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Wilder Westen mitten in der Röderaue

Die Zabeltitzer Hortkinder ließen die Peitschen knallen und ritten wilde Stiere zu.

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© Anne Hübschmann

Von Susanne Plecher

Nein, Rollbüsche sind keine vorübergeweht. Auch das „Lied vom Tod“ hat keiner gepfiffen. Es gab weder Staubwolken, noch Pferdeklau, und große Schlachten zwischen Weißen und Rothäuten schon gleich gar nicht. Dafür jede Menge Spaß – auf Wild West – wenn man so will. Am Donnerstag hatte der Hort der Zabeltitzer Grundschule zum Westernfest eingeladen. Dass der meist eine Garantie für kreative und geistreiche Kindererziehung bietet, hat sich rumgesprochen. Man kommt gern. Melanie Winkler zum Beispiel: „Das ist immer genial“, sagt die zweifache Mutter und Hundesalonbetreiberin. Besonders entzückt ist sie von den zarten Armbändchen mit Federn, die es am Einlass gab. Wahlweise hätte man sich auch für einen Sheriffstern zum Anstecken entscheiden können.

Armbändchen und Sterne, Traumfänger und kleine Tiere aus Speckstein haben die Kinder selber angefertigt. Ihre erste Sommerferienwoche stand ganz im Zeichen des Wilden Westens. Da wurde gemalt und gesägt, geputzt und geschliffen. Selbst die Währung – ins Bild passten natürlich nur Goldnuggets– haben sie gebastelt. „Aus Kieselsteinen vom letzten Waldspaziergang und Goldspray“, verraten Eric und Nora, die am Einlass sitzen. Drinnen geht es vor allem beim Bull-Riding hoch her. Hauptsächlich wagen sich die Jungs an das wacklige Vergnügen. Pepe Tobollik bleibt vorsichtig und lässt sich nur auf die erste Stufe der Schüttelei ein. Er hält sich gut auf dem Rücken des falschen Bullen, bis der sich so schnell dreht, dass kein Halten mehr ist und Pepe ins weiche Luftpolster fliegt. Martha Börner hat da ein besseres Händchen. Stilecht mit Cowgirl-Hut hat die Zabeltitzerin es sogar bis in die höchste Stufe geschafft, bis der Bulle auch sie von seinem Rücken fegt. Für Martha war es der letzte Tag im Hort, ihre Grundschulzeit ist vorüber. Sie nimmt es mit Wehmut.

Um die Ecke suchen Jungs nach Gold. Eifrig beladen sie ihre Schürfpfannen mit Sand und waschen ihn aus, bis die großen goldblinkenden Batzen übrigbleiben. Drei Minuten haben sie dafür Zeit. Danach wird die Ausbeute gewogen. Florian Engelmann hat 35 Gramm geschürft. Er tauscht sie gegen drei große Goldmünzen ein. „Die sind aus Schokolade“, sagt er strahlend und saust zum Bogenschießen. Rosi und Andreas Golchert haben eine Zielscheibe und verschiedene Bögen mitgebracht. Sie zeigen auch den Erwachsenen, wie man damit am besten ins Rote trifft. Bei manchen klappt das schon ganz gut. „Unsere Kinder Leon und Amy gehen in den Hort. Und weil Bogenschießen gut zu einem Westernfest passt, haben wir unsere Hilfe angeboten“, sagt Rosi Golchert.

Die Unterstützung der Eltern hat im Hort Tradition. „Ohne sie wäre Vieles nicht möglich“, sagt Hortleiterin Aline Drießnack, die mit ihren elf Mitarbeitern etwa 110 Kinder betreut. „Die Kinder mögen die Themenwochen sehr“, sagt sie. Und weil das alles immer wieder so schön ist, geht es in der kommenden Woche gleich in die nächste Runde – vom Wilden Westen ins Reich der Mitte. In der China-Themenwoche gibt es Theater und Tanz, die Ferienkinder werden Kulissen mit China-typischen Motiven anfertigen und Glückskekse backen.

Doch jetzt laden erst einmal zehn Mädchen in fescher Westernkleidung zum Squaredance. Eifrig schwingen sie mit Lassos und Hüften. Aus den Lautsprechern galoppiert „Cotton Eye Joe“– was sonst.