SZ + Döbeln
Merken

Eine große Familie mit Pepp

Vor zehn Jahren wurde in Großsteinbach das Kinderhaus eröffnet – die einzige private Kita der Region.

Von Cathrin Reichelt
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Egal, wie das Wetter ist, die Mädchen und Jungen des Kinderhauses Pepp in Großsteinbach spielen täglich draußen. Und so sausen Greta, Max und Anni (vorn von links) sowie Lea und Mathilda auch bei Regen mit verschiedenen Gefährten durch den Garten.
Egal, wie das Wetter ist, die Mädchen und Jungen des Kinderhauses Pepp in Großsteinbach spielen täglich draußen. Und so sausen Greta, Max und Anni (vorn von links) sowie Lea und Mathilda auch bei Regen mit verschiedenen Gefährten durch den Garten. © Thomas Kube

Mochau. Die Größeren haben die Handgriffe drauf. Schnell sind die Matschhosen übergestreift und die Gummistiefel drübergezogen. Dazu die wetterfeste Jacke und schon drängt es die Kinder nach draußen. Dass es regnet, ist ihnen egal.

„Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung“, sagt Kathrin Peschel, die Leiterin des Kinderhauses Pepp in Großsteinbach. In dem spielt die Natur eine große Rolle. Es gibt Waldwochen, in denen die Mädchen und Jungen auch mal auf einen Baum klettern dürfen. Sie toben auf der Wiese und sammeln Naturmaterialien zum Spielen. „Die Kinder brauchen kein Spielzeug. In der Natur entwickeln sie so viel Fantasie“, meint Kathrin Peschel.

Lebensnah und lebenspraktisch werden die Kinder in der kleinen Kita erzogen. Nicht nur deshalb geht es beim Frühstück der Älteren zu, wie im Hotel. Täglich wird ein kleines Büfett aufgebaut, von dem die Kinder wählen, was sie essen möchten und die Brote dann auch selbst schmieren und belegen. Dabei lernen sie unter anderem Mengen einzuschätzen und mit dem Messer umzugehen.

Die Eltern zahlen für Frühstück und Vesper, die in der Kita zubereitet werden, nur Centbeträge. Denn vieles an Obst und Gemüse, das auf den Tisch kommt, gedeiht im Gewächshaus und im Garten. Dort wachsen Stachel- und Johannisbeeren, die die Kinder auch selbst pflücken, sowie Äpfel. Und es gibt ein Frühbeet. Auch die Mütter und Väter bringen so manchen gefüllten Korb mit.

Insgesamt, so meint die Leiterin, gehe es im Pepp zu, wie in einer großen Familie. Deshalb seien auch Werte und Normen wichtig – und von den Eltern gewünscht. Es gibt Regeln, und wenn nötig, auch mal ein kategorisches Nein. 

Die Kinder werden in die Entscheidungen des Alltags einbezogen. Und streiten sich zwei, versuchen die Erzieherinnen soweit zu vermitteln, dass die Mädchen und Jungen das Problem miteinander lösen. „Das klappt gut“, sagt Kathrin Peschel. Auch wenn das familiäre Konzept gut ankomme, lädt sich die Kita ein- bis zweimal pro Jahr „jemanden Externes ein, der darauf schaut, dass wir uns nicht verzetteln“.

Die heute 59-Jährige hat die Kita vor zehn Jahren gegründet und diesen Schritt nie bereut. Zuvor war sie in der Jugendhilfe tätig und wollte sich verändern. „Da habe ich mich auf meinen ursprünglichen Job besonnen“, sagt sie. 2007 starb ihr Vater und sie begann, dessen Mehrfamilienhaus in eine Kindertagesstätte umzubauen. Das Gebäude bekam außerdem einen Anbau, in dem sich seither der Eingangsbereich befindet und eine breite, kindgerechte Treppe nach oben führt.

Im Frühjahr 2009 wurde die einzige private Kindertagesstätte in der Region Döbeln eröffnet. „Wir haben mit zwölf Krippen- und 18 Kindergartenplätzen angefangen. 2012 wurde die Betriebserlaubnis verändert. Seitdem betreuen wir 14 Kinder in der Krippe und 21 im Kindergarten“, so die Leiterin. Etwa ein Drittel der Kinder, die die Kita besuchen, kommen aus Großsteinbach. Die anderen wohnen in benachbarten Orten und Döbeln. Die Einrichtung sei gefragt. „Wir mussten auch schon Eltern wegschicken“, sagt Kathrin Peschel.

Die anfängliche Öffnungszeit bis 20 Uhr wurde auf 17 Uhr reduziert. Die zusätzlichen Stunden seien nicht nötig gewesen. Nach passendem Personal habe sie intensiver suchen müssen. Aber inzwischen sei die Kita mit insgesamt fünf Erziehrinnen und einer Hauswirtschafterin gut versorgt. Letztere kümmert sich auch um das Frühstück, einen Obst- und Gemüsesnack zwischendurch und die Vesper. Das Mittagessen wird geliefert.

Obwohl die Kita erst zehn Jahre alt ist, gab es in letzter Zeit bereits kleine Veränderungen. Im Sanitärbereich wurde eine Minitoilette eingebaut, die noch kleiner ist, als die sonst in Kitas üblichen Toiletten. „Die ist für die Jüngsten günstiger“, meint Kathrin Peschel. Außerdem gibt es einen Wickeltisch mit herausziehbaren Stufen, über die die Kleinen selbst nach oben klettern können. „Wir müssen auch auf uns achten“, sagt die Leiterin und deutet auf ihren Rücken. „Nur wenn die Erzieherinnen entspannt sind, sind es auch die Kinder.“