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Wie neues Leben in alte Schulen zieht

Fast jedes Dorf hatte früher eine Schule. Viele Gebäude stehen heute leer.

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Von Steffen Gerhardt und Constanze Junghanß

Wo einst Schüler das Rechnen lernten, Sparkassenmitarbeiter Geld zählten, werden heute die Haare schön gemacht. So wechselhaft ist das Leben in der „Roten Schule“ in Zodel. Für Karina Klose sind es im Oktober vier Jahre, dass sie ihren Frisiersalon in dem rosa gestrichenen Haus führt. Dass die Friseurmeisterin in einem Klassenzimmer ihren Kunden bedient, daran erinnert nichts mehr. Seit Mitte der 1970er Jahre ist die Rote Schule Wohnhaus mit Geschäft. Jetzt sucht die Gemeinde Neißeaue einen neuen Käufer für das Haus.

1. Möglichkeit: Gemeinden wollen

ihre Schulhäuser verkaufen

Auch im Schöpstal sucht die Gemeinde nach einem Käufer für das Ebersbacher Schulhaus, das seit Jahren leer steht und nicht besser wird. Ein Schutzgerüst musste schon gestellt werden, damit die Schäden am Dach nicht zur Gefahr für Passanten werden. Bürgermeister Bernd Kalkbrenner würde es lieber heute als morgen verkaufen. „Das Konzept einer künftigen Nutzung muss aber passen“, sagt der Bürgermeister. Nicht verkaufen will Vierkirchen seine Schule in Buchholz. Seit 2011 werden die Buchholzer Kinder in Nieder Seifersdorf unterrichtet. Zwischendurch bot das Schulhaus erst den Weißenberger Kindern und jetzt den Sohländern „Asyl“ – solange ihre Kitas umgebaut werden. Doch das ist im September vorbei, dann steht die Schule wieder leer. Bürgermeister Horst Brückner ist daher auf der Suche nach einem neuen Nutzer. Nicht anders sieht es in Friedersdorf aus. Dort steht das Hauptgebäude der alten Schule weiterhin leer. Die Gemeinde Markersdorf möchte das Objekt gern verkaufen oder vermieten, aber bisher klappte das nicht so wie gewünscht. Nur der Schulanbau beherbergt neues Leben. Seit 2011 betreibt darin Heike Zücker ihre Praxis für Physiotherapie.

2. Möglichkeit: Privatleute ziehen

in die ehemaligen Schulen ein

Dass ehemalige Schulen gewerblich genutzt werden, ist nicht nur in Zodel und Friedersdorf so. In der alten Schule in Sohland hat eine der beiden Tagesmütter des Ortes Räume gemietet. Anita Walter betreut dort Kinder im Krippenalter. Zusammen mit Katrin Röke nutzt sie einen Raum für das zweiwöchige Mutter-Kind-Frühstück. Zwei Wohnungen, die vermietet sind, befinden sich ebenfalls im Gebäude. Jetzt gehört das Haus der Stadt Reichenbach, in die Sohland eingegliedert ist. Gänzlich in privater Hand sind andere Schulen. Sowohl das Schulhaus in Deutsch-Paulsdorf, als auch das in Jauernick-Buschbach wird von Familien bewohnt, ebenso die einstige Heidebergschule zwischen Arnsdorf und Döbschütz. Auch die Gersdorfer Schule, bis 1978 als Polytechnische Oberschule geführt, wurde Mitte der 1990er Jahre an eine Familie verkauft. In Reichenbach befindet sich die ehemalige Oberschule an der Löbauer Straße seit einigen Jahren in privater Hand. Das Gebäude steht schon lange leer. Allerdings nimmt sich Besitzer Peter Behrendt immer noch vor, darin eine Art Hotel zu etablieren. Bereits renoviert ist die Villa und an der Turnhalle arbeitet der Deutsch-Kanadier. Sie soll eine Konzerthalle werden.

3. Möglichkeit: Die Schulen bleiben

Häuser für Kinder

Obwohl in ihnen nicht mehr unterrichtet wird, sind einige von ihnen Häuser für Kinder geblieben. In Arnsdorf betreibt der Kinderkreis Vierkirchen im ehemaligen Schulhaus an der Kirche seine Kindereinrichtung. Königshain hat seit 2005 keine Schule mehr. Die Königshainer Kinder besuchen die Grundschule in Schöpstal. Ihren Hort haben sie aber noch in dem Gebäude. Das DRK als Träger betreut dort rund 30 Grundschüler – und gleich nebenan den Kindergarten der Gemeinde.