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Wintergetümmel am Galgenteich

Der Campingplatz in Altenberg erlebt seine eigenen Feiertage über den Jahreswechsel - mit kulinarischen Grüßen aus dem hohen Norden.

Von Mandy Schaks
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Camping mal anders in Altenberg: mit dicken Anoraks, Stiefeln und Mützen.
Camping mal anders in Altenberg: mit dicken Anoraks, Stiefeln und Mützen. © Andreas Weihs

Die Freibäder sind längst geschlossen, Teiche verwaist. Nicht so der höchstgelegene Badesee im Osterzgebirge. Am Galgenteich in Altenberg herrschte die vergangenen Tage sogar Hochbetrieb. "Der Campingplatz ist rappelvoll", sagt Betreiber Marcel Gundel und konnte es eigentlich selbst kaum glauben.

Die Ersten kamen schon vor Heiligabend. "Sie hatten wohl bissel auf weiße Weihnachten gehofft und am 26. Dezember auch etwas davon gekriegt." Der Flockenwirbel war zwar alles andere als üppig, doch immerhin legte sich in rund 750 Meter Höhe eine leichte Zuckerschicht über die Landschaft, wovon andere nur träumen konnten.

So kam nach und nach ein Wohnwagen bzw. -mobil nach dem anderen auf den Campingplatz. Rund 85 rollende Urlaubsquartiere wurden so über Silvester neben die rund 55 Dauercamper aufgeschlagen. Auch die  witterten Winterluft. Gundel schätzt, dass etwa die Hälfte der Stammgäste über die Feiertage auch wieder an ihren Lieblingsfreizeitplatz zurückkehrten.

Der Campingplatz in Altenberg liegt direkt am Großen Galgenteich und führt unmittelbar in ein ausgiebiges Wander- und Skilanglaufgebiet, obgleich dafür zurzeit noch der Schnee fehlt.
Der Campingplatz in Altenberg liegt direkt am Großen Galgenteich und führt unmittelbar in ein ausgiebiges Wander- und Skilanglaufgebiet, obgleich dafür zurzeit noch der Schnee fehlt. © Michael Sokatsch

Wintercamping hat Tradition

Wintercamping am Fuße des Kahleberges ist legendär, und die Tradition überstand auch den Betreiberwechsel. Marcel Gundel hatte im April vergangenen Jahres mit seiner Partnerin Lea Wojzischke die Bewirtschaftung des Naherholungszentrums Kleiner Galgenteich übernommen. Dazu gehören Campingplatz, Naturbad, Sozialgebäude und Imbissversorgung, die sie von der Stadt pachteten.

Sie versuchten in der Kürze der Zeit, die Anlage erst einmal für die Sommersaison fit zu machen. Und das begann mit Schwerstarbeit. Stürme und jede Menge Nassschnee hatten auch zu erheblichem Windbruch auf dem Campingplatz und im Badgelände geführt.

Mit seiner ersten Saison ist Gundel alles in allem zufrieden. Besonders gut in Erinnerung ist ihm Ostern. Das Fest lag letztes Jahr relativ spät und präsentierte sich bei schönem Wetter. "Davon konnten wir gut profitieren", so der Betreiber. In den sächsischen Sommerferien klappte es hingegen mit dem Sonnenschein nicht so gut, dafür danach noch einmal umso besser.

Gundel hatte sich mit seiner Partnerin aber auch vorgenommen, neue Akzente zu setzen und damit auch neue Gäste zu gewinnen. Als beide spürten, dass über die Weihnachtsfeiertage die Nachfrage plötzlich wieder anzieht, haben sie noch einmal viel Arbeit reingesteckt. Mithilfe der Familie und Freunden wurde unter anderem die geschlossene Gaststätte im Sozialgebäude vorübergehend reaktiviert, sodass wenigstens im Naherholungszentrum eine Einkehrmöglichkeit für Camper und Wanderer über die Feiertage zur Verfügung stand.

Antonia Papadopulos würzt das Wildschwein über dem Feuer auf dem Campingplatz in Altenberg.
Antonia Papadopulos würzt das Wildschwein über dem Feuer auf dem Campingplatz in Altenberg. © Platzhalter

Inspiriert aus Norwegen

Dabei haben sie die Gäste mit Neuem überrascht. So wurde mal ein Wildschwein im Freien überm offenen Feuer gegrillt und mal ein zünftiger Wildschweingulasch gekocht. Sogar Burger mit Fleisch vom Rentier konnten die Gäste ausprobieren.  Das erinnert ein bisschen an das Leben, was Marcel Gundel und Lea Wojzischke zuvor geführt haben und von dem sie ein Stück in Marcels alte Heimat mitgebracht haben.

Der Altenberger hatte sechs Jahre in Norwegen gelebt und dort auch seine Partnerin kennengelernt. Sie arbeiteten auf einem Campingplatz, in einer Käserei und einem Cafe. Als dann ihre beiden Söhne geboren wurden, kehrten sie nach Deutschland zurück und verwirklichen sich nun ihren Traum vom eigenen Campingplatz. Dafür ist Marcel auch noch mal kurz in den hohen Norden zurückgekehrt. "Ich habe Rentiere  in Norwegen erlegt", erzählt der Endzwanziger,  "und mitgebracht. So konnten wir die Burger anbieten."

Die Resonanz stimmt Gundel optimistisch. "Es waren sehr viele Leute da", fasst er zusammen, "und das Angebot ist gut angenommen worden." Jetzt wird es erst einmal wieder ein bisschen ruhiger auf dem Campingplatz. Aber nur etwas. Wintersportler kommen übers Wochenende, schließlich konnte diese Woche der Skilift in Altenberg in Betrieb gehen. Für den Rodel-Weltcup, der nächste Woche im Altenberger Eiskanal beginnt, haben sich auch schon Besucher angemeldet. Und es gibt Vorbestellungen für die Bob-WM ab Mitte Februar. "Wir profitieren von jeder größeren Veranstaltung hier."

Marcel Gundel betreibt den Campingplatz in Altenberg. Mit seiner Partnerin Lea Wojzischke setzt er neue Akzente.
Marcel Gundel betreibt den Campingplatz in Altenberg. Mit seiner Partnerin Lea Wojzischke setzt er neue Akzente. © Andreas Weihs