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Wer steuerte das Warsteiner-Luftschiff? 

Beim Radeberger Brauereifest tauchte plötzlich Werbung der Konkurrenz auf. Es handelte sich um die Aktion eines Geschäftsmannes.

Von Thomas Drendel
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Unten wurde gefeiert, oben geflogen. Beim Brauereifest tauchte plötzlich ein Luftschiff auf.
Etliche Radeberger nahmen die Szene mit dem Handy auf.
Unten wurde gefeiert, oben geflogen. Beim Brauereifest tauchte plötzlich ein Luftschiff auf. Etliche Radeberger nahmen die Szene mit dem Handy auf. © privat

Die Radeberger Exportbierbrauerei hatte eingeladen und Tausende Besucher feierten mit Live-Musik, Bratwurst, Burgern und natürlich einem Glas Radeberger. Dann tauchte plötzlich ein knallgelbes Luftschiff am Himmel auf und zog mit leisem Motorenbrummen über das Festegelände. Außen drauf dick zu lesen, der Name der Konkurrenzbiermarke Warsteiner, dazu ein buntes Logo. Erstaunt gingen die Blicke etlicher Festbesucher nach oben. Viele zückten ihr Handy und stellen die Bilder anschließend ins Internet.

Hat die Konkurrenzbrauerei in Warstein in Nordrhein-Westfalen das Luftschiff losgeschickt, um beim Platzhirsch Radeberger Werbung zu machen? Hat sich das Unternehmen gezielt das Fest mit den mehr als 16 000 Besuchern ausgesucht? Wer steckt hinter der Aktion?

Eigentümer des Luftschiffes ist Jens Großmann. Er betreibt in Gersdorf, einem Ortsteil von Haselbachtal, die Firma Ballon & Luftschiff Sachsen. Er saß auch am Steuer des Gefährts. „Ich hatte an diesem Tag einen Auftrag. In der Nähe von Radeberg stiegen drei Mitfahrer zu mir in die Gondel. Dann ging es los, Richtung Radeberger Innenstadt“, erzählt er.

Anders als reine Heißluftballons lässt sich das Luftschiff steuern. „Das geschieht durch einen Motor. Die längliche Form macht Manöver auch leichter möglich“, sagt der Firmeninhaber. Ballons treiben ausschließlich mit dem Wind. Klar, habe er gewusst, dass zu der Zeit das große Brauereifest stattfindet. „Ich habe mir dann den Spaß erlaubt, nahe am Brauereihof vorbeizufahren. Das war ein Einfall von mir, ich wusste natürlich, dass das eine große Aufmerksamkeit auf sich zieht“, sagt er. Ansonsten seien aber Zufälle im Spiel gewesen. „Bei einer Ballon- oder Luftschifffahrt muss das Wetter stimmen. 

Beispielsweise darf der Wind nicht zu stark sein. Die Chance zu einem bestimmten Termin zu starten, ist fifty-fifty. Manche Fahrten müssen immer wieder verschoben werden, weil das Wetter nicht mitspielt. Am Sonnabend waren die Bedingungen ideal.“ Nach der Überfahrt über die Stadt Radeberg landete Dickschiff auf einer Wiese. Das Kuriose bei der Aktion: Auf dem Luftschiff steht zwar Warsteiner drauf, doch drin ist gewissermaßen nur heiße Luft. „Ich habe mir das Luftschiff vor fünf Jahren von einem Schweizer gekauft. Eben mit dieser Werbehülle. Allerdings hatte schon mein Vorbesitzer keinen Werbevertrag mit der Brauerei. Ich werbe also seit Jahren für diese Sorte, bekomme aber keinen Cent von ihnen“, sagt der Ballonfahrer. „Wenn also eine Firma die Hülle gerne für sich nutzen möchte, dann gerne“, fügt der Pilot hinzu. Das war vermutlich auch der Sinn des Abstechers über das Festgelände, auf die „luftige“Werbefläche hinzuweisen.

Sein „Schiff“ sei übrigens eine Rarität. „Ich bin in Deutschland der Einzige, der mit so einem Luftschiff Personen befördert.

Die anderen, die es in der Republik gibt, ziehen meist Werbebanner bei großen Veranstaltungen, beispielsweise Fußballspielen, durch die Luft. Luftschiffe ließen sich aufgrund der Steuerbarkeit auch leicht landen, so der Pilot. „Die Insassen bekommen davon kaum etwas mit“, sagt er. Deswegen werde sein Schiff auch gerne von älteren Menschen gebucht.