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Weiter Widerstand gegen Grauwacke-Abbau

Mehrere hundert Menschen protestierten am Sonnabend bei der 3. Ostersternwanderung gegen die Grauwackepläne der Schaumburger Steinbruchfirma am Wal- und Wüsteberg im Landkreis Kamenz. Zahlreiche Prominenz unterstützt das Volk in seinem Willen nach intakter Heimat. Viel Hoffnung ruht nun auf den Regionalplanern, die hier ein „Vorranggebiet Wald“ ausweisen sollen.

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Von Frank Oehl

Der Regen setzte natürlich genau in jenem Moment ein, als die Reden gehalten werden sollten. Zuvor waren mehrere Hundert jeden Alters auf den Bergsattel gezogen. Da pfiff zwar ein kräftiger Wind, aber es schien auch ab und an die Sonne. Ein gutes Zeichen für die Nachhaltigkeit dessen, was sich im Sattel zwischen Wal- und Wüsteberg im Landkreis Kamenz ereignen sollte.

Drei Bergahorn-Bäume wurde just an jene Stelle gesetzt, die nach den Plänen der Schaumburger Steinbrüche GmbH & Co. KG den Raum für den Bagger-Erstaushub bildet. „Mal sehen, wer hier Sieger bleibt“, so die einhellige Kampfansage vor Ort. Untermauert wurde sie gleich ein paar Meter weiter mit zwei Bodendenkmälern. Einem uralten – dem von Denkmalpfleger Gernot Dietze rekonstruierten Grenzstein von 1793. Und einem nagelneuen – jener Gedenkplatte, die fortan alle Wanderer auf den Widerstandswillen der Hiesigen erinnern wird. „Mögen sich die Grauwacke-Bergleute an der polierten Stahlplatte ruhig die Augen verblitzen“, sagte Rainer Hasselbach vom Widerstandsverein Walberg-Wüsteberg unter dem Beifall der Anwesenden. Entschlossenheit lag nicht nur in der Luft, sondern liegt nun also auch im Boden.

Der Regen aber setzte ein, als die Reden gehalten werden sollten. Nicht mehr droben auf dem Berge, sondern drunten im Tal. Im Bischheimer Park war alles für die Abschluss-Kundgebung vorbereitet, die sich – rein klimatisch bedingt – freilich mehr ins Bierzelt verschob.

„Unsere Berge

sind uns heilig“

Dabei hatten die Redner im Regen durchaus etwas zu sagen, und ein paar Unentwegte hielten auch bis zum Schluss aus. Zum Beispiel die Bürgermeister der Anlieger-Kommunen Haselbachtal, Schönteichen und Kamenz. Oder die Musiker vom Stadtorchester der Lessingstadt – die am Ende das Pendant zu den Auftakt-Spielleuten aus Bischofswerda bildeten.

Schon die Aufzählung der Örtlichkeiten zeigt, dass es hier um eine ganze Region geht, die sagt: „Schluss mit Aufschluss! Wir haben genug Steinbrüche in der Oberlausitz.“

Zum Beispiel in Oßling. Von hier war Bundestagsabgeordneter Henry Nitzsche (CDU) ans Mikrophon getreten: „Wo ich als Kind umher tollte, gähnt jetzt ein 120-Hektar-Loch in der Landschaft.“ Der Widerstand am Wal- und Wüsteberg müsse auch angesichts dieser Umweltzerstörung, die kaum Arbeitsplätze mit sich bringe, weitergehen. „Ohne Kampf aber schaffen wir das nicht.“ Dies sieht auch Bundestagskollegin Barbara Wittig (SPD) nicht anders, auch wenn sie die Akzente etwas anders setzt: „Der Gesteinsabbau in Sachsen ist jetzt schon viel zu groß.“ Dem müssten gerade auch die Planer Rechnung tragen. Wittig erinnerte an den noch bis Ende April ausliegenden Entwurf des Landesentwicklungsplanes, dem in den nächsten drei Jahren die präzisierte Regionalplanung folge. Die Chance, am Wal- und Wüsteberg ein Vorbehalts- oder gar Vorranggebiet Wald auszuweisen, müsse ergriffen werden. „Ich meine, wir schaffen das.“

Diesem Optimismus schlossen sich die anderen an: die Kamenzer Landrätin Petra Kockert (CDU), die alle nur denkbare Unterstützung ihres Amtes bekräftigte. Zehntklässler Martin Kleindienst aus der Mittelschule Gersdorf, der einst hier mit anderen mehr als 1000 Unterschriften gegen den Grauwackeaufschluss sammelte. Und Pfarrer i.R. Volker Oehme, der den Widerstandswillen am Berg mit dem Kern der frohen Osterbotschaft verband: „Unsere Berge sind uns heilig!“