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Wie Franzes Schafe über den Winter kommen

Nach der Brandstiftung hat der Olbersdorfer Landwirt Gunter Franze viel Hilfe erfahren. Dafür ist er sehr dankbar.

Von Jana Ulbrich
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Landwirt Gunter Franze führt seine Schafe noch so lange wie möglich auf die Weide. Winterfutter ist knapp.
Landwirt Gunter Franze führt seine Schafe noch so lange wie möglich auf die Weide. Winterfutter ist knapp. © Foto: Mattias Weber

Vorneweg kommt immer Trude. Die betagte Dame muss Gunter Franze nur erblicken, schon führt sie ihm die Herde in die Arme. Trude ist hier das Leitschaf, schon acht oder neun Jahre alt. Bei den Franzes bekommt sie ihr Gnadenbrot. "So ein Schaf gibt man nicht weg", sagt der Landwirt aus Olbersdorf und krault der guten Trude liebevoll das Fell. Gut, dass die Schafe alle draußen waren in jener August-Nacht, in der Franzes gesamter Strohvorrat in Flammen aufging. Das war der Wintervorrat. Sollte helfen, den Schafen die Mägen zu füllen.

Die Herde grast in diesen Tagen gerade oben am Kaltenstein. Überm Zittauer Gebirge liegt Nebel. Ein wunderbar friedliches Bild. Jeden Tag kommen Gunter oder Britta Franze hier herauf, um nach ihren Tieren zu sehen und sie auf einen neuen Futterplatz umzukoppeln. Solange es das Wetter noch zulässt, sollen die Schafe hier draußen bleiben. In diesem Winter zählt jeder Tag. Bei der extremen Hitze und Trockenheit ist ja nicht viel gewachsen in diesem Jahr. "Umso wichtiger war ja auch das Stroh", sagt Franze. Der Brandstifter hat in dem kleinen Familienbetrieb einen riesengroßen Schaden angerichtet. Gunter Franze wird immer noch zornig, wenn er davon erzählt, wie er hilflos mit ansehen musste, wie in dieser August-Nacht ein Teil seiner Arbeit in Flammen aufging. 

Er ist immer noch gerührt, wenn er davon erzählt, wie viel Hilfe seine Frau und er nach dem Brand erfahren haben. "Alle haben uns angeboten, etwas abzugeben von ihrem eigenen Heu- und Strohvorrat", erzählt er. "Dabei haben sie in diesem Jahr doch alle selber nicht genug". Sogar Landwirte aus Bayern hätten helfen wollen. "Aber wie hätten wir das Stroh denn von Bayern bis nach Olbersdorf transportieren sollen?" 

Dank der vielen Helfer werden Britta und Gunter Franze ihre 600 Mutterschafe und die 150 Einjährigen jetzt sicher über den Winter kriegen. Im August hatte das nicht so ausgesehen. Die Mutter-Kühe hat inzwischen ein Landwirt aus Mittelherwigsdorf in Pension übernommen. Die stehen jetzt dort im Stall und können sich satt fressen. Gunter Franze ist sehr froh darüber.  Der 54-Jährige schluckt: "Man merkt erst später, wie einen das ausgelaugt hat", sagt er leise. Oft liegt er seitdem wach in der Nacht. Wird hellhörig, wenn die Hunde im Hof anschlagen oder irgendwo in der Ferne eine Sirene heult. Dabei ist Gunter Franze ein Mann wie ein Baum, einer, den eigentlich nichts und niemand so schnell umhaut.

"Der Brandstifter läuft ja immer noch irgendwo rum", murmelt er leise in seinen dicken Bart. Es wäre schon sehr beruhigend zu wissen, dass er gefasst wäre. Aber einen Brandstifter zu fassen ist schwer. Der lässt sich in der Regel nicht mit DNA-Spuren oder Fingerabdrücken überführen. Als ob es so ein kleiner Landwirtschaftsbetrieb nicht ohnehin schon schwer genug hätte.

Gunter Franze ist wieder zurück auf dem Hof. Seine Frau hat Kaffee gekocht. Die beiden werden sich jetzt gleich mit dem Papierkram befassen müssen. Dieser Bürokratismus ist ja nicht mehr feierlich, sagt Franze. "Diese ganzen Verordnungen und Gesetze machen einen kirre." Dabei ist er doch Landwirt mit Leib und Seele, einer aus einer Bauernfamilie über Generationen, der seine Arbeit mit Herzblut macht. Er ist Diplom-Veterinäringenieur, seine Frau Schäfermeisterin. Auch Britta Franze kann sich keine schönere Arbeit vorstellen. Jetzt sitzen sie am Küchentisch und trinken ihren Kaffee: "Und schreiben Sie, dass wir uns bei allen, die uns geholfen haben, von ganzem Herzen bedanken".

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