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Wie der Albrechtsbach gebändigt werden kann

Ideen für den Hochwasserschutz wurden jetzt für Kleinbautzen und Preititz vorgestellt. Ganz zufrieden sind die Bürger nicht.

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Von Kerstin Fiedler

Die Erinnerung ist noch ganz deutlich. „Seit 2010 hatten wir vier Jahrhunderthochwasser – wie viele kommen noch, ehe etwas dagegen getan wird?“ Die Frage im Publikum rief ein unterdrücktes Lachen hervor im Speiseraum der Budissa in Preititz. Galgenhumor ist das wohl, denn viele der über 30 Gäste bei der Informationsveranstaltung hatten nicht nur einmal nasse Füße gehabt in der jüngsten Zeit.

So sehen die ersten Vorschläge für den Hochwasserschutz in Kleinbautzen und Preititz aus: Mulden entlang von ehemaligen Feldrainen, Wälle als Schutz vor dem Hochwasser des Albrechtsbachs. In einer Informationsveranstaltung stellte Planer Henning Krämer di
So sehen die ersten Vorschläge für den Hochwasserschutz in Kleinbautzen und Preititz aus: Mulden entlang von ehemaligen Feldrainen, Wälle als Schutz vor dem Hochwasser des Albrechtsbachs. In einer Informationsveranstaltung stellte Planer Henning Krämer di

Auch deshalb ging der Malschwitzer Bürgermeister Matthias Seidel (CDU) in die Offensive und bat Henning Krämer vom gleichnamigen Ingenieurbüro aus Bischofswerda, den ersten Entwurf des Konzepts zum Hochwasserschutz am Albrechtsbach frühzeitig zu erläutern. Das Konzept betrifft auch die Gemeinde Kubschütz und die Stadt Bautzen. Zur Veranstaltung in Preititz standen jedoch vor allem die in der Gemeinde Malschwitz am meisten betroffenen Orte Kleinbautzen und Preititz im Vordergrund. Fast drei Jahre hat es gedauert, bis es zu dieser Planung kam. „Erst fehlte die Förderung dafür, dann dauerte die Ausschreibung so lange“, sagt Henning Krämer. Nun ist das Ingenieurbüro so weit, dass die Analyse der Gewässer und der angrenzenden Orte bearbeitet wird. Zwischendurch gab es auch Vor-Ort-Begehungen, um genau zu sehen, wo die Gefahr für die Orte liegt. Auch die Hinweise von Bewohnern wurden in das Konzept mit eingearbeitet. Es sind fast alle Vermessungen bis auf einige Brücken fertig. Die Analyse, wohin das Niederschlagswasser abläuft, wenn es sich um landwirtschaftliche, Wald- und versiegelte Flächen handelt, ebenso. Das Ingenieurbüro schaute auch, wie weit der Bach bei bestimmten Wassermengen ausufert. Alles zunächst recht theoretisch für die Anwohner an diesem Abend.

Der zweite Schritt beim Konzept sind dann konkrete Vorschläge für die einzelnen Orte. Vor allem Rückhaltemaßnahmen werden bedacht. Genannt wurden die Talsperre Rachlau und kleinere Rückhaltemaßnahmen im Bereich Bautzen, so zum Beispiel in Oberkaina. Dass die Kreisstadt seit der Wende eine große Schuld an der Misere mit dem Albrechtsbach hat, hat sie zugegeben. „Ohne das Gewerbegebiet rund um Marktkauf hat der Albrechtsbach funktioniert. Nun ist dort alles versiegelt“, sagt Friedrich Hesse, der sich als Gemeinderat intensiv dafür eingesetzt hat, dass es eine ganzheitliche Betrachtung des 85 Quadratmeter großen Einzugsgebiets des Albrechtsbachs gibt.

Für Kleinbautzen stellte Henning Krämer dann zwei wichtige Stellen dar. Die eine betrifft unmittelbare Maßnahmen, um den Ort von der Kreckwitzer Straße her zu schützen. Das Wasser vom Albrechtsbach läuft als Oberflächenwasser über die Felder und dann unkontrolliert in den Ort. „Hier könnte man eine Mulde an einem Feldrain anlegen. An der Straße könnte eine Sperre entstehen und ein Durchlass das Wasser auf die andere Seite weiter auf die Felder leiten“, so Krämer. Ein zweiter Knackpunkt ist dort der ehemalige Mühlgraben, durch den der Bereich Feuerwehr betroffen ist. Hier schlägt das Ingenieurbüro verschiedene Varianten vor. Entweder der Mühlgraben wird wieder aktiviert, dann wäre der Durchfluss frei. Oder aber es wird von der tiefsten Stelle der Ablauf des Albrechtsbachs mit einem Wall und einer dahinterliegenden Mulde gewährleistet. Auch dann wäre der Ort geschützt.

In Preititz spielt nicht nur der Albrechtsbach eine Rolle, sondern auch das Kotitzer Wasser. Das ist jedoch der Landestalsperrenverwaltung unterstellt. Berechnungen gibt es bereits. Hier schlägt Henning Krämer eine Verwallung am Wiesenrand Richtung Bach an zwei Stellen vor. Dann könnte das Hochwasser nicht mehr in den Ort. Einen Wall sollten sich die Bewohner jedoch nicht so hoch vorstellen, wie zum Beispiel einen Deich. „Die Flächen könnten dennoch als Wiesenflächen genutzt werden“, sagt Krämer. Der Wall soll ziemlich breit werden. Doch dies, so betonte der Planer, seien erste Entwürfe. Die genauen Planungen folgen in einer zweiten Stufe. Da wird es auch um die Brücken in Preititz gehen, die zum Beispiel Ulrich Wilde ansprach. Matthias Seidel erinnerte daran, dass die Gemeinde als Soforthilfe für Schäden am Albrechtsbach in diesem Jahr 100 000 Euro erhielt. Denn die Umsetzung der Maßnahmen aus dem Konzept wird nicht so schnell erfolgen. Vor 2016 wird wohl nichts Konkretes losgehen.