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Wie sicher kann sich Lampertswalde fühlen?

Mit einer neuen Leim-Produktionsanlage und dem Ausbau der Formaldehyd-Herstellung bringt der Laminat-Hersteller Kronospan erhebliche Mengen an gefährlichen Gütern nach Lampertswalde (SZ berichtete). Die Anwohner befürchten, sie könnten im Havariefall giftigen Dämpfen ausgesetzt sein.

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Mit einer neuen Leim-Produktionsanlage und dem Ausbau der Formaldehyd-Herstellung bringt der Laminat-Hersteller Kronospan erhebliche Mengen an gefährlichen Gütern nach Lampertswalde (SZ berichtete). Die Anwohner befürchten, sie könnten im Havariefall giftigen Dämpfen ausgesetzt sein. SZ sprach mit den Geschäftsführern Karl Heinz Konzelmann und Wolfgang Seifert.
Sie bauen in Lampertswalde ein regelrechtes Chemiewerk auf. Sind die Bürger in ihren Häusern noch sicher? Seifert: Die Ausführung der Anlage entspricht erstens allen nationalen und europäischen Sicherheitsstandards. Zweitens existieren umfangreiche Betriebsvorschriften, die dafür sorgen sollen, dass es zu Unfällen überhaupt nicht kommt. Anlagen, wie die in Lampertswalde geplante, werden weltweit sicher betrieben. Das belegt doch: Das Gefährdungspotenzial der verwendeten Stoffe - entzündlich zu sein und mit Luft explosible Gemische zu bilden - ist technisch durchaus beherrschbar.
Was aber technisches oder menschliches Versagen nicht ausschließt. Seifert: Es wurde ein Alarm- und Gefahrenabwehrplan erarbeitet, der das Zusammenwirken mit den Behörden festschreibt. Darin sind Verhaltensregeln für den unter normalen Bedingungen nicht zu erwartenden Störfall aufgestellt. In den nächsten zwei Wochen werden zudem Sicherheitshinweise an die Bevölkerung ausgegeben. Dort kann man nachlesen, wie bei einem Brand, einer Explosion oder beim Austreten von Dämpfen zu reagieren ist.
Die Kapazität des Tanklagers wird in großem Stile erweitert. Wie sicher sind die Tanks? Konzelmann: Die Tanks sind mit Überfluss- und Überdruck-Sicherungen ausgestattet. Es gibt ein automatisches Erkennungssystem für Undichtheiten. Außerdem stehen die Tanks in Auffangwannen. Die Wannen sind groß genug, um den gesamten Inhalt aufzunehmen. Sie bestehen aus Spezialbeton mit einer Spezialbeschichtung, so dass nichts durchsickern kann.
1989 brannte in Salzburg bereits ein Werk der Kaindl-Gruppe ab. Wie groß ist das Risiko, dass Lampertswalde bei einem ähnlichen Brand schädliche Dämpfe abbekommt? Konzelmann: Sie haben in Ihrem Artikel vorige Woche - in dem Sie schrieben, das Werk sei "abgefackelt" - selbst das Stichwort gegeben. In Salzburg ist ein Werk dieser Größenordnung bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Es hat weder bei den umliegenden Einwohnern noch bei den Betriebsangehörigen irgend eine Gesundheitsbeeinträchtigung gegeben.
Und dort stand ebenfalls eine Formaldehydanlage? Konzelmann: Selbstverständlich, dort wurden Melamin-und Imrägnierharze hergestellt, also gab es auch Formaldehydkapazitäten. Im Unterschied zu Salzburg wurde Lampertswalde aber nach den modernsten Brandschutz-Richtlinien aufgebaut. Jeder einzelne Werksabschnitt ist auch ein eigener Brandabschnitt, der mit Brandwänden und Feuerschutz-Toren gegen den anderen abgesichert ist. Es ist ausgeschlossen, dass dieses Werk in der Gesamtheit brennt.
Gut, aber ein paar tausend Tonnen Methanol und Formaldehyd reichen als Gefährdungspotenzial ja auch aus. Seifert: Man muss ganz klar sagen: Wir haben es hier nicht mit Chlorchemie zu tun, die als besonders gefährlich anzusehen ist. Es handelt sich um Kohlenwasserstoffe. Unsere Sicherheitsabstände zur nächsten Wohnbebauung sind größer als die international üblichen Mindestentfernungen von 500 Metern. Damit wird dem Gefährdungspotenzial schon Rechnung getragen. Sie können davon ausgehen, dass der Planung von Chemieanlagen ein ausgefeiltes Auflagenkonzept zu Grunde liegt. Selbst bei einem größeren Störfall ist auszuschließen, dass die Bevölkerung im Umland Gesundheitsschäden davonträgt.
Das Gespräch führte Manfred Müller.
Bild: Geschäftsführer Dr. Wolfgang Seifert

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