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Wer fordert den Bürgermeister heraus?

Die Tharandter wählen Ende April einen Bürgermeister. Silvio Ziesemer will erneut kandidieren. Aber Konkurrenz könnte sich noch auftun.

Von Verena Schulenburg
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Silvio Ziesemer (parteilos) steht seit 2006 an der Spitze der Stadt Tharandt. Jetzt ist sein Posten erneut zu besetzen.
Silvio Ziesemer (parteilos) steht seit 2006 an der Spitze der Stadt Tharandt. Jetzt ist sein Posten erneut zu besetzen. © Andreas Weihs

Gern wolle er an der Spitze der Stadt bleiben. Gerade jetzt, wo so viele Projekte angeschoben und in den nächsten Jahren vollendet werden sollen. Seit 14 Jahren besetzt der parteilose Silvio Ziesemer den Chefsessel im Tharandter Rathaus. Am 26. April steht sein Posten erneut zur Debatte. Dann sind die Einwohner der Forststadt und ihren Ortsteilen dazu aufgerufen, an die Wahlurne zu gehen. Werden sie dem 50-Jährigen noch einmal ihr Vertrauen schenken?

Aber von vorn: Als Neuling in der Kommunalpolitik hatte sich Ziesemer 2006 mit knapp 72 Prozent im zweiten Wahlgang deutlich gegen zwei Mitbewerber durchgesetzt. Im April 2013 musste er jedoch zittern. Gerade einmal 55 Prozent der Wähler wollten den Pohrsdorfer wieder an der Spitze der Forststadt sehen. Hätten sich 126 Wähler anders entschieden, hätte er seinen Chef-Posten im Rathaus an den Herausforderer eingebüßt. Damals trat Peter Antoniewski gegen Silvio Ziesemer zur Wahl an. So aber blieb der CDU-Mann Haupt- und Personalamtsleiter der Großen Kreisstadt Gaggenau in Baden-Württemberg. Die Chance, wieder beruflich in der Heimat tätig zu sein, sollte sich erst später für ihn ergeben.

Will es der Ex-Herausforderer nochmal tun?

Heute ist Antoniewski erster Beigeordneter der Stadt Dippoldiswalde. Seit Mai 2019 sitzt er zudem für die CDU im Tharandter Stadtrat. Ist es vielleicht eine Vorstufe zum neuen Anlauf auf den Bürgermeisterstuhl? "Nein", versichert Peter Antoniewski. Er wolle Ziesemer diesmal keine Konkurrenz machen. Vielleicht ein anderer aus den CDU-Reihen? "Es kann noch Herausragendes passieren", sagt Peter Antoniewski etwas geheimnisvoll. Womöglich findet sich unter den anderen CDU-Anhängern in Tharandt noch ein Mutiger, der es mit dem amtierenden Bürgermeister aufnehmen will. "Unser Willensbildungsprozess ist noch nicht abgeschlossen", sagt CDU-Stadtrat Manuel Wächter und lässt damit Raum für Interpretationen.

Gründe zur Revanche hätte die CDU genügend. Nicht nur der knapp am Sieg vorbei geführte Wahlkampf 2013 könnte die Mitglieder anspornen, wieder einen Kandidaten zu stellen. Auch die Verärgerung über die verpasste Chance, einen CDU-Kandidaten auf einen der Stellvertreter-Posten des Bürgermeisters zu bekommen, war im vergangenen Sommer groß. Nach der Kommunalwahl 2019 mussten sowohl der erste als auch der zweite stellvertretende Bürgermeister von Tharandt im Stadtrat neu gewählt werden. Die CDU ließ für den ersten Stellvertreter-Posten zwar der Freien Wählergemeinschaft den Vortritt. Die zuvorkommende Geste wurde jedoch nicht honoriert. Die Idee der CDU, als zweitstärkste Kraft im Stadtrat folglich auch den zweiten stellvertretenden Bürgermeister zu stellen, wurde in geheimer Wahl mit knapper Mehrheit abgelehnt - wohl auch zur Zufriedenheit des amtierenden Silvio Ziesemer.

AfD ist noch in der Findung

Und wie sieht es bei den anderen Kommunalpolitikern in Tharandt aus? Gerüchte kursierten wohl, ob sich denn aus den Reihen der Freien Wählergemeinschaft Tharandt (FWG) einer nach vorn traut. Aber FWG-Vorsitzender Peter Voss verneint. "Von unserer Seite gibt es keine Ambitionen zu kandidieren", sagt er. Es gebe keinen in den eigenen Reihen, der sich dieser Aufgabe annehmen wöllte. Große Anstrengungen müssen die Freien Wähler ohnehin nicht unternehmen, um ihr Mitspracherecht in Tharandt geltend zu machen. Nicht nur die beiden stellvertretenden Bürgermeister-Posten, besetzt von Ulrich Pietzarka und Uwe Babocsai, sind aus deren Reihen. Mit acht besetzten Stühlen im Stadtrat ist die Freie Wählergemeinschaft nach der CDU mit vier Sitzen deutlich die stärkste Kraft am Ratstisch. Zur jüngsten Bürgermeisterwahl in Tharandt 2013 unterstützten die Freien Wähler zudem Silvio Ziesemer in seiner Kandidatur.

Ob es diesmal auch wieder der Fall sein wird? Bei der Alternative für Deutschland (AfD) hat man sich noch nicht vollends entschieden, einen Kandidaten ins Rennen um die Bürgermeisterwahl zu schicken. Mit einem Schlag erhielt die Partei zur Kommunalwahl 2019 drei Sitze im Tharandter Stadtrat. Dieser Erfolg habe selbst die Gewählten überrascht, wie AfD-Stadtrat Ronny Döhnert im Nachgang sagt. Dennoch werden weder er noch einer seiner beiden Mitstreiter am 26. April zur Wahl antreten. Inwiefern es einen freien Kandidaten aus der AfD geben wird oder nicht, werde sich kommende Woche entscheiden, so Döhnert.

Bis zum 20. Februar ist dafür noch Zeit. Bis 18 Uhr müssen Wahlvorschläge bei dem Vorsitzenden des Gemeindewahlausschusses in Tharandt schriftlich vorliegen. Sollte der Name Silvio Ziesemer allein auf dem Wahlzettel stehen, könnte die Wiederwahl für den Amtierenden ein Kinderspiel werden - in jedem Fall aber eine Vertrauensprobe.

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