Von Thomas Mielke
Nach dem tagelangen Verwirrspiel ist es nun klar: Gleich nach der Feier zur Einweihung der B178-Neißebrücke bei Zittau am Sonnabend um 10 Uhr dürfen Autos über die Brücke und auf der neuen Schnellstraße durch Polen fahren. Auf eine genaue Uhrzeit wollte sich die polnische Straßenbauverwaltung noch nicht festlegen, weil sie nicht genau sagen kann, wann die Übergabezeremonie beendet ist. An der Feier nehmen Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Rafal Jurkowlaniec, Marschall der Wojewodschaft Niederschlesien, sowie weiteren hochrangigen Vertretern aus Polen und Deutschland teil.

Am Montag 9 Uhr wollen die Tschechen ihr kleines Stück von der polnischen Grenze bis zum seit Jahren fertigen Kreisel Hradeker (Grottauer) Ortsumgehung öffnen. Damit wäre der erste Teil der Dreiländereck-Schnellstraße freigegeben. Ab November sollen auch die letzten Kilometer von Hradek in Richtung Liberec (Reichenberg) gebaut und freigeben sein. Dann heißt es: Freie Fahrt auf der neuen, schnelleren Strecke vom deutschen Zittau über das polnische Bogatynia bis ins tschechische Liberec.
Während die Arbeiten an der neuen B178 bei Zittau und ihrer südlichen Verlängerung in die Nachbarstaaten kurz vor dem Ende stehen, rückt das für den unmittelbar in Richtung Norden anschließenden Abschnitt in weite Ferne. Der Freistaat rollt das seit 2009 laufende Bauverfahren für das Teilstück von Niederoderwitz bis zum Anfang der Zittauer Nordspange bei Oberseifersdorf neu auf.
„Die bisherige Linie für den Abschnitt 3.3 hat unter den heute gegebenen naturschutz- und baurechtlichen Rahmenbedingungen keine Aussicht auf einen bestandskräftigen Beschluss“, teilte Isabel Siebert, Sprecherin des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr in Dresden, auf SZ-Anfrage mit.
Während des Verfahrens waren 2011 die von der Strecke betroffenen Anwohner; Gemeinden und viele Ämter zu der Trasse angehört worden. Über 200 Einwände hatte es gegen den geplanten Verlauf der Straße gegeben. Unter anderem sehen sich etliche Landwirte sich in ihrer Existenz bedroht, weil die geplante Trasse ihre Felder so schneiden würde, dass sie Teile ihrer Äcker nur noch schlecht erreichen würden. Zudem fürchten Anwohner aus Mittelherwigsdorf um die sehr gute Qualität ihres Trinkwassers.
Damit haben sich diese Kritiker der südwestlichen Umfahrung des Pferdeberges durchgesetzt. Sie waren sogar bereit, gegen diese Trasse zu klagen. Nun kommt die bereits einmal diskutierte Variante der nördlichen Umfahrung wieder ins Spiel. Demnächst wollen sich der Bund als Auftraggeber und der Freistaat als Planer über den Verlauf verständigen. Darüber, wie lange sich die bereits über drei Jahre laufende Planung nun verzögert, wollte Frau Siebert genauso wenig spekulieren wie über den Termin für die Fertigstellung der gesamten Trasse. Die Befürworter der neuen B178 gehen davon aus, dass sich das Planverfahren weitere drei bis vier Jahre hinzieht. Bis der Abschnitt fertig ist, könnte es noch bis zu sieben Jahre dauern.
Wenn Ende des Jahres die Ortsumgehung Herrnhut und der tschechische Teil für die Autos freigegeben sind, fehlen nur noch elf Kilometer der insgesamt 55 Kilometer langen Straße von der A4 über Löbau und Zittau zur Schnellstraße Usti (Aussig) – Liberec bei Bily Kostel (Weißkirchen), der Abschnitt 3.3 und die Verbindung von Nostitz zur Autobahn. Fertigstellung: kaum vor 2020.
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