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Wie sich das Alter anfühlt

Bei der WG Fortschritt erleben junge Menschen, welche Einschränkungen sie später erwarten. Sie sind erstaunt.

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© Andreas Weihs

Von Wilrun Wagner

In der Gästewohnung der Wohnungsgenossenschaft Fortschritt (WGF) bieten zwei junge Männer die Alterssimulation Max an. Es ist eine der Attraktionen des Sommerfestes des Großvermieters. „Wir sind heute hier, weil wir als Partner der WGF das Projekt Chemnitz + testen. Das soll älteren Menschen lange eine Selbstständigkeit in den eigenen vier Wänden ermöglichen“, erklärt Danny Rüffert, wissenschaftlicher Mitarbeiter der TU Chemnitz. „Wir finden es schön, dass ein Handwerker den modularen Alterssimulationsanzug testet“, ergänzt Markus Förster, Student an der TU Chemnitz. Matthias Rentsch, der einen Handwerksbetrieb führt und die Bad-sowie Sanitärausstattungen in der WGF übernimmt, probierte das Alter selbst aus. Und wie fühlt es sich an? „Ungewöhnlich, man ist mehr eingeschränkt, als ich gedacht habe“, sagt der 36-Jährige. Wichtig sei ihm, zu wissen, wir ein älterer Mensch mit Dusche und Toilette zurechtkommt.

Bewegen und sehen fällt schwer

Auch der 13-jährige Leon Schönfelder hat sich die Max anlegen lassen. „Ich wollte mal ausprobieren, wie das Alter ist. Es ist viel anstrengender wie mein wirkliches Leben“, so seine Meinung. Schließlich erhält der Chemnitzer Michael Meyreiß (32) Schutzbrille, Gehördämpfer, Armgelenke, Weste, Handschuhe und Handmanschetten, Hose und Beingelenke angelegt. Auf die Überschuhe verzichtet er ausnahmsweise. In dieser Ausrüstung probiert er einige Bewegungen vom Sofa aus und empfindet sich sehr eingeengt mit den starren Bandagen. Auch Fenster öffnen und schließen, Treppen steigen, das Schlüsselloch finden und vieles mehr fällt dem jungen Mann schwer. „Ich finde es sehr beeindruckend und erschreckend, mit welchen Problemen der alternde Mensch zu tun hat.“ Ob es Bewegungsabläufe sind, verschwommenes Sehen und Ecken und Kanten in der Wohnung zu umgehen, das alles sei problematisch.

Uwe Ehrlich, der in der WGF für Neuvermietungen verantwortlich ist, erklärt, dass er das System Max kennt. „Wenn beispielsweise ein älteres Ehepaar eine Wohnung sucht, bauen wir das Bad und andere Räume nach den Wünschen der künftigen Mieter um, sodass sie ihre Traumwohnung bekommen und nicht Umbaumaßnahmen im bewohnten Zustand auf sich nehmen müssen“, sagt Ehrlich. Die Gästewohnung stelle ein älteres Modell dar, dass bewusst für den Test von Max gewählt wurde, fügt er hinzu. Inzwischen seien schon günstigere Varianten wirksam geworden. Die Vorstellungen und Möglichkeiten von einem lebenswerten Wohnen in der Genossenschaft gehören mit zum Rahmenprogramm des alljährlichen Sommerfestes.

„Diesmal hat Petrus mal die andere Kiste für unser Sommerfest geöffnet“, sagt Vorstand Stefan Viehrig. Damit meint er die enorme Hitze. „Wir haben unser volles Programm dennoch erfolgreich durchgeführt. So lief Bubble-Footfall mit sieben Mannschaften. Die Judokas und UHC (Unihockey) sind angetreten und auch der Leichtathletik-Mehrkampf mit Kindern der Kita in fünf unterschiedlichen Altersklassen sind gut gelaufen. Mehr oder weniger gut besucht sind die kulturellen Darbietungen der Hortkinder, die Sportmodenschau von Intersport Schmidt mit den hauseigenen Models der WGF, an der sich erstmals vier Männer beteiligten. Auch die Darbietungen der Döbelner Dance-Company hatten ein gut gefülltes Festzelt.

Zum Sommer- und Sportfest der WGF gehören auch Garten-und Balkonpflanzenberatungen am Stand der RHG und daneben war erstmals Helma Bartholomay, die vom Fernsehen bekannte Pflanzen- und Kräuterberaterin dabei. Bei ihr gab es allerhand Kräuter zu sehen. „In den späten Nachmittagsstunden kamen auch viele wissensdurstige Besucher zu mir“, sagte die Fachfrau.

„Wir hatten keinen Arbeits-, sondern nur Hitzestress“ so Vorstand Stefan Viehrig. Für unsere Kleinsten haben wir spontan am Morgen noch zwei Planschbecken rangeschafft, die zum Abkühlen und Spritzen lockten. Die Verlierer seien diesmal die Anbieter von Speisen, „denn alle haben nur Durst“, scherzt er. So war auch schnell das Freibierfass leer.