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Wird Zittau zur Schleichzone?

Es gibt immer mehr Tempo-30-Zonen in der Mandaustadt. Seit Kurzem auch eine auf der Goethestraße.

Von Jan Lange
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Auch auf der Goethestraße gilt nun Tempo 30 - wenn auch nur auf einem kleinen Abschnitt.
Auch auf der Goethestraße gilt nun Tempo 30 - wenn auch nur auf einem kleinen Abschnitt. ©  Rafael Sampedro

Verwundert schaut mancher Kraftfahrer auf das durchgestrichene Tempo-30-Schild kurz vor der Kreuzung Goethe-/Schillerstraße in Zittau. Seit wann ist hier die Geschwindigkeit reduziert, fragen sie sich. Tatsächlich ist die Goethestraße nun eine weitere Tempo-30-Zone in der Stadt Zittau - auch wenn die Geschwindigkeit nur in Höhe der Lisa-Tetzner-Schule herabgesetzt wurde.

Volker Jäger, Leiter der Lisa-Tetzner-Schule, ist selbst überrascht gewesen, als mit einem Mal das Tempo-30-Schild hing. Dabei ist der Antrag für die Geschwindigkeitsbegrenzung von der Schule selbst gekommen. Bereits vor zwei Jahren habe man sich Gedanken gemacht, wie die Verkehrssituation entschärft werden könne, berichtet Jäger. Auch wenn es nach seinen Worten bislang noch keine großen Probleme gab, sollte die Sicherheit der Schüler erhöht werden. Ist die Goethestraße doch eine stark befahrene Straße. Zudem haben viele der Schüler der Lisa-Tetzner-Schule eine begrenzte Wahrnehmung und ein eingeschränktes Sozialverhalten. "Da muss nur mal einer rausrennen", beschreibt der Leiter der Zittauer Förderschule eine denkbare kritische Situation.

2010 wurde Tempo-30-Zone noch abgelehnt

Der Antrag der Lisa-Tetzner-Schule war für die Stadt aber nicht der alleinige Grund für die Einrichtung der Tempo-30-Zone. Die Geschwindigkeitsbeschränkung erfolgte auch aufgrund gesetzlicher Vorgaben zur Regelung von Geschwindigkeiten vor Schulen, Kindergärten und Seniorenheimen, teilt Zittaus Pressesprecher Kai Grebasch mit.

2010 forderten Anwohner der Goethestraße schon mal die Einrichtung einer Tempo-30-Zone, da der Verkehrslärm aufgrund von Rasern immer mehr zunehme. Die Verwaltung hatte das Ansinnen damals mit der Begründung abgelehnt, die Goethestraße sei die Hauptausfahrt in Richtung Norden zur B 178. 

Mit der nun erfolgten - zumindest streckenweisen - Reduzierung der Geschwindigkeit hat die Stadt Zittau innerhalb weniger Monate gleich mehrere neue Tempo-30-Abschnitte geschaffen. Zuletzt wurde auch auf einem Teil der Christian-Keimann-Straße die Höchstgeschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer heruntergesetzt. In diesem Fall hatten sich ebenfalls Anwohner wegen des Verkehrslärms beschwert, sie forderten sogar eine Verlängerung des Tempo-30-Abschnittes auf die gesamte Christian-Keimann-Straße. Nach einer Messung des Verkehrsstroms an der Kreuzung zur Max-Müller-Straße hatte die Stadtverwaltung das abgelehnt. Für eine Erweiterung der Tempo-30-Zone gebe es laut den Messungen keine Rechtfertigung, hieß es vonseiten der Stadt.

Auf der Goethestraße gab es vor der Einrichtung der Tempo-30-Zone keine Geschwindigkeitsmessungen, teilt Stadtsprecher Kai Grebasch mit.

Ausgeprägter Fußgängerverkehr

Während auf der Goethestraße und der Christian-Keimann-Straße nur kurze Abschnitte temporeduziert sind, gilt seit Mai 2019 im gesamten Wohngebiet zwischen Schliebenstraße und Schrammstraße eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h. 

Da es sich um ein reines Wohngebiet handelt, in dem es teilweise keine Gehwege, durch die Schulen, Mensa und Studentenwohnheimen aber einen ausgeprägten Fußgängerverkehr gibt, sei die Tempo-30-Zone aus Sicht der Stadt gerechtfertigt. "Die Schutzbedürftigkeit von Bewohnern und Fußgängern stand im Vordergrund. Ein Antrag von Anwohnern lag in dem Fall nicht vor", so Grebasch.

In den ersten Wochen nach Errichtung der Tempo-30-Zone kontrollierte die Verkehrsbehörde mehrfach die Geschwindigkeit, und stellte dabei eine ganze Reihe von Überschreitungen fest. Auch auf der Goethestraße würden die Blitzer öfter auslösen. Volker Jäger erlebt es immer wieder, dass Autofahrer das vorgeschriebene Tempo nicht einhalten. Vielleicht, weil die Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit den meisten noch nicht aufgefallen ist.

Auf der Christian-Keimann-Straße muss seit September 2019 auch das Tempo reduziert werden.
Auf der Christian-Keimann-Straße muss seit September 2019 auch das Tempo reduziert werden. © Rafael Sampedro
Die Schliebenstraße mit ihren Nebenstraßen ist ebenfalls zur Tempo-30-Zone erklärt worden.
Die Schliebenstraße mit ihren Nebenstraßen ist ebenfalls zur Tempo-30-Zone erklärt worden. © Rafael Sampedro
Auf dem Kummersberg gilt ebenso Tempo 30. Viele Autofahrer halten sich allerdings nicht daran, wie Anlieger berichten.
Auf dem Kummersberg gilt ebenso Tempo 30. Viele Autofahrer halten sich allerdings nicht daran, wie Anlieger berichten. © Rafael Sampedro

In vielen Wohngebieten gilt Tempo 30

Auf zahlreichen Nebenstraßen und in Wohngebieten Zittaus gilt inzwischen Tempo 30. Das wird bei einer Rundfahrt durch die Stadt deutlich. So dürfen Autofahrer beispielsweise in den Wohngebieten Zittau-Süd und Nord, im Karree rund um die Weinauallee sowie im Bereich um den Buddebergplatz maximal 30 fahren. Teilweise existieren die dortigen Geschwindigkeitsbeschränkungen seit DDR-Zeiten, teilweise sind sie erst nach der Wende angeordnet worden. 

Und es könnten noch viel mehr sein. Auch für die Herwigsdorfer Straße forderte vor einigen Jahren ein Anwohner Tempo 30. Von der Stadt wurde das abgelehnt. Mehrfach abgeschmettert wurde auch eine Geschwindigkeitsreduzierung auf der Leipziger Straße vor der Weinauschule. Inzwischen gilt dort Tempo 30. Möglich wurde das durch eine Gesetzesänderung 2017. Temporeduzierungen waren dadurch nicht mehr an so hohe Hürden gebunden.

Weitere Tempo-30-Zonen oder Abschnitte sind vorerst aber nicht geplant, beruhigt Zittaus Stadtsprecher.

Auf vielen Straßen in Zittau gilt inzwischen Tempo 30 - wie die Grafik deutlich macht.
Auf vielen Straßen in Zittau gilt inzwischen Tempo 30 - wie die Grafik deutlich macht. ©  SZ-Grafik Romy Thiel

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