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Wo bitte geht’s zum Osterhasenwald?

Die Steinaer Kinder haben eine Tradition: Sie bringen ihre Nester auf den Schwedenstein. Und Langlöffel liefert dann.

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Von Ina Förster

Marit hat Meister Lampe ein Bild gemalt. Und einen Brief dazu geschrieben. Obwohl sie das Alphabet noch nicht kennen dürfte. Ganz ernst zeigt sie auf die kleine Papierrolle im Gras. „Das lege ich dem Osterhasen ins Nest und wenn er kommt, findet er es und kann das Geschenk von mir mit nach Hause nehmen“, sagt sie. Darin sind ein paar Grüße an den Wollpuschel, der derzeit überall unterwegs ist. Auch im Busch auf dem Schwedenstein. Dort, am Streckenpunkt 12, befindet sich der „Osterhasenwald“. Ganz offiziell hängt sogar ein großes Schild an einem Baumstamm. Man kann ihn nicht verfehlen.

Seit Jahren pilgern die Kindergartenkinder von Steina am Mittwoch vor Ostern hoch auf den Gipfel und legen hier ihre Nester aus. Auch 2014. Oder besser gesagt – sie bauten erst einmal welche vor Ort. Die unglaublichsten Gebilde kamen dabei heraus. Auch diesmal konnte man überall zwischen den Bäumen kleine Kunstwerke aus Blättern, Ästen, Steinen und Kastanien erspähen. Die Kinder gingen dabei sehr kreativ vor. Manch ein Nest hatte sogar ein Dach, damit die Süßigkeiten ja nicht nass werden. Andere sahen wie ganze Festungen aus. Und einige Kinder hatten sich vorher sogar Hinweisschilder in Form einer Möhre gebastelt, damit der Langlöffel ihr Nest auch ja nicht verfehlen konnte. Es war echt herzig, wie die 43 Kindergartenkinder durch den grünen Tann streiften. Aufgeregt, hoffnungsfroh …

Klappte alles, sollten sie am Gründonnerstag die Nester gefüllt vorfinden. Unter uns: Die fleißigen Erzieherinnen der Kita Zwergenland legten dabei natürlich wie immer Hand an. Und die Freude vor Ort war riesig groß. Bevor es jedoch auf den Berg ging, lockte erst einmal das traditionelle Osterfrühstück in der Kita. Auch diesmal ließen sich dabei die Mädchen und Jungen frisch gelegte Hühnereier aus dem Ort schmecken. Ganze 140 Stück hatten Günter Hillmann und Wolfgang Schön vom Steinaer Geflügelverein auf den Schwedenstein transportiert und sie dort beim Nesterbau an den Kindergarten übergeben.

Auch wenn dem Verein selber Nachwuchs fehlt, so fühlte man sich im Kreis der jubelnden Meute umso wohler. Die beiden Eierkörbe waren dicht umlagert und mussten mehr als einmal gerettet werden. Aber vor allem die mitgereisten weißen Widderhäschen bekamen freilich die Aufmerksamkeit der Kinder. Klein-Denni erkannte sie zwar als die Hasen seines Opas wieder, aber das machte nichts. Der Mythos vom eierlegenden Langohr war ungebrochen. „Und wenn man die Eier bunt anmalt, dann schlüpfen nämlich auch bunte Küken heraus“, wusste Denni noch zu berichten. Mit ernstem Nicken begutachtete er die gefüllten Körbe. „Jedes Vereinsmitglied von uns spendet etwa zehn Eier. So kommen wir auf die gewünschte Zahl“, sagte Wolfgang Schön. Denn auch die Hortkinder bekamen freilich ihre Ration am Gründonnerstag noch nach der Schule ab. Die Freude war wie immer groß und als am Schluss noch ein tolles Osterhasenlied erklang, war der Ausflug auf den Schwedenstein perfekt.

Der Osterhasenwald ist mittlerweile wieder leer. Inmitten einer Maiglöckchenwiese zeugen nur noch ein paar Fußspuren von der Eierjagd. Obwohl: Großartig suchen mussten die Kinder eigentlich nicht. Jeder wusste ja schon vorher, wo sein Nest stand. Tolle Idee trotzdem!