es nun viele. So sind die Sitzbänke im Hauptgang gesperrt, der Eisautomat ist weggeräumt, die Imbissecken sind abgedunkelt und ebenfalls nicht zugänglich. "Alles nur zum Mitnehmen", steht es auf einem Schild beim Fleischer. Rot-weißes Flatterband dominiert.

Vielen Kunden ist es egal. Sie freuen sich, überhaupt wieder in den Weißeritzpark zu dürfen. Hartmut und Roswitha Pauly zum Beispiel. Sie sind mit ihren beiden Enkelinnen unterwegs, die immer noch nicht in den Kindergarten beziehungsweise die Schule gehen können. Die Paulys sind da, um sich die Zeit etwas zu zerstreuen und ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. "Brot und Wurst", sagt Hartmut Pauly und deutet auf den Stoffbeutel in der Hand. Jetzt wollen sie noch in den Medimax, eine DVD kaufen. "Für den Kinonachmittag. Das Wetter ist heute nicht gerade für einen Spaziergang zum Spielplatz geeignet." Junge Mütter mit Kinderwagen schlendern durchs Einkaufszentrum, Familien, Rentner. Einige kennen sich, man bleibt stehen und schwatzt. 

Das Center war nie komplett zu. Einige Läden, Verkaufsstände und das Kaufland hatten weiterhin geöffnet. "Das wussten bloß viele nicht", sagt Volker Hartmann, der im Weißeritzpark gleich zwei Ladengeschäfte betreibt. Neben dem Zeitschriften- und Lottoladen ist er auch Inhaber von Premium Hartmann und handelt mit Weinen, Spirituosen, Schokoladen, Tees und Tabakwaren. Beide Läden hatten auch in den vergangenen Wochen geöffnet. Doch die Geschäfte liefen mau, selbst in der Osterzeit kamen nur wenige Kunden. "Nun geht es langsam wieder aufwärts", berichtet Volker Hartmann. Wahrscheinlich, so vermutet er, müssen sich die Menschen erst wieder ans Einkaufen gewöhnen. 

Immerhin, es gibt Bedürfnisse, die man nicht ewig vor sich herschieben kann. Uhren- und Schmuckhändlerin Kornelia Joffe wurde an den ersten Öffnungstagen nahezu überrannt. "Die Leute standen Schlange", berichtet sie. Vor allem ging es um Batteriewechsel bei Uhren und kleinen Reparaturen. 

Uhren- und Schmuckhändlerin Kornelia Joffe bekommt Komplimente von gutgelaunten Kunden. Vor allem im Servicebereich ist die nachfrage groß.
Uhren- und Schmuckhändlerin Kornelia Joffe bekommt Komplimente von gutgelaunten Kunden. Vor allem im Servicebereich ist die nachfrage groß. © Karl-Ludwig Oberthür

Auch Kornelia Joffe berichtet, dass sich die Kunden freuen, wieder in den Weißeritzpark zu dürfen. Viele hätten ein paar nette Worte übrig gehabt, sogar Komplimente seien verteilt worden. "Das muntert auf. " So richtig Alltag ist aber noch nicht, für Kornelia Joffe nicht, für Angela Werner nicht, für die Kunden nicht. Mancher Laden hat noch geschlossen, viele Geschäfte dürfen nur einzeln betreten werden und all die Masken, Sicherheitsvorkehrungen und Warnschilder erinnern schnell daran, dass man nach wie vor in Krisenzeiten lebt. 

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