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Wer im Landkreis ganz vorn liegt

Den aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamts zufolge leben Heidenauer am dichtesten gedrängt. Auch Altenberg und Liebstadt sind extreme Standorte.

Von Gunnar Klehm
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Die 400 Jahre alte Pinge in Altenberg ist spektakulär. Dass sich Flächen in der Kommune nur schwer entwickeln lassen, hat andere Gründe.
Die 400 Jahre alte Pinge in Altenberg ist spektakulär. Dass sich Flächen in der Kommune nur schwer entwickeln lassen, hat andere Gründe. © Egbert Kamprath

Thomas Kirsten (Freie Wähler) ist der Bürgermeister im Landkreis mit den meisten Ländereien, also der Chef der größten Flächengemeinde. Altenberg ist die sechstgrößte Kommune in ganz Sachsen. Das geht aus Zahlen hervor, die das Statistische Landesamt kürzlich veröffentlicht hat. 

Die große Fläche nützt Altenberg aber nur wenig. Bei der Finanzausstattung der Kommunen sind die Einwohnerzahlen entscheidend. Große Städte und Gemeinden werden sogar bevorteilt. Flächen sind eher belastend, wenn man sie nicht entwickeln kann. Sächsische.de hat die Statistik für den Landkreis analysiert.

Zwei Städte unter Sachsens Top 10

Die größte Stadt im Landkreis ist Freital. Sie hat den Vorsprung zu Pirna weiter ausgebaut, weil sie mit rund 130 Einwohnern von 2018 zu 2019 etwas stärker gewachsen ist als die Kreisstadt (+90). Einen noch größeren Einwohnerzuwachs hatte in dem Zeitraum nur die Gemeinde Bannewitz mit 200 neuen Bürgern vorzuweisen. Von den 36 Städten und Gemeinden verzeichneten 13 einen Zuwachs. Mit 39.691 Einwohnern Ende 2019 ist Freital die achtgrößte Stadt Sachsens, Pirna liegt auf Rang zehn.

Die größten Verluste mussten Dippoldiswalde mit minus 112 Einwohnern, Sebnitz (-92) sowie Heidenau (-76) hinnehmen. Prozentual hatte Liebstadt mit minus 1,8 Prozent den größten Rückgang zu verzeichnen. Dort lebten im November 2019 noch 1.273 Einwohner.

© SZ Grafik

Die kleinste Gemeinde im Freistaat

Das ist aber bei Weitem nicht der kleinste Wert im Landkreis. Die wenigsten Menschen leben weiterhin in Kurort Rathen. Mit 348 Einwohnern ist es sogar die kleinste Gemeinde in ganz Sachsen. In diesem Ranking liegen Hermsdorf/Erz. (783) auf Rang drei und Rathmannsdorf (918) auf Platz 9.

Kurort Rathen lebt hauptsächlich von den Einnahmen aus dem Tourismus. Insbesondere die Gierseilfähre auf der Elbe und der große Parkplatz spülen viel Geld in die Kasse der gemeindeeigenen Kurortentwicklungsgesellschaft. Hermsdorf/Erz. und Rathmannsdorf haben angesichts ihrer geringen Größe kaum Möglichkeiten für größere Investitionen.

Rathens Bürgermeister Thomas Richter (parteilos) ist die Eigenständigkeit der Gemeinde wichtig. Solange es die Einnahmen hergeben, könne man auch etwas bewegen, egal wie groß eine Gemeinde ist. "Deshalb bin ich froh, dass der Tourismus langsam wieder anläuft", sagt er. Wegen der Corona-Abstandsregeln ist die maximale Kapazität der Rathener Fähre allerdings noch auf 100 Fahrgäste, also etwa ein Drittel der maximal möglichen Anzahl, begrenzt.

Der Kurort Rathen mit der Felsenbühne und der nahen Bastei ist ein beliebtes Ziel von Touristen.
Der Kurort Rathen mit der Felsenbühne und der nahen Bastei ist ein beliebtes Ziel von Touristen. © Daniel Förster

Einwohner sind wichtiger als Flächen

Zu den größten Kommunen im Freistaat - was die Fläche betrifft - gehört Altenberg. Seit dem Zusammenschluss mit Geising 2011 umfasst die Stadt 145,89 Quadratkilometer. Lediglich die Städte Dresden, Leipzig und Chemnitz sowie Grimma und Boxberg (Kreis Görlitz) sind größer.

Für Altenbergs Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler) ist das aber auch eine Last. Die Stadt hat knapp 8.000 Einwohner. "Für einen Ortsteil dieser Größe reichen ein oder zwei Feuerwehren. Wir halten aber 15 vor", sagt Kirsten. Er ist froh, dass sich so viele Menschen in den Feuerwehren der einzelnen Ortsteile engagieren. "Aber wenn ich die 300 Kameraden ausstatten soll, blutet mir das Herz, weil es nicht für alle in gleichem Maße bezahlbar ist", sagt der Bürgermeister. Er fordert deshalb einen "Flächen-Bonus" bei der Finanzausstattung und hat das erst kürzlich wieder Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) in einem Gespräch angetragen. "Da zeigte er Verständnis", sagt Kirsten.

Das Entwicklungspotenzial der Flächen in Altenberg sei auch begrenzt. "Die Natur ist für den Tourismus sehr wertvoll", sagt Kirsten. Bauen lasse sich aber nur mit erheblichem Mehraufwand. Da sei der Naturschutz nur eine Facette. "Altenberg ist Hochwassereinzugsgebiet, zu großen Teilen Trinkwasserschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet und sogar Flora-Fauna-Habitat mit besonderem Vogelschutz", sagt Kirsten. Da ist das Bauen für Investoren nicht so einfach wie etwa in Bannewitz am Dresdner Stadtrand.

Den Zusammenschluss mit Geising und zuvor schon mit Zinnwald und anderen Gemeinden hält er dennoch für richtig. Auffällig ist, dass sich die großen Flächengemeinden des Landkreises insbesondere auf dem Gebiet des Ex-Weißeritzkreises befinden. Im ehemaligen Landkreis Sächsische Schweiz gab es dagegen kaum Bestrebungen für Zusammenschlüsse von Gemeinden.

Von dörflicher Idylle bis Stadtleben

Der Landkreis hat von der Urbanität alles zu bieten. Von der Stadt, die kaum noch vom großstädtischen Milieu Dresdens zu trennen ist bis hin zur dörflichen Idylle. Was die Einwohnerdichte angeht, liegt Heidenau ganz weit vorn in Sachsen. Rund 1.500 Einwohner leben in Heidenau statistisch gesehen auf einem Quadratkilometer. Das ist ein höherer Wert als in Chemnitz. Nur in Leipzig (1977) und Dresden (1689) gibt es eine größere Einwohnerdichte.

Am ungestörtesten lebt es sich dagegen in Liebstadt. Die jüngsten Einwohnerverluste haben dazu geführt, dass die Stadt nun die am dünnsten besiedelte Gemeinde ist. Lediglich rund 34 Einwohner leben dort je Quadratkilometer. Zu Anfang des Jahres 2019 hatte noch Rosenthal-Bielatal diesen Spitzenplatz inne. Doch hier gab es im Jahresverlauf einen Zuwachs von fünf Einwohnern. Nun sind es rund 1.600.

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