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„Wir haben derzeit keinen gefährlichen Abfall“

Hildegard Purfürst leitet das Abfallunternehmen ETU und will den schlagzeilenumwobenen Betrieb weiterentwickeln.

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Von Anja Beutler

So neu ist sie eigentlich nicht, die neue Chefin der Eigenschen Trocken- und Umwelttechnik GmbH (ETU) in Altbernsdorf. Vor knapp einem Jahr ist die 59-Jährige in den Bernstädter Ortsteil gekommen und hat den nur kurzzeitig amtierenden Geschäftsführer Lutz Krönert inzwischen im Amt beerbt. Die studierte Diplom Agrar-Ingenieurin mit Hang zur Bio-Chemie sieht es als eine Herausforderung an, das Unternehmen auf soliden Grund zu stellen und gibt sich generell offen.

Frau Purfürst, Ihr Vorgänger hatte vor, die ETU zu den Wurzeln zurückzubringen und die Abfallbehandlung auf eine neue Firma zu übertragen. Diese Firma ist jetzt nach Rodewisch gezogen. Bleibt bei der ETU jetzt alles beim Alten?

So gesehen, ja. Die ETU ist ein zertifiziertes Entsorgungsunternehmen, das in drei Bereichen tätig ist und auch bleiben will. Neben dem Zwischenlager, das wir betreiben, und dem Bereich der Abfallbehandlung ist die biologische Bodenbehandlung aktuell unser Hauptgeschäftsfeld. Hier werden zum Beispiel Bauschuttböden oder Schlämme behandelt. Dieser Bereich macht rund 90 Prozent unserer Aufträge aus. Dass die Abfallbehandlung hier nur in einem beschränkten Umfang zum Tragen kommt, liegt daran, dass es hier in der Region nicht so viele Unternehmen gibt, die unsere Dienstleistungen in Anspruch nehmen.

Und was ist mit dem oft kritisierten Import gefährlicher Abfälle, vor allem aus dem Ausland?

Wir haben derzeit keine gefährlichen Abfälle und auch keine ausländischen Abfälle bei uns.

Aber sie wollen sich nicht gänzlich auf die Bodenbehandlung zurückziehen?

Nein, wir wollen auch die anderen beiden Felder weiterführen. Ziel des bundesdeutschen Abfallwirtschaftskreislaufgesetzes ist es ja, Rohstoffe wiederzugewinnen, um sie weiter nutzen zu können. Und das wollen wir auch weiterhin machen. Unsere Anlage läuft nach wie vor, ist aber mit den aktuellen Aufträgen nicht ausgelastet, das würden wir gern ändern.

Die ETU war in den vergangenen Jahren, seit der Erweiterung 2008, in der Kritik, es laufen aktuell noch juristische Auseinandersetzungen...

... zu denen ich mich nicht äußern werde.

Aber wie gehen Sie persönlich mit diesem Paket, das sie von Ihren Vorgängern mitbekommen haben, um?

Ich bin ein sehr offener Mensch. Beim Landkreis und beim Bürgermeister von Bernstadt habe ich mich nach meinem Amtsantritt kurz vorgestellt. Ich bin auch gern bereit, Fragen zu beantworten und Dinge zu erklären, wenn das Gespräch auf einer sachlichen Ebene stattfindet. Ich persönlich habe da keine Angst oder Befindlichkeiten. Ich komme aus der Abfallwirtschaft, habe in meinem Berufsleben in Sachsen-Anhalt auch viel im Bergbaubereich zu tun gehabt, und sehe diese Aufgabe hier als eine Herausforderung an.

Wird sich am kritisierten Verhältnis von ETU zu den Aufsichtsbehörden etwas ändern?

Ich möchte nach vorn schauen und sehe den Landkreis nicht als Gegner. Das ist unsere Behörde, mit der wir problemlos arbeiten wollen. Wir machen nur das, was wir auch dürfen. Wir sind – aus meiner Sicht – das bestbewachte Unternehmen weit und breit. Aber Fehler können immer passieren, davor ist man nie gefeit. Wir machen Fehler nicht mit Absicht, das möchte ich betonen. Wir wollen rechtskonform arbeiten. Für mich gilt generell: Geschäfte macht man immer mit Menschen, nicht nur mit Firmen. Und ich möchte den Menschen weiterhin in die Augen schauen können.

Sie dürfen das Verfahren der Immobilisierung anwenden. Dabei werden gefährliche Abfälle so verfestigt, dass sie nicht mehr in die Umwelt gelangen können. Führt die ETU das noch durch?

Ja, wir achten darauf, dass unsere Genehmigung nicht erlischt. Aber dazu muss man auch wissen: Wir haben nur die Genehmigung für eine Variante dieses Verfahrens, wir dürfen beispielsweise beim Verfestigen keine Chemie beigeben. Damit kommen ohnehin nur einige, bestimmte Aufträge infrage.