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Zuviel Bürokratie: Wohnungsbau-Chef protestiert

Andreas Wendler will, dass Wohnen in Bischofswerda bezahlbar bleibt. Doch das wird immer schwieriger.

Von Ingolf Reinsch
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Bezahlbare Wohnungen zu sichern, sind für Andreas Wendler, Geschäftsführer der Wohnungswirtschaft und Bau GmbH Bischofswerda, jeden Tag eine Herausforderung. Etwa jeder dritte Mieter des Unternehmens bekommt einen Mietzuschuss vom Amt.
Bezahlbare Wohnungen zu sichern, sind für Andreas Wendler, Geschäftsführer der Wohnungswirtschaft und Bau GmbH Bischofswerda, jeden Tag eine Herausforderung. Etwa jeder dritte Mieter des Unternehmens bekommt einen Mietzuschuss vom Amt. © Steffen Unger

Bischofswerda. Das Transparent am Verwaltungsgebäude der Wohnungswirtschaft und Bau GmbH (WuB) Bischofswerda ist nicht zu übersehen. Geschäftsführer Andreas Wendler hat es Mitte September aufgehangen. 

Das Unternehmen, eine 100-prozentige Tochter der Stadt Bischofswerda, beteiligt sich damit an einer bundesweiten Aktion des Verbandes Die Wohnungswirtschaft Deutschland. Dieser möchte auf die Lage von Großvermietern aufmerksam machen, die sich zunehmend in einem Spannungsfeld sehen. „Viele Menschen fühlen sich immer weniger in der Lage, ihre Wohnkosten zu bewältigen und haben Angst vor Verdrängung aus ihrem Wohnumfeld. Auf der anderen Seite sind gerade die Wohnungsunternehmen, die bezahlbare Mieten anbieten, in gleichen Maße den immer weiter anziehenden Anforderungen und Regulierungen der Politik ausgesetzt wie diejenigen, die die Wohnungsknappheit ausnutzen“, erklärt der Verband zu seiner Aktion. „Als städtischer Vermieter haben wir eine besondere Verantwortung, bezahlbaren Wohnraum in Bischofswerda anzubieten“, sagt Andreas Wendler. Das Unternehmen besitzt 1 450 Wohnungen in Bischofswerda und Großdrebnitz. Etwa jeder dritte Mieter ist auf Transferleistungen angewiesen. Das heißt, Ämter zahlen die Mieter vollständig oder zum Teil.

Im Gespräch mit der SZ nennt Andreas Wendler einige Beispiele, wie Auflagen das Wohnen teurer und das Arbeiten schwerer machen. Stichwort Fassadenerneuerung. Wo Balkons angebaut werden oder ein neuer Anstrich geplant ist, müssen Außenmauern, wo es noch nicht geschehen ist, gedämmt werden. Acht Prozent der Modernisierungskosten könnte das Unternehmen auf seine Mieter umlegen. In den meisten Fällen bleibt es deutlich darunter. „Die Mehrzahl unserer Mieter könnte es nicht bezahlen“, sagt der WuB-Chef. Stichwort Fassadendämmung. Früher reichten acht bis zehn Zentimeter aus, jetzt sind es 14 bis 18 Zentimeter. „Der Nutzen steht in keinem Verhältnis dazu. Eine doppelte Dämmschicht bedeutet nicht, dass man im gleichen Maße Energie einspart.“ Stichwort Energieausweis. Die WuB muss für jeder ihrer 1 450 Wohnungen einen solchen Ausweis vorhalten – Kosten pro Wohnung 70 Euro. Das summiert sich auf über 100 000 Euro für das Unternehmen. „Noch kein einziger Mieter hat bisher nach dem Energieausweis gefragt“, sagt Andreas Wendler. Stichwort Energieaudit. Für alle Immobilien, die die WuB nicht als Wohnung vermietet, wie zum Beispiel Parkhaus, Partyraum oder auch ihr Verwaltungsgebäude, ist eine solche Analyse erforderlich. Auch sie kostet Geld, gibt Empfehlungen, daraus leiten sich aber keine Pflichten ab. Bei all dem betont Andreas Wendler, dass er nicht dagegen ist, Energie zu sparen. Im Gegenteil. „Es ist gut gemeint, schonend mit Ressourcen und unserer Umwelt umzugehen“, betont er. Doch er erwarte von Politikern, die die Entscheidungen treffen, dass sie die Folgen mit im Blick haben. „Nur Forderungen zu stellen, ohne an die Konsequenzen zu denken, funktioniert nicht“, sagt er.

In Modernisierung investiert

Das gilt aus seiner Sicht auch für Genehmigungen, die oft nicht mehr „in auskömmlichen Zeiten“ erteilt werden, weil auch Behörden personell oft am Limit arbeiten. „Es darf nicht sein, dass immer mehr Auflagen und Regularien erteilt werden, ohne dass auch die Verwaltungskraft gestärkt wird“, so der WuB-Chef.

Die Wohnungswirtschaft und Bau GmbH investiert in diesem Jahr vor allem in die Modernisierung ihres Bestandes. 900 000 Euro waren geplant, aktuell liegt man bereits bei 1,1 Millionen Euro. Grund ist, dass viele Wohnungen nach 30,40 Jahren zurückgegeben wurden, die nun vor einer Neuvermietung komplett saniert werden. Vor fünf Jahren lagen die Kosten dafür bei 25 000 Euro pro Wohnung. Jetzt sind es 35 000 Euro. Die Mietpreise des städtischen Vermieters liegen zwischen 5,60 bis 6,10 Euro (kalt) pro Quadratmeter in den sanierten Häusern an der Heinrich-Mann-Straße und 4,20 bis 4,50 Euro in Großdrebnitz.