SZ +
Merken

Wieder 4 500 Arbeitsplätze in Schwarze Pumpe

Im größten Industriepark der Lausitz wird heute und morgen gefeiert. Das hat zwei Gründe.

Teilen
Folgen
NEU!
© dpa

Von Tilo Berger

Spremberg/Spreetal. In der Papierfabrik Spremberg wird heute gefeiert. Vor zehn Jahren nahm das neue Werk der österreichischen Prinzhorn-Gruppe seine Produktion im Industriepark Schwarze Pumpe auf. Seitdem verließen mehr als drei Millionen Tonnen Papier den Betrieb, der bei weißen Wellpappenrohpapieren sogar europaweiter Marktführer ist.

Eine Papierfabrik in Schwarze Pumpe – das war bis vor 25 Jahren undenkbar. Zu DDR-Zeiten galt der Name der Siedlung zwischen Hoyerswerda und Spremberg als Synonym für die Veredlung von Braunkohle. Drei Kraftwerke lieferten Strom. Drei Brikettfabriken produzierten Brennstoff für Betriebe, öffentliche Gebäude und Millionen Privathaushalte. Das Gaskombinat machte aus Braunkohle Stadtgas und deckte damit vier Fünftel des Bedarfs der gesamten DDR. Zu Hochzeiten arbeiteten in Schwarze Pumpe mehr als 15 000 Menschen. Die meisten von ihnen waren aus anderen Regionen der DDR in die Lausitz gezogen, vor allem in die Neubauviertel von Hoyerswerda.

Nach 1990 änderte sich schlagartig alles. Erdgas ersetzte Stadtgas, dessen Produktion in Schwarze Pumpe endete. Versuche, die weltweit anerkannte Technologie zur Vergasung von Müll zu nutzen, scheiterten an unternehmerischen Querelen. Von ehemals drei Brikettfabriken gibt es noch eine, die inzwischen umfassend modernisiert wurde. Sie und eine weitere Fabrik im rheinischen Kohlerevier reichen aus, um den Bedarf an Briketts in ganz Deutschland zu decken. Die drei Kraftwerke in Schwarze Pumpe gingen nach und nach vom Netz und wurden mittlerweile abgerissen. 1998 ging im Beisein des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU) ein neu gebautes 1 600-Megawatt-Kraftwerk in Betrieb.

Die Kohle blieb also ein Wirtschaftsfaktor in Schwarze Pumpe, aber nicht mehr der alleinige. Inzwischen gibt es auf dem Gelände des Industrieparks mehr als 100 Firmen, zum Beispiel eine Spedition, eine Fischzuchtanlage, ein Vermarkter von Kies und Sand sowie die Papierfabrik. Die Unternehmen in Schwarze Pumpe beschäftigen insgesamt inzwischen wieder mehr als 4 500 Menschen, nachdem die Zahl der Arbeitsplätze zwischenzeitlich unter 3 000 gesunken war.

Verantwortlich für den Abriss und die Sanierung der Braunkohle-Altlasten war die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV). Deren Geschäftsführer Klaus Zschiedrich äußerte sich zufrieden darüber, dass sich inzwischen so viele Firmen auf frei gewordenen Flächen im Industriepark niedergelassen haben: „Das ging schneller als von uns erwartet.“ Die sächsisch-brandenburgische Landesgrenze spiele dabei für Investoren keine entscheidende Rolle. Der nördliche Teil des Industrieparks gehört zum brandenburgischen Spremberg, der südliche zum sächsischen Spreetal.

Interessenten können den Industriepark und seine Firmen am morgigen Sonnabend von 10 bis 16 Uhr besichtigen. Anlass für den Tag der offenen Türen ist das 60. Jubiläum des ersten Spatenstichs, mit dem am 31. August 1955 die Geschichte des Industriestandortes begonnen hatte.