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Wie sich Schlicks seit 135 Jahren behaupten

Die Schlosserei steht für Zittauer Handwerkskunst. Eine der ältesten Firmen der Stadt blickt optimistisch in die Zukunft - und ist für viele auch der Retter in der Not.

Von Holger Gutte
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Die Mitarbeiter der Firma Schlick Metallbau in Zittau.  Firmenchef Tristan, seine Frau Ute, Neffe Marvin und Bruder Heiko Schlick (von rechts).
Die Mitarbeiter der Firma Schlick Metallbau in Zittau. Firmenchef Tristan, seine Frau Ute, Neffe Marvin und Bruder Heiko Schlick (von rechts). © Matthias Weber

Es riecht nach heißem Metall. Funken fliegen über die Werkbank. Ein Schlosser schleift gerade eine Kante ab. Wenige Meter weiter schraubt sein Kollege Eisenteile zusammen. Hier ist noch alte, harte Handwerksarbeit gefragt. Seit 135 Jahren steht der Name Schlick in Zittau für Schlosserarbeiten aller Art.   

Wenn sich im Laufe der Zeit auch das Dienstleistungsangebot gewandelt hat, viele Dinge sind gleich geblieben. Das imposante schmiedeeiserne Eingangstor der Firma Schlick mit den Initialen des Unternehmensgründers F und S für Friedrich Schlick  am Schmeidelgäßchen 2 in Zittau gibt es heute noch. Es galt schon vor über 100 Jahren als Sehenswürdigkeit für Zittauer Handwerkskunst. " Wir haben es zum Tag der Sachsen 2001 in Zittau saniert", berichtet Firmenchef Tristan Schlick.

Noch heute ist die Firmenadresse unter Schmeidelgäßchen 2 zu finden, obwohl das Eingangstor eigentlich zur Lindenstraße zeigt. Die Haustür befand sich bei der Einweihung der Werkstatt in den 1890er Jahren noch in dem schmalen Gäßchen, erzählt der 55-Jährige. Erst ein Jahr später ist damals dann das Obergeschoss als Wohnung ausgebaut worden. So wie einst, wohnt auch heute der Firmenchef darin. Tristan Schlick hatte die Schlosserei 2006 von Hans Schlick, seinem Onkel, übernommen. Statt Schlosserei wird seither Metallbau an den Familiennamen angehängt. 

Mit Unternehmergeist und Traditionspflege gelingt es der Familie Schlick nun schon seit 135 Jahren sich am Markt zu behaupten. Der kleine Handwerksbetrieb hat zwei Weltkriege, die Weltwirtschaftskrise und die DDR-Zeit überlebt. Immer wieder gelang es, sich auf die geänderten Bedingungen einzustellen.

Als Kunst- und Bau-Schlosserei ist Schlick vor allem von 1884 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in vielen Projekten der Stadt Zittau eingebunden gewesen. Die ersten Jahre hatte die Firma dabei noch ihren Sitz in einem Hinterhof an der Inneren Weberstraße. 

Das über 100 Jahre alte Firmenschild über dem Eingangstor der Firma Schlick Metallbau in Zittau.
Das über 100 Jahre alte Firmenschild über dem Eingangstor der Firma Schlick Metallbau in Zittau. © Matthias Weber
Marvin Schlick beim Schleifen in der Schlosserei. 
Marvin Schlick beim Schleifen in der Schlosserei.  © Matthias Weber
Die Bau- und Kunst-Schlosserei Schlick im Jahr 1913. 
Die Bau- und Kunst-Schlosserei Schlick im Jahr 1913.  © privat
So alt es auch ist. Das Schmiedewerkzeug hat sich nicht geändert und verrichtet immer noch seinen Zweck.
So alt es auch ist. Das Schmiedewerkzeug hat sich nicht geändert und verrichtet immer noch seinen Zweck. © Matthias Weber
Die bisherigen Meister der 135-jährigen Firmengeschichte: 
Die bisherigen Meister der 135-jährigen Firmengeschichte:  © privat
Im Haus gegenüber der Firma Schlick ist ein Schaufenster in der Lindenstraße der 135-jährigen Firmengeschichte gewidmet.
Im Haus gegenüber der Firma Schlick ist ein Schaufenster in der Lindenstraße der 135-jährigen Firmengeschichte gewidmet. © Matthias Weber

Wenn Tristan Schlick heute durch die Stadt Zittau geht, sieht er noch viele kleine und größere Kunstwerke der Firma. Die historische Kuppelvoliere im Tierpark stammt beispielsweise aus der Schlosserei, aber auch einige bis heute erhaltenen Zunftzeichen und viele Tore und schmiedeeiserne Zäune. "An einem Zaun an der Dornspachstraße Richtung Theodor-Korselt-Straße hängen sogar noch die alten Metall-Werbeschilder als Visitenkarte am Zaun", erzählt Tristan Schlick.

Nach 1945 konnte sich solche Aufträge keiner mehr leisten. In den Anfangsjahren nach dem Krieg kamen die Kunden zu Schlicks vor allem zum Reparieren und Flicken von Blechteilen. Unzählige Kochtöpfe wurden in der Schlosserei damals gelötet. Und auch in der Mangelwirtschaft zu DDR-Zeiten stand das Reparieren immer wieder im Vordergrund.

Inzwischen steht das Unternehmen Schlick mit seinen vier Mitarbeitern für Metallbau, Blitzschutz und Schlüsseldienst. "Wir haben jetzt beispielsweise die Schließanlage in der Zittauer Parkschule oder den Blitzschutz bei der Firma Glaubitz eingebaut", sagt Tristan Schlick. Bis heute ist seine Firma für viele einfache Bürger aber auch das geblieben, was sie immer war - ein Retter in der Not.

Und damit ist nicht unbedingt der Schlüsseldienst gemeint. So manch Besitzer von alten Motorrädern und Mopeds ist froh, dass er hierher kommen kann, wenn es beispielsweise darum geht, einen Auspuff, Krümmer oder ein anderes Teil zu schweißen oder nachzubauen. Und auch diese Arbeiten macht er gern. Denn alte Fahrzeugtechnik wieder flott zu machen, ist sein Hobby.

Allerdings widmet er sich als Mitglied im Interessenverband der Zittauer Schmalspurbahnen dabei der Eisenbahn. Stolz zeigt er am Computer Bilder von wieder aufgebauten Eisenbahnwaggons. Viele Metallteile sind dabei bei Schlick im Auftrag der Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft (Soeg) oder des Vereins wieder aufgebaut worden. Zu Historik Mobil wird man bestimmt wieder den offenen Güterwagen von 1898 mit der Aussichtsplattform sehen. Damals wurden mehr Personenwagen gebraucht. Deshalb wurden Güterwagen für sie umgebaut", schildert Tristan Schlick. "Wir haben das Spriegelgestell für die Plane dafür gebaut", sagt er.

Bei all den Anfertigen von neuen Toren, Blitzschutzanlagen und anderem freut sich Tristan Schlick, wenn er mal wieder etwas Historisches erhalten oder original nachbauen kann. Und seien es nur Bühnen-Geländer, Klappgitter, Beschläge oder kleine Details bei der Schmalspurbahn.

Die beiden Söhne von Ute und Tristan Schlick werden das Unternehmen einmal nicht weiterführen. Sie haben andere berufliche Laufbahnen eingeschlagen. Aber vielleicht führt unsere Familientradition mal unser Neffe Marvin Schlick fort", meint er. Schließlich arbeitet er in der Firma. Und so könnte eine der ältesten Zittauer Handwerksbetriebe noch weitere Jahrzehnte für die Kunden da sein.

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