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Wilsdruffer schockiert vom Tod des Soldaten

Robert Hartert spielte einst bei der SG Motor Fußball. Am Karfreitag fiel er beim Militäreinsatz nahe Kundus.

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Von Annett Heyse

Es ist der Tag vier nach Karfreitag, als drei Soldaten in Afghanistan starben. Es hat sich herumgesprochen, dass dabei auch ein junger Wilsdruffer sein Leben nahe Kundus verlor. Eine Patrouille war dort in einen Hinterhalt der Taliban geraten. Der Gefallene, Robert Hartert, war 25Jahre alt. Er diente in einem Fallschirmjägerbataillon und war im niedersächsischen Seedorf stationiert. Von dort ging er zum Einsatz nach Afghanistan.

Die Familie des Gefallenen wohnt am Stadtrand von Wilsdruff. Es ist eine adrette Siedlung mit Einfamilien- und Doppelhäusern, die Vorgärten gepflegt, Ostereier an den Büschen, Kinder spielen auf der ruhigen Nebenstraße. Afghanistan ist weit weg. Sehr weit weg. Nur für die Familie des Robert Hartert nicht mehr. Als sie am Karfreitag nach Hause kamen, standen Soldaten vorm Haus, überbrachten die schlimme Nachricht. „Wir sind fertig“, sagt ein Familienmitglied. Über mehr wolle man nicht reden.

Zielstrebig und ein Kämpfer

Dennoch sickerte in Wilsdruff durch, um wen es sich handelt. Der Stabsgefreite war viele Jahre Mitglied bei SGMotor Wilsdruff, spielte in zahlreichen Jugendmannschaften Fußball und half zuletzt sporadisch in der zweiten Männermannschaft aus, bevor er zur Bundeswehr ging.

Mario Gnannt, Vereinschef und Trainer kannte ihn. „Er war ein impulsiver junger Kerl“, erinnert er sich. Auf dem Fußballplatz sei Robert Hartert ein Kämpfer gewesen, ein Wühler. „Er war kein Techniker aber einer, der sich den Ball zurückgeholt hat, wenn er ihn verloren hatte.“

Auch abseits des Platzes hat Trainer Gnannt den Gefallenen als ehrgeizig und zielstrebig in Erinnerung. Unbedingt wollte der junge Mann zur Armee. „Am Sonntag kurz vor dem Spiel der zweiten Mannschaft habe ich von seinem Tod erfahren“, erzählt Mario Gnannt. „Es ist schockierend.“ Dass der Krieg plötzlich so nah ist, sei ein ganz, ganz komisches Gefühl.

Auch die Fußballer des SV Bannewitz legten am Sonnabend vor dem Spiel gegen den Bornaer SV eine Schweigeminute ein. Robert Hartert war Mitglied des Bannewitzer Ordnungsdienstes und hatte Freunde im Verein.

Die Wilsdruffer Mittelschul-Chefin Marlies Loibl ist ebenfalls entsetzt. Zwar kannte sie den ehemaligen Schüler nicht so gut, hat nie in seiner Klasse unterrichtet. „Aber mein Kopf war leer, als ich am Wochenende davon erfuhr“, berichtet sie. „Es ist bestürzend und traurig.“ Geradezu tragisch sei es, dass Menschen, die in guten Absichten nach Afghanistan gehen, so etwas passiert. Marlies Loibl: „Meine Gedanken sind bei seiner Familie und bei seinem Bruder, der noch bei uns zur Schule geht.“

Bundeswehr betreut Familie

Wie lange der Wilsdruffer Soldat in dem Land war und worin seine Aufgaben bestanden, darüber gibt es keine Informationen seitens der Bundeswehr. „Aus Rücksicht auf die Familie und aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes können wir uns dazu nicht äußern“, teilt Hauptmann Björn Gornick, Sprecher des Bataillons 313, mit.

Die Wilsdruffer Familie wird ebenso wie die anderen Hinterbliebenen momentan von der Bundeswehr betreut. Seit Bekanntwerden des Schicksals stehen ihnen Seelsorger und Psychologen zur Seite. „Außerdem haben wir zwei Soldaten abgestellt, die sich um die Behördengänge kümmern können“, erklärt Björn Gornick.