Von Heike Sabel
Heidenau. Grit Gärtner hatte das richtige Gefühl. Sie ahnte, dass die Einbrecher wiederkommen. Doch so schnell, das überraschte sie. Schon in der Nacht zum Sonnabend suchten die Diebe erneut das Betreute Wohnen auf der Dresdner Straße heim. In den Tagen zuvor waren sie schon einmal dort eingebrochen sowie im Sonnenhof in Mügeln. Grit Gärtner, die für die beiden betreuten Wohnanlagen zuständig ist, war am Sonnabend früh gerade einkaufen, als sie von einer Bewohnerin angerufen wurde. „Ist das richtig, dass bei Ihnen alle Bürotüren offen stehen?“ Nein, war es natürlich nicht. Grit Gärtner wusste nun schon, was passiert war. Die Bewohnerin war die Erste, die sich meldete. Vorher hatte schon andere die offenen Türen bemerkt, aber geschwiegen, wurde später bekannt.
Nachdem die Täter bei ihren ersten Diebesrunden in zwei aufeinanderfolgenden Nächten insgesamt 1 000 Euro erbeutet hatten, fanden sie nun nur zehn Euro. Die WVH als Träger der beiden Häuser und der Nachbarschaftsverein als Betreuer hatten am Freitag sofort das Bargeld entfernt. Die 1 000 Euro schmerzen den Verein schon genug. Es war im Wesentlichen Geld, das von den Bewohnern für Veranstaltungen und Reisen eingesammelt worden war und das der Verein nun ersetzen muss.
Auch dieses Mal blieb die Eingangstür unversehrt. Wie die Täter jedes Mal in die Gebäude kamen, weiß die Polizei noch nicht. Grit Gärtner vermutet, dass sich die Kriminellen auskannten und zum Beispiel einen Pflegedienst abpassten. „Wir haben selbst getestet, wie schnell man da reinhuschen kann“, sagt Grit Gärtner. Eine andere Methode ist, einfach überall zu klingeln, irgendjemand macht dann schon auf.
Hoher Sachschaden angerichtet
Was die Sicherheit an der Tür angeht, gäbe es keine Reserven mehr, sagt Grit Gärtner nach Gesprächen mit der Polizei und der Versicherung. Was das Öffnen bei Klingeln betrifft, kann sie nur noch einmal an die Vorsicht der Bewohner appellieren. Und wenn sie etwas beobachten, das immer sofort zu melden. Die Telefonnummer der Hausmeisterbereitschaft ist allen bekannt, sagt Grit Gärtner. Die Zweitschlüssel zu den Wohnungen sind inzwischen auch im Tresor gesichert. Eine der älteren Bewohnerinnen äußerte gestern früh die Sorge, was denn passiere, wenn die Einbrecher diese Schlüssel in die Hand bekämen.
Wieder richteten die Einbrecher einen hohen Sachschaden an, brachen Türen und Schränke im Büro auf. Sie waren auf der Suche nach Geld, und nur danach. Denn weder in der Tagespflege fehlt etwas, noch wurden Computer oder anderes mitgenommen. Dafür rissen die Täter sogar Briefumschläge auf, auf denen stand: „alte Schlüssel von gestohlenen Kassetten“. Wahrscheinlich dachten sie, es sei wenigstens Hartgeld im Umschlag. Für die Spurensicherung nichts Besonderes. Täter brechen sogar Türen auf, die gar nicht zugeschlossen sind, sagen die Kriminalisten.
Die Polizei bearbeitet alle drei Fälle, die beiden von voriger Woche und den vom Wochenende, als Komplex. „Ob tatsächlich dieselben Täter die drei Einbrüche verübt haben, müssen die Ermittlungen klären. Insbesondere die Spurenauswertung muss dahingehend abgewartet werden“, sagt Polizeihauptkommissarin Jana Ulbricht. Ob die Täter beim ersten Mal gestört worden sind und deshalb wiederkamen, ist noch nicht bewiesen.
Grit Gärtner und die Bewohner der beiden Wohnanlagen hoffen nun, dass der oder die Kriminellen wenigstens die Zeitung lesen und damit wissen: Hier ist wirklich kein Bargeld mehr zu holen.