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Wo Liebe zur Natur gefördert wird

Die Mitglieder der AG Junior-Ranger in der Naturschutzstation Friedersdorf bei Lohsa kennen sich aus mit Flora und Fauna.

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© Andreas Kirschke

Von Andreas Kirschke

Felix Höhne liebt die Natur. „Schon seit ich sechs war, ist das so. Draußen zu sein, ist wunderbar. Du kannst viel lernen in der Natur, Tiere und Pflanzen bestimmen“, meint der 14-Jährige aus der Klasse 8 A der Oberschule Lohsa. In der seit vorigem Schuljahr bestehenden Arbeitsgemeinschaft „Junior-Ranger“ in der Naturschutzstation Friedersdorf in Trägerschaft des Biosphärenreservats Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft bringt er sich fleißig mit ein. Als Ausgleich zur Schule, Freude und Entspannung empfindet er die AG. Diese ist Teil des seit zehn Jahren bestehenden Bundesprojekts „Junior-Ranger“.

Im Biosphärenreservat

Gefördert, vermarktet und vernetzt wird es durch den Verein Europark Deutschland. „In Nationalparks, Naturparks und Biosphärenreservaten läuft das Projekt. In Friedersdorf wollen wir mit der AG für einen längeren Zeitraum dauerhaft Interessierte binden“, sagt Lorenz Richter, seit drei Jahren Ranger im Biosphärenrerservat. Die Anregung für die AG kam von seinem Kollegen, Ranger Herbert Schnabel. Er wollte die frühere AG-Arbeit in der Friedersdorfer Station wiederbeleben. „Die Jugendlichen sollen die Arbeit der Ranger kennenlernen, mit uns auf Exkursion gehen und uns bei der Arbeit begleiten“, sagt der Wittichenauer. „So gewinnen sie direkt und vielfältig Einblicke.“ Felix gehört zu seinen ersten Mitstreitern. Voriges Jahr zum Herbstmarkt in Lohsa betreute der Schüler den Stand der Pilzausstellung mit. Beim Ranger-Tag 2016 in Wartha (Gemeinde Guttau) ging es um die heimische Vogelwelt im Teichgebiet Guttau. Felix zeigte und erläuterte dabei verschiedene Vogelarten. Auch 2017 beim Ranger-Tag half er mit. Dort betreute er den Stand „Tiere und Pflanzen des Jahres – die Seerose und andere Wasserpflanzen“ mit. Mit Schüler Toni Paetsch (9) aus der Klasse 4 A der Grundschule Am Knappensee Groß Särchen ging Felix zudem im Oktober vorigen Jahres auf Spurensuche im Teichgebiet Wartha-Koblenz. Sie sammelten Wasserpflanzen, Schlammschnecken, Libellenlarven und einen Gelbbrandkäfer. Im Schlamm der Teiche stießen sie sogar auf Spuren des Waschbären. Bei weiteren Exkursionen mit Herbert Schnabel und Lorenz Richter an der Spree oberhalb von Uhyst im November und im Dezember kartierten sie Biber-Fraß-Stellen. Sie bestimmten Baumarten, maßen Baum-Durchmesser und den Abstand der Bäume vom Ufer. Auch dort suchten sie gezielt nach Spuren.

Die Vielfalt in der Natur begeistert Toni. So fand der Viertklässler ebenfalls zur AG Junior-Ranger. Inzwischen kam mit Lorenz Richter (10) aus Uhyst/Spree noch ein dritter Schüler hinzu. Er lernt in der Klasse 4 A der Grundschule Boxberg. „Wir haben sogar eine Projektfläche. Die liegt zwischen Driewitz und Drehna“, erzählen die Schüler begeistert. Südlich der Bahnstrecke erstreckt sich die Fläche auf rund acht Hektar. Herbert Schnabel suchte sie gezielt für die Schüler aus. Sie sollen dort Pflanzen und Tiere erfassen, beobachten und schützen. Die Projektfläche ist Eigentum der Naturschutzstation Östliche Oberlausitz Förstgen. „Mit ihr arbeiten wir zusammen“, sagt Herbert Schnabel. „Auf dieser Fläche wurden vor zehn Jahren zwei neue Stillgewässer als Amphibien-Laich-Gewässer angelegt. Die Nasswiesen werden jährlich gemäht. Die Naturschutzstation Förstgen hat uns das Betreten der Flächen auch zur Vegetationszeit und die geplanten Erfassungen der Tier- und Pflanzenarten gestattet.“ Erste Daten zu Amphibien, Reptilien, Libellen und Wasserpflanzen liegen von Herbert Schnabel bereits vor. Weiterhin gibt es einen Bericht über die Reptilien entlang des alten Bahndamms aus den Jahren 2012–2015. Daran soll die AG Junior-Ranger der Naturschutzstation Friedersdorf anknüpfen. Die Schüler, so unterstreicht er, sollen die Schutzgebiete der Pflanzen und Tiere kennenlernen. Sie sollen kennen und wertschätzen lernen, dass die Oberlausitz eine gewachsene Kulturlandschaft ist. Hier soll durch eine naturschonende Bewirtschaftung die Artenvielfalt gewahrt bleiben. „Man schützt nur das, was man kennt“, gibt ihm Felix Höhne Recht. Er erzählt von den ausgelegten Matten auf der Projektfläche. Darunter sichten die Schüler mit ihren Betreuern Herbert Schnabel und Lorenz Richter vor allem Schlangen und Eidechsen. Die Schüler sollen die Tierarten genauer kennenlernen. Zugleich sichten sie auf der Projektfläche die Vogelarten.

Ideen von den Schülern selbst

„Welche Ideen sollten wir in den nächsten Monaten aufgreifen?“ fragt Herbert Schnabel beim ersten AG-Treffen im September in die Runde. Vorschläge unterbreitet er. Manche Idee kommt von den Schülern. In jedem Fall wollen sie im Winter auf Spuren-Exkursion gehen. Sie wollen auch an ihrem Herbarium weiterarbeiten mit Betreuer Lorenz Richter. Zugleich wollen sie auf Pilzsuche gehen. Sie wollen den Alltag im Kuh- und Schafstall kennenlernen. Auf der Projektfläche wollen sie weiterarbeiten. Dort gilt es, Schmetterlinge und Insekten zu sichten. Als Idee gilt auch eine Nachtwanderung. Dabei könnten die Schüler Fledermäuse oder Glühwürmchen entdecken. Im Frühjahr, so regt Herbert Schnabel an, könnten die Schüler Ende März das Aufstellen der Amphibienschutzzäune miterleben. Arten wie Moorfrosch, Kleiner Wasserfrosch, Teichmolch, Rotbauchunke, Knoblauchkröte und Erdkröte können sie möglicherweise entdecken.

Auch ins Sammelsurium

Der Vorschlag kommt auch, einen Ausflug ins Sammelsurium des Museums der Westlausitz nach Kamenz zu unternehmen. „Unterstützen könnt ihr auch immer den Naturmarkt in Wartha beim Biosphärenreservat, das Familien-Herbst-Fest in der Station Friedersdorf und den Herbstmarkt in Lohsa im Park“, regt Herbert Schnabel an. Zum ersten AG-Treffen im September erhielten die Schüler auch Exkursions-Rucksäcke. Eine Übersichtskarte Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft kommt jeweils hinein, ebenso Warnweste, Bücher zum Bestimmen von Pflanzen und Tieren, Schreibzeug und Arten-Steckbriefe etwa zum Biber. Herbert Schnabel frohlockt: „Wenn ihr jetzt noch jeder ein Fernglas mitbringt, dann seid ihr perfekte Junior-Ranger.“

Die AG „Junior-Ranger“ trifft sich montags alle 14 Tage jeweils von 14 bis 16 Uhr in der Naturschutzstation Friedersdorf. Nächste Termine: 13. 11.; 27. 11. 11. 12. 2017 und 8. 1. 2018. Weitere Mitstreiter im Alter 4. bis 8. Klasse sind willkommen. Kontakt Herbert Schnabel:

Telefon: 0172 3757565