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„Wir sind ja auch lernfähig“

Eine Sprechstunde des Oberbürgermeisters läuft im WK III mittlerweile sehr ruhig ab, denn es wurde viel getan.

Von Uwe Schulz
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Die Lindenschule ist ein Schmuckstück des Wohnkomplexes III.
Die Lindenschule ist ein Schmuckstück des Wohnkomplexes III. © Foto: Uwe Schulz

Hoyerswerda. Zwischen diesen beiden Oberbürgermeister-Sprechstunden im WK III liegen nicht nur ungefähr vier Jahre, sondern auch Welten. Damals schlugen die Wogen der Emotionen hoch, denn es war gerade erst herausgekommen, dass die Wohnungsgesellschaft plane, gleich ganze Häuserreihen in dem zentrumsnahen Wohngebiet abzureißen. Bei einer ähnlichen Veranstaltung vor zwei Wochen gab es keinen Protest und keine wirklich scharfen Töne.

Das Treffen fand in sommerlich-lockerer Atmosphäre vor dem im vergangenen Jahr sanierten Mehrfamilienhaus Herderstraße 20-24 statt. Zwar hat die Wohnungsgesellschaft in den vergangenen Jahren noch zwei Blöcke im Viertel abgerissen. Aber ansonsten lässt Geschäftsführer Steffen Markgraf keinen Zweifel daran, dass er das Quartier mag und sein Unternehmen hier Geld investiert. Da geht es nicht nur um Balkons und schicke Fassaden, immerhin kostete das für zwei Gebäude eine gute Million Euro, sondern eben auch mal um Spielgeräte und den größten Schandfleck des ganzen Viertels – den Bereich von Kaufhalle und Gaststätte.

Letztere wurde von der WH erworben, abgerissen und jetzt soll hier nach Abstimmung ein kleiner Findlingspark entstehen. Und es ist längst kein Geheimnis mehr, dass Stadt und Großvermieter versuchen, auch die Kaufhalle zu erwerben, um auch diesen Schandfleck zu beseitigen. Doch die ist in Privatbesitz und der Eigentümer hat nach allem, was man weiß, keine Lust, das Objekt zu verkaufen. Doch Skora und Markgraf signalisieren, dass man da dranbleibe. Denn man will irgendwann den mittleren Grünzug des Wohnkomplexes komplett neu gestalten. Aber vorher muss das Problem Kaufhalle gelöst sein.

Und wenn es kein großes Problem gibt, dann gibt es eben kleinere. Doch die sind kein Alleinstellungsmerkmal für den Wohnkomplex III. Die Besucher der OB-Sprechstunde nutzen die Chance, um auf sehr unterschiedliche Grünpflege hinzuweisen und von Mietern zu erzählen, die sich nicht zu benehmen wissen. Und hier und da gibt es auch bei der Hausordnung etwas zu meckern.

Ob etwas dran ist, an dem Gerücht, dass die Herderstraße 21-29 abgerissen wird? Steffen Markgraf betont: „Nein, da ist kein Abriss geplant.“ Doch er kann auch perspektivisch nichts ausschließen und sagt, dass allein bei der Wohnungsgesellschaft jährlich 200 Mietverhältnisse beendet werden, die meisten aufgrund von Tod oder Umzug ins Pflegeheim.

Doch man will nicht nur den WK III voranbringen, sondern die ganze Stadt. Am besten wäre es, wenn man noch mehr Zuzug generieren könnte. Markgraf verweist darauf, dass die Mieten hier seit Jahren stabil sind. Und wenn es mal eine Erhöhung gab, dann bei den Betriebskosten oder wegen einer Modernisierungsumlage. Skora und Markgraf sind sich einig, dass der Fakt, dass Hoyerswerda bezahlbaren Wohnraum habe, Gold wert sei. Um Zuzug müssten alle kämpfen, auch die Bewohner selbst. Steffen Markgraf sagt den gut fünfzig Gästen: „Wenn Sie sich wohlfühlen, sagen Sie es weiter. Wir brauchen Ihre Unterstützung!“

Die Zuhörer nahmen es zur Kenntnis und schienen mit dem Nachmittag ganz zufrieden zu sein. Wie hatte Stefan Skora zuvor gesagt: „Wir sind ja auch lernfähig“. Manchmal hilft energischer Protest eben wirklich.

Steffen Markgraf und Stefan Skora stellten sich vor zwei Wochen Bewohnern des WK III.
Steffen Markgraf und Stefan Skora stellten sich vor zwei Wochen Bewohnern des WK III. © Archivfoto: Uwe Schulz
Die ehemalige Kaufhalle ist und bleibt der Schandfleck im Viertel. Doch sie befindet sich in Privatbesitz.
Die ehemalige Kaufhalle ist und bleibt der Schandfleck im Viertel. Doch sie befindet sich in Privatbesitz. © Archivfoto: Uwe Schulz