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Wilsdruff hat Ärger mit doppelten Straßennamen

26 Namen gibt es mehrfach, 35 Umbenennungen wären nötig. Zu viele, sagt das Rathaus und hat einen Vorschlag.

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Von Annett Heyse

Wer auf der Freiberger Straße in Mohorn wohnt, kennt das Problem: Briefe und Pakete kommen nicht an, dafür stehen öfters auswärtige Autofahrer vor der Tür und fragen sich nach Firmen oder Anwohnern durch, die auf der Freiberger Straße in Wilsdruff gemeldet sind. In der Mohorner Apotheke, Hausnummer 79, liegen sogar kopierte Stadtpläne aus. Denn hierher verirren sich immer wieder Trucker, die den Wilsdruffer Maschinen- und Anlagenbau, ebenfalls Freiberger Straße 79, suchen – nur eben im falschen Ort. Die Aufzählung lässt sich fortsetzen.

Zwei Schilder, zwei Straßen, ein Name: Eine Hauptstraße gibt es in Herzogswalde (l.) und eine in Limbach, beide unter der offiziellen Anschrift 01723 Wilsdruff. Foto: Karl-Ludwig Oberthür
Zwei Schilder, zwei Straßen, ein Name: Eine Hauptstraße gibt es in Herzogswalde (l.) und eine in Limbach, beide unter der offiziellen Anschrift 01723 Wilsdruff. Foto: Karl-Ludwig Oberthür

Limbacher in der Hauptstraße bekommen Post, die für Herzogswalder in der Hauptstraße gedacht ist. Gleich dreimal gibt es den Landbergweg – in Wilsdruff, Herzogswalde sowie in Grumbach. „Es ist ein Durcheinander und keiner kümmert sich darum“, stöhnt beispielsweise der Mohorner Günter Gaitzsch, der auf der Freiberger wohnt, und fordert: „Das Problem muss doch mal gelöst werden.“

Fehlgeleitete Post ist das eine. Aber niemand will sich vorstellen, was im Notfall passieren könnte. Wenn beispielsweise Rettungsfahrzeuge irrtümlich im falschen Ort landen. Die Wahrscheinlichkeit ist noch nicht mal gering. 26 Straßennamen im Wilsdruffer Gemeindegebiet gibt es mehrfach. Die meisten sind doppelt vergeben, einige sogar drei- oder vierfach. Ursache dafür ist die Eingemeindungswelle in den 90er-Jahren. Damals wurde es verpasst, die doppelten Bezeichnungen abzuschaffen.

Ob Mohorn, Grumbach oder Kesselsdorf – die Anschrift der neuen Ortschaften lautet nun ganz offiziell 01723 Wilsdruff oder auch 01737 Wilsdruff für Braunsdorf, Kleinopitz und Oberhermsdorf. Als Zusatz ist der Ortsteil in der Adresse erlaubt. Erlaubt, aber eben nicht vorgeschrieben. Und so schicken viele, vor allem auch Behörden wie das Finanzamt, ihre Post eben nach 01723 oder 01737 Wilsdruff – wo sie prompt falsch landet.

Die Stadtverwaltung hat jetzt mal nachgerechnet: 4 804 Menschen in 1 143 Häusern wohnen derzeit in Straßen, deren Namen mehrmals vertreten sind; das ist ein Drittel aller Einwohner. Dazu kommen zahlreiche Firmen in Wilsdruff wie die Geschäfte auf der Freiberger Straße in Richtung Markt, Blumengroßhandel Riedel, die Waffelfabrik, die Speditionen Roitzsch, der Hoch- und Ingenieurbau Wilsdruff, das Spiegelwerk sowie eben auch besagter Wilsdruffer Maschinen- und Anlagenbau. Für die wäre eine Umbenennung nicht nur aufwendig, sondern auch noch kostenintensiv. Bei den 26 mehrfachen Straßennamen wären 35 Neubenennungen erforderlich. Zu viele, sagt das Rathaus.

Deshalb geistert durch die Stadtverwaltung nun eine andere Idee. „Der Aufwand wäre mit der Vergabe einer neuen Postleitzahl für Mohorn, Grund und Herzogswalde deutlich geringer“, sagt André Börner, Chef der Bauverwaltung. Auf einen Schlag gebe es dann sieben doppelte Straßennamen, die jetzt unter 01723 verzeichnet sind, weniger, unter anderem eben jene Freiberger Straße, aber beispielsweise auch die Nossener Straße.

Für Postleitzahlen ist die Post zuständig und die lehnt eine Neuvergabe bisher ab. Vielmehr wird an das sächsische Innenministerium verwiesen. Dies legte einst fest, dass die Städte und Gemeinden für die Benennung ihrer Straßen verantwortlich sind. So liegt der Schwarze Peter also wieder bei der Stadt. Doch die Wilsdruffer wollen sich in Sachen Postleitzahl noch nicht geschlagen geben. Kürzlich gab es im Innenministerium ein Gespräch mit den Post-Beauftragten. Ergebnisse sind noch nicht bekannt geworden. Es besteht also Hoffnung.