Von Holger Gutte
Im kommenden Schuljahr gibt es an der Oberschule Seifhennersdorf wieder eine 5. Klasse. Dass ist möglich, nachdem die Stadt vom Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe und vom Verwaltungsgericht in Dresden Recht beim Schulstreit erhielt. Danach möchten die Schulrebellen an ihre Schule im Ort. Aber das ist nicht so einfach. Die SZ sprach mit Gudrun Möse, wie es weitergeht. Sie ist die Vorsitzende des Fördervereins Oberschule Seifhennersdorf. Der Verein widmet sich dem Erhalt der Schule.
Frau Möse, ist alles klar für die 5. Klasse in der Oberschule in Seifhennersdorf?
Ja. Mittlerweile gab es nun auch den ersten Elternabend. Schulleiter Silvio Lindecke und die Klassenlehrerin haben sich dabei den Eltern der 22 Schüler vorgestellt.
Das ist ja ein Schüler mehr als bisher?
Ja. Eine Familie ist aus Berlin nach Seifhennersdorf gezogen. Dadurch haben wir eine Anmeldung mehr für die 5. Klasse.
Im Stadtrat ist für die Oberschule ein Ausschuss gegründet worden. Sind Sie enttäuscht, dass der Schulförderverein darin nicht mit einbezogen wurde?
Nein. Bei bestimmten Fragen werden wir mit einbezogen oder informiert. Unterm Strich ist der Stadtrat in der Verantwortung und muss die Entscheidungen treffen. Die ehemalige amtierende Schulleiterin Rita Schmidt ist im Ausschuss. Ihr ganzes Herz gehört der Schule. Auch wenn sie jetzt leider nicht zurückkommen durfte.
Der Schulförderverein unterstützt die Schulrebellen. Wie sieht es mit der Bildung einer 8. Klasse an der Schule aus?
Die Schüler und die Eltern hätten es sich nach ihrem jahrelangen Kampf verdient, dass neben der 5. auch eine 8. Klasse gebildet werden kann. Die Hoffnung ist noch bei allen – auch bei uns im Verein – groß, dass das möglich ist. Noch ein Jahr in Rietschen lernen, werden sie finanziell nicht durchstehen. Vom Landratsamt werden nicht einmal die Fahrkostenzuschüsse beglichen. Die sollten lediglich anteilmäßig vom Wohnort bis zur nächstgelegenen Schule gezahlt werden, so wie ihn jedes andere Kind erhält. Aber das ist abgelehnt worden. Stattdessen sollten die Eltern pro Halbjahr einen Fahrkostenanteil von circa 400 Euro für die Fahrt nach Rietschen an die KVG zahlen. Und das für einen Bus, der gar nicht fährt. Das ist längst nicht die einzige finanzielle Last für die Schulrebellen.
Welche gibt es denn noch?
Trotz eindeutiger Urteile zugunsten der Schulkämpfer müssen die Eltern aber enorme Gerichts- und Anwaltskosten tragen. Insgesamt über 30 000 Euro. Das es solche Kreise zieht und so lange dauert, hatte niemand geahnt. Und ständig kommen neue Kosten hinzu. Keiner hat gewusst, dass selbst nach einem gewonnenen Rechtsstreit die Eltern die Fahrkosten des Anwaltes begleichen müssen.
Wie viel von dem Geld ist schon bezahlt worden – von wem oder wovon?
Etwa 22 000 Euro über Spenden von Privatpersonen, Firmen und Erbgeld der Stadt.
Gibt es dafür ein Spendenkonto?
Ja, beim Kinder und Jugendverein Seifhennersdorf (KJS).
Wie viele Schulrebellen sind es noch?
Immer noch acht Schüler.
Sie haben nun in Rietschen Ihr erstes staatlich anerkanntes Oberschul-Zeugnis bekommen. Damit wird Ihnen bescheinigt, dass Sie das Bildungsziel der 7. Klasse erreicht haben. Ist damit die Hoffnung bei Ihnen gestiegen, an die Seifhennersdorfer Schule zu können?
Eigentlich schon. Sie haben den Nachweis erbracht, dass sie den gleichen Bildungsstand haben, wie gleichaltrige Schüler in anderen Schulen. Die Schüler und Eltern hätten es sich verdient. Schließlich haben ihnen das Verwaltungsgericht in Dresden und das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eindeutig bescheinigt, dass ihnen vor drei Jahren zu Unrecht die Bildung einer 5. Klasse versagt wurde.
Falls es nicht klappt, gehen die Schulrebellen weiter in Rietschen zur Schule oder melden sie sich aus finanziellen Gründen an anderen Schulen an?
Dann hätten sie eigentlich keine andere Wahl als an einer Schule in privater Trägerschaft – wie in Rietschen – zu lernen. So ein kräftezehrender Kampf geht an den Schülern nicht spurlos vorüber. Da ist es verständlich, dass sie nach dem was sie durchgemacht haben, zusammenbleiben wollen. An der Oberschule Großschönau ist kein Platz. Und nach den unschönen Beschuldigungen gegen sie von den gesamten Lehrkörpern in Oderwitz und Ebersbach kann man verstehen, dass die Eltern dort ihre Kinder nicht anmelden.
Hat der Verein den Plan für eine eigene Freie Schule verworfen?
Er ruht. Jetzt, wo die Schule staatlich weiter betrieben werden kann, wollen wir natürlich daran nichts ändern. Wir haben deshalb als Verein auch eine neue Satzung.
Welchen Aufgaben widmen sie sich?
Die Schulrebellen gibt es nicht mehr. Sie sind normale Schüler. Wir wollen die Schule im rechtlich zuständigen Rahmen begleiten und bei außerschulischen Angeboten wie zum Beispiel beim Schulclub-, bei Schulfesten und der Chronik mithelfen.
Aber der Antrag der Stadt, für die Schulrebellen eine 8. Klasse zu bilden, ist doch abgelehnt worden.
Zu der Zeit lagen noch nicht genügend Anmeldungen schriftlich vor.
Das heißt, um neben der 5. eine 8. Klasse an der Oberschule anmelden zu können, müssten sie mindestens für 20 Schüler eine Anmeldung vorweisen?
Wir gehen davon aus, dass auch für diese Klasse das Schulmoratorium gilt.
Wie wollen Sie zwölf Schüler für eine 8. Klasse finden, um 20 zu erhalten?
Wir hatten vor zwei Jahren immerhin mal 38 Schüler für die Klasse. Viele davon sind an andere Schulen gegangen, weil ihre Eltern dachten, dass unser Schulkampf etwas Illegales ist. Das war es aber nicht. Jetzt wäre ein Wechsel ganz legal. Aber das müssen die Eltern entscheiden. Ich kann nur sagen, wir brauchen Anmeldungen. Und die können ja durchaus auch aus ganz anderen Gründen erfolgen. Vielleicht will ein Kind in dem Alter vom Gymnasium an eine Oberschule wechseln. Auch Jahrgangswiederholer oder Mobbingopfer hätten mit dem Wechsel an eine andere Schule eine Chance auf einen Neuanfang.
Gibt es denn schon Anmeldungen?
Ja. Wir dürfen diese jedoch nur als Willensbekundungen entgegennehmen. Denn als Schulförderverein sind wir nicht berechtigt Anmeldungen anzunehmen. Unser neuer Schulleiter hat zurzeit Urlaub. Deshalb sammeln wir die Willensbekundungen, bis eine Klasse gebildet werden kann und übergeben sie dem Schulleiter. Geben die Eltern ihren Antrag einzeln ab, würde man ihnen sagen, dass es keine 8. Klasse gibt. Wer hierzu Fragen hat, kann sich telefonisch über 0160 95987481 an unseren Schulförderverein wenden.
Spendenkonto für Schulkampf: Kinder- und Jugendverein Seifhennersdorf; Kennwort: Schulkampf;
IBAN: DE 71 850501003000130356; Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien