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Weiter keine Chance auf RBG-Kennzeichen?

Sachsen feiert die Einführung der „Heimatkennzeichen“ als Erfolg. Nur Radeberg und Radebeul gucken in die Röhre.

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Von Jens Fritzsche

Sie sind also doch mehr, als nur „in Blech gestanzte Verwaltungsakte“, sagt Sachsens Verkehrsminister Sven Morlok (FDP), wenn er von den sogenannten „Heimatkennzeichen“ an den Autos spricht. Denn dank seines Vorstoßes dürfen seit genau einem Jahr nun deutschlandweit mit den Jahren und nach zahlreichen Kreisgebietsreformen verschwundene Autokennzeichen wieder „heimkehren“. Allein in Sachsen sind das 45 – im Rödertal zum Beispiel das verschwundene KM für den Altkreis Kamenz; und auch das benachbarte Bischofswerda darf sein BIW wieder spazieren fahren. Allein im Freistaat Sachsen zieren nun wieder 153 000 „alte“ Buchstaben-Kombinationen die Nummernschilder. Einen „Ausdruck der regionalen Verbundenheit und Identität vieler Bürger“, nennt das der Minister und wertet die Einführung der „Heimatkennzeichen“ als Erfolg.

Doch was den Minister zum Jubeln bringt, sorgt allerdings im Radeberger Raum für traurige Blicke. Denn das einige Jahre in Radeberg gültige doppelte D für den einstigen Kreis Dresden-Land darf außerhalb Dresdens nicht mehr aufs Nummernschild. „Daran wird sich vorerst auch nichts ändern“, sagt Florian Schäfer, der Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Grund: Der Altkreis Dresden-Land ist aktuell auf vier neue Landkreise verteilt. „Also müssten hier insgesamt vier Kreis-Behörden die Vergabe der Kennzeichen koordinieren, müssten absprechen, welche Kennzeichen frei sind – und auch die Vergabe von Wunschkennzeichen wäre schwierig“, so Florian Schäfer. Der Verwaltungsaufwand wäre aus seiner Sicht viel zu hoch. Also dürfen zwar am südlichen Dresdner Stadtrand wieder Freitaler FTL-Kennzeichen rollen, aber am nördlichen Stadtrand keine DD-Land-Kennzeichen – wie auch in Radebeul nicht, wo einst auch das doppelte D die Kennzeichen zierte. Die Radebeuler können sich zwischen Meißen, Großenhain und Riesa entscheiden. Die Radeberger zwischen KM, BZ –  und wenn gewünscht auch BIW oder auch HY für Hoyerswerda, das ja nun auch zum neuen Landkreis Bautzen gehört.

Bliebe also noch die Möglichkeit, ein gänzlich neues Kennzeichen zu erfinden. Die Idee geistert ja schon länger durch Radeberg: ein RBG für die Region rund um die Bierstadt. Immerhin haben Radeberg mit seinen knapp 20 000 Einwohnern, Ottendorf-Okrilla mit 10 000 und Wachau sowie Arnsdorf mit je gut 4 000 Einwohnern ein durchaus beachtliches Potenzial in die Waagschale zu werfen – denn zusammen sind das zum Beispiel mehr Einwohner als in der Stadt Hoyerswerda, die nun wieder ihr eigenes Kennzeichen hat …

Aber auch da, sagt der Ministeriumssprecher, „führt im Moment kein wirklicher Weg hinein“. Denn zunächst habe man sich geeinigt, bundesweit nur die alten Kennzeichen wieder zu zu lassen. „Und das sind für Sachsen 45 Kennzeichen, eine Liste, die im Vorfeld von allen Landkreisen und allen sächsischen Gemeinden so bestätigt wurde –  es wäre jetzt ein wirklich großer Aufwand, das alles noch einmal bundesweit neu anzuschieben“, so Florian Schäfer. Neue Kennzeichen werden wohl also zunächst nicht kommen.

Wobei der Bedarf auch an solchen Kennzeichen langfristig sicher da sein dürfte. Was ein Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt. Denn in den vergangenen zwölf Monaten wurden laut sächsischem Wirtschaftsministerium etwa 390 000 Kennzeichen ausgegeben, wobei in dieser Zahl nicht die kreisfreien Städte wie Dresden enthalten sind. Rund 40 Prozent der zugeteilten Kennzeichen sind dabei die „Heimatkennzeichen“. Sachsenweiter Spitzenreiter ist dabei KM mit 10 478. Hoyerswerdas HY kam 3 689-mal auf die Schilder und das Bischofswerdaer BIW mit 1 183-mal.

Eine Übersicht aller in Sachsen zugelassenen Kennzeichen gibt’s unter: www.smwa.sachsen.de