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Wenn niemand den Auftrag will

Kommunen, die bauen wollen, haben es schwer. Denn um ihre Aufträge bewerben sich immer weniger Baufirmen.

Von Theresa Hellwig
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Der Bau der neuen Bauhof-Halle in Wilthen hätte längst starten sollen, sagt Bürgermeister Michael Herfort. Doch zunächst fand sich kein Auftragnehmer.
Der Bau der neuen Bauhof-Halle in Wilthen hätte längst starten sollen, sagt Bürgermeister Michael Herfort. Doch zunächst fand sich kein Auftragnehmer. © Steffen Unger

Die neuen Fahrzeuge stehen bei weitem noch nicht in der neuen Halle des Wilthener Bauhofs, im Gegenteil. Nicht einmal die Halle existiert. Eines Tages sollen darin Unimogs, Multicars stehen sowie Werkzeuge und Baustoffe wie Kies und Sand lagern, aber das ist noch Zukunftsmusik. Die alte Halle stammt aus den 1950er/ 1960er Jahren und ist schon längst baufällig. Schon im Vorjahr sollte deshalb eine neue Halle für den Bauhof gebaut werden, die Fördermittel waren bewilligt – alles hätte seinen Gang gehen können. Stattdessen kam Bürgermeister Michael Herfort (CDU) ganz schön ins Schwitzen. Fast niemand meldete sich auf die Ausschreibung, und wenn dann nur zu hohen Preisen. Am Ende verzögerte sich der Bau um mehr als ein Jahr. Gerade wird das Fundament gelegt, im August wird nun die Halle errichtet.

Viele Kommunen haben momentan Schwierigkeiten, Baufirmen zu finden. Auf manche Ausschreibungen meldet sich überhaupt keine Baufirma, das erzählen mehrere Bürgermeister auf SZ-Anfrage. Auf andere Ausschreibungen melden sich einige wenige, doch mit sehr hohen Preisen. „Wir haben bisher glücklicherweise immer eine Firma gefunden, teilweise brauchten wir aber Geduld“, erzählt Michael Herfort. Vor allem eines bemerkt er dabei: Die Auswahlmöglichkeit geht stark zurück, nur ein bis zwei Firmen bewerben sich pro Baulos. Und: Die Preise steigen. „Sie liegen bis zu 50 Prozent über den kalkulierten Kosten“, sagt Herfort. 

Preise steigen in die Höhe

Ähnlich verhielt es sich auch bei der neuen Halle für den Wilthener Bauhof. „Die uns angebotenen Preise für bestimmte Baulose im Jahr 2018 waren so überhöht, dass wir das Projekt in das Jahr 2019 verschoben haben“, erzählt der Bürgermeister. „Jetzt läuft der Bau. Die Preise sind immer noch stattlich, aber es konnten leistungsfähigere Firmen gewonnen werden.“ Rund 416 000 Euro soll der Bau nun kosten. Die Fördermittel allerdings wurden noch auf Basis älterer Schätzungen berechnet.

Michael Herfort ist nicht der Einzige, der das zu spüren bekommt. Auch Alexander Fischer (CDU), Bürgermeister der Gemeinde Doberschau-Gaußig, sagt, dass es schwer war, für die Sanierung der Turnhalle in Gaußig Anbieter zu finden. Und in der Gemeinde Malschwitz stiegen die Preise für Straßenbauarbeiten. „Im letzten Jahr hatten wir eine Brückenbaumaßnahme in Preititz“, sagt Bürgermeister Matthias Seidel (CDU). Auf die erste Ausschreibung habe sich gar keine Firma beworben, auf die zweite nur eine.

Zu wenig Angebote

Auch in Cunewalde mussten Bauvorhaben verschoben werden, weil für die ausgeschriebenen Leistungen zu wenig Angebote eingegangen sind. Dort sollte zum Beispiel das alte Gemeindeamt saniert werden. Dachdecker sollten das Dach erneuern, der Fassadenputz bedarf ebenfalls einer Instandsetzung, die Wände sollten trockengelegt und die Fenster aufgearbeitet werden. „Wir wollten eigentlich schon im letzten Jahr damit beginnen, mussten dann aber zurückrudern“, erzählt Andrea Richter vom Bauamt der Gemeinde. „Erst bei späteren Ausschreibungen haben wir Angebote bekommen, die nur leicht über dem vorgestellten Rahmen liegen.“ Auch bei anderen Bauprojekten, zum Beispiel bei Arbeiten in der Albert-Schweitzer-Siedlung in Weigsdorf-Köblitz, habe sich der Trend zu weniger Angeboten und höheren Preisen bemerkbar gemacht. „Da gibt es zwei Optionen: Entweder müssen wir kleinere Brötchen backen oder es werden mehr Steuergelder nötig“, sagt Richter.

Cornelia Würz-Lehmann, Bauamtsleiterin der Gemeinde Neukirch/Lausitz, berichtet, dass die Lage vor allem im Bereich des Gerüstbaus prekär ist, ebenso im Hochbau und bei Straßenbaufirmen. In ihrer Gemeinde falle auf, dass Baustellen in der letzten Zeit häufig unterbesetzt seien. Das bedeutet „wesentlich mehr Aufwand in der Bauleitung und Bauüberwachung“, sagt Würz-Lehmann, zum Teil müssten die Firmen ermahnt werden. Ein Grund für die Veränderungen auf dem Baumarkt sei auch der Personalmangel.

Eine Erklärung hat Lars Fiehler von der Industrie- und Handelskammer Dresden parat: Die Geschäftslage in der Bauwirtschaft sei gerade generell „ausgezeichnet“. „Gute Umsätze und gestiegene Auftragseingänge bestimmen die Tagesordnung.“ Das führe dazu, dass die Baufirmen sich ihre Aufträge unter vielen aussuchen können. „Aufträge aus der freien Wirtschaft sind oft attraktiver als Aufträge der öffentlichen Hand“, erklärt Fiehler, denn bei letzteren gebe es viel bürokratischen Aufwand.