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Wie schützt sich Kemnitz vor Hochwasser?

Mit Rückhaltebecken allein ist es nicht getan, auch die Bäche müssen saniert werden. Dazu gibt es jetzt einen Plan. Seine Umsetzung dauert aber noch.

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Von Steffen Gerhardt

Kemnitz soll vor Hochwasser besser geschützt werden. Dazu sind in den nächsten drei Jahren einige Bauvorhaben am Kemnitzbach und am Hofewasser notwendig. Die SZ stellt die Vorhaben vor und beantwortet dazu die wichtigsten Fragen.

Der Parkteich in Kemnitz war schon einmal Baustelle nach dem Hochwasser von 2013. Künftig soll dieser Teich das Hochwasser aus dem Hofewasser aufnehmen. Foto: Thomas Eichler
Der Parkteich in Kemnitz war schon einmal Baustelle nach dem Hochwasser von 2013. Künftig soll dieser Teich das Hochwasser aus dem Hofewasser aufnehmen. Foto: Thomas Eichler © SZ Thomas Eichler

Warum wird für den Schutz vor Hochwasser erst jetzt etwas getan?

Um die Kemnitzer schützen zu können, waren zahlreiche bürokratische Vorarbeiten notwendig. Schließlich haben die geplanten Schutzmaßnahmen ihre Ursache in dem Hochwasser aus dem Jahr 2010. So musste die Stadt einen Wiederaufbauplan erstellen und ein sogenanntes hydraulisches Modell erarbeiten lassen, von dem sich die nötigen Projekte zum Hochwasserschutz ableiten lassen. Beides ist vom Land Sachsen gefordert, um Fördermittel zu erhalten. Nicht zu verwechseln sind diese Arbeiten mit denen infolge des Hochwassers von 2013. Hier ging es um eine schnelle Schadensbeseitigung, die das Land zu 100 Prozent förderte. Dazu wurde auch in Kemnitz einiges getan, wie die Uferbefestigung am Parkteich und neue Böschungen am Kemnitzbach.

Im Februar hat der Stadtrat beschlossen, die Planung an ein Ingenieurbüro im sächsischen Reinhardtsgrimma zu vergeben. Das ist verbunden mit der Auflage, auch das Beantragen der Fördermittel zu übernehmen. Die Vorplanung liegt vor und wurde den Kemnitzer Bürgern auf einer Einwohnerversammlung vorgestellt.

Welche Arbeiten sind

in Kemnitz vorgesehen?

Neben dem Erweitern der Kapazitäten durch die beiden Hochwasserrückhaltebecken Neuer Teich und Hofewasser sind neun weitere Bauvorhaben am Kemnitzbach vorgesehen. Wie Projektverantwortlicher Jesko Fischer vom IWT-Ingenieurbüro für Wasser- und Tiefbau erklärt, dienen diese Arbeiten dem nachhaltigen Schutz vor Hochwasser. Er selbst ist für diese Vorhaben zuständig (siehe Grafik). „Ziel ist, dass Kemnitz künftig vor einem Jahrhunderthochwasser geschützt ist“, sagt der Ingenieur für Wasserbau. Dafür besteht in der Ortschaft großer Handlungsbedarf. Nach einer Kostenschätzung dürften sich die Ausgaben zwischen 450 000 und einer halben Million Euro bewegen, um Kemnitzbach und Hofewasser gegen Hochwasser sicherer zu machen. „Vor allem kommt es darauf an, den Durchlass der beiden Bäche zu erhöhen“, sagt der Bauingenieur. Dabei sollen auch Bausünden früherer Jahre beseitigt werden – wie der Ablauf vom Kirchteich. Anwohner kritisieren, dass es bei Hochwasser zu einem Rückstau kommt, weil das Wasser nicht schnell genug ablaufen kann. Der Grund ist, dass sich die Rohre auf einen halben Meter im Durchmesser verjüngen. Sie sollen durch neue Rohre in doppelter Größe ersetzt werden. Somit ist das Vergrößern der Durchlässe ein Schwerpunkt. Davon betroffen sind mehrere Abschnitte am Kemnitzbach. Zudem sind Arbeiten an der Sohle des Baches geplant. Stellenweise soll sie breiter beziehungsweise neu befestigt werden.

Dem Hochwasser sollen auch neue Wege erschlossen werden. Der Planer spricht von einem sogenannten Bypass, der parallel zum Gewässer gelegt wird. Das ist an zwei Stellen vorgesehen: Zum einen am Parkteich, der damit als Auffangteich für das zu viele Wasser vom Hofewasser dient. Zum anderen unterhalb des Parks. „Geplant ist eine etwa 100 Meter lange Bypassleitung unter beziehungsweise neben der Hauptstraße, die in den Kemnitzbach mündet“, erläutert Jesko Fischer. Damit sollen die in diesem Bereich am Kemnitzbach liegenden Grundstücke vor Überflutung geschützt werden. Das ist das aufwendigste Vorhaben von den neun Maßnahmen. Allein hier soll für schätzungsweise 130 000 Euro gebaut werden.

Eine zweite Brücke soll am Viebig erneuert werden. Notwendig wird diese Investition aufgrund des jetzt zu geringen Brückenquerschnitts und dem schlechten baulichen Zustand. Das Bauwerk soll ersetzt werden durch eine Betonhaubenbrücke mit größerem Fließquerschnitt.

Wann beginnen die Bauarbeiten

am Kemnitzbach?

Das Planungsbüro rechnet mit einer zweijährigen Bauzeit, die Anfang 2017 beginnen könnte. „Unser Ziel ist es, dass wir bis Ende Juni dieses Jahres alle Fördermittelanträge gestellt haben, um in die Genehmigungsphase zu gehen“, erläutert Jesko Fischer. Dann hängt es von den Behörden ab, wie schnell und in welchem Umfang die Baugenehmigungen erteilt werden. Zudem muss die Stadt Bernstadt ihren finanziellen Eigenanteil aufbringen, da es für diese Vorhaben keine einhundertprozentige Förderung mehr gibt.

Was kommt in der Bauphase

auf die Bürger drauf zu?

Es wird zu örtlichen Einschränkungen an den einzelnen Baustellen kommen. Mit Sperrungen der Hauptstraße ist zu rechnen, wenn die Bypassleitung am Park gelegt wird und der Durchlass vom Kirchteich vergrößert wird. „Bisher zeigten die Kemnitzer großes Verst