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Hier entsteht das nächste Senioren-Haus

Das DRK saniert die "Alte Schule" in Kittlitz. Vor Kurzem eröffnete der ASB in Löbau eine Wohnanlage. Gibt es wirklich noch so viel Bedarf?

Von Constanze Junghanß
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Silke Seeliger, Geschäftsführerin beim DRK Löbau, in der alten Kittlitzer Schule. Hier entstehen Wohnungen für Senioren.
Silke Seeliger, Geschäftsführerin beim DRK Löbau, in der alten Kittlitzer Schule. Hier entstehen Wohnungen für Senioren. © Matthias Weber

Im vertrauten Umfeld den Lebensabend verbringen, das ist der Wunsch vieler Senioren. Doch körperliche Einschränkungen machen vielleicht das Treppen steigen, Besorgungen und den Gang zum Arzt schwerer. Alltägliche Arbeiten gehen oft nicht mehr so leicht von der Hand. Solche Probleme kennt auch Silke Seeliger zur Genüge. "Aus Erfahrung heraus wissen wir, dass viele Senioren die zweite Etage ihres Hauses irgendwann nicht mehr nutzen können und der Lebensraum auf die Wohnstube beschränkt wird", sagt die Geschäftsführerin vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) Löbau. 

Dazu kommt Einsamkeit. Nicht selten leben Senioren allein. "Ihnen fehlt die Sicherheit, dass jemand im Notfall zur Stelle ist und sie haben auch das Bedürfnis nach Kommunikation und Beschäftigung", sagt sie. Schön, wenn sich Familienangehörige dann um Eltern und Großeltern kümmern. Das kann allerdings für alle Beteiligten ein Kraftakt werden, wenn die Kinder oder Enkel durch Arbeit und eigenen Nachwuchs im Alltag gefordert sind. Unterstützung hilfsbedürftiger Menschen erfordert Zeit. Und Kraft.

Angebot fehlte bisher in Kittlitz

Seniorengerechte Wohnungen sind eine Möglichkeit, die Situation zu entlasten. Das Konzept setzt sich immer mehr durch, die Nachfrage steigt. Diese Wohnungen sind barrierefrei, haben einen Hausnotruf und ebenerdige Duschen. In den Häusern gibt es in der Regel einen Fahrstuhl. Im Idealfall ist ein Ansprechpartner vor Ort, an den sich die Bewohner wenden können. Auch in Kittlitz wird das bald so sein. Das DRK Löbau saniert die ehemalige "Alte Schule" gleich neben der Kirche. Seniorenwohnungen und eine Tagespflege entstehen. 

Kittlitz gehörte bisher zu den Dörfern, wo es ein solches Angebot fehlte. Der Bedarf sei jedoch da, wie Silke Seeliger bestätigt. Etwa 2.000 Einwohner leben im Ort – vor allem in Eigenheimen oder landwirtschaftlichen Gehöften. Ein dünn besiedelter Raum, wie die DRK-Chefin sagt, der aber 40 Prozent des Flächenanteils der Großen Kreisstadt Löbau mit seinen zugehörigen und weit gestreuten Ortsteilen ausmacht. Durch Wegzug der Jungen sei der Altersdurchschnitt besonders hoch. "Circa 40 Prozent der Menschen sind über 65 Jahre", so Silke Seeliger.

Ein neuer Anbau ergänzt jetzt das alte Schulhaus. Hier wird künftig eine Tagespflege-Station untergebracht sein. Im Hintergrund: die Kittlitzer Kirche. 
Ein neuer Anbau ergänzt jetzt das alte Schulhaus. Hier wird künftig eine Tagespflege-Station untergebracht sein. Im Hintergrund: die Kittlitzer Kirche.  © Matthias Weber

Die "Alte Schule" ist über 100 Jahre alt. Bis 1978 lernten Kinder hier das ABC und mehr. Später war ein Ärztehaus im Gebäude. Das Denkmal stand zuletzt leer. Nun sind die Bauarbeiten in vollem Gange und sollen voraussichtlich im Mai dieses Jahres abgeschlossen sein. Die Kosten für die Sanierung und den Anbau betragen 2,1 Millionen Euro – davon 338.000 Euro Förderung über das Leader-Programm und 163.000 Förderung über das Deutsche Hilfswerk. Neun seniorengerechte Wohnungen mit Größen zwischen etwa 40 und 77 Quadratmetern wird es geben.

Details erhalten den Charme des historischen Gebäudes: Zwei Wohnungen haben runde Fenster, einige Balken bleiben aufgearbeitet freigelegt. Und der alte Walnussbaum hinter dem Haus darf weiter wachsen. Balkone gibt es auch. Die Tagespflege mit 14 Plätzen ist ein moderner Anbau an die "Alte Schule" mit großen Fenstern. Im Garten hinterm Haus werden Kräuter, Obst und Gemüse für die Bewohner und Gäste der Tagespflege angepflanzt. Schon jetzt gebe es erste Anfragen von Kittlitzern, die sich vorstellen können, in der "Alten Schule" ihren Lebensabend zu verbringen, sagt Silke Seeliger.

Das Rote Kreuz hat noch historische Aufnahmen der alten Kittlitzer Schule. So sah das Schulhaus mal aus. 
Das Rote Kreuz hat noch historische Aufnahmen der alten Kittlitzer Schule. So sah das Schulhaus mal aus.  © Repro: SZ

Auch der ASB Löbau hat ins dörfliche Umfeld investiert. Seniorengerechte Wohnungen gibt es in Ebersdorf, Leutersdorf, Herrnhut und Obercunnersdorf. In Löbau entstand auf der Dr.-Alfred-Moschkau-Straße erst 2019 eine neue Seniorenwohnanlage mit 16 seniorengerechten Wohnungen. Im späten Herbst war die Wohnanlage eröffnet worden, zogen die ersten Mieter ein. Aktuell sind laut ASB alle Wohnungen belegt und werden immer wieder Anfragen von Mietinteressenten entgegen genommen. 

Das DRK Löbau betreibt neben dem Seniorenwohnen in der Stadt mit 26 Wohnungen auch in Ebersbach eine Seniorenwohnanlage mit 39 Wohnungen.

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