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Wohin, wenn man mal muss?

Wer am Wochenende am Markt eine öffentliche Toilette sucht, steht vor verschlossener Tür. Schuld ist Vandalismus.

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Von Dirk Schulze

Von den Zuschauern wurde er zum schönsten Wagen des Umzugs gekürt: der Faschingswagen, der sich mit den Passagen-Klos beschäftigte, also den öffentlichen Toiletten in der Passage am Markt in Sebnitz. Ein Häuschen für die Damen und eins für die Herren waren darauf zu sehen. Beide waren natürlich besetzt, zur Erheiterung der Zuschauer durch die offenen Türen gut sichtbar. Im blumengeschmückten Warteraum zwischen den beiden fahrenden Örtlichkeiten standen ungeduldig schon die nächsten Besucher mit einem dringenden Bedürfnis.

Lange Warteschlangen vor den Toiletten dürfte es in der zu großen Teilen leerstehenden Sebnitzer Einkaufspassage in der Realität selten gegeben haben, aber beim Fasching geht es schließlich auch darum, zu übertreiben. Christoph Ehrlichmann, der die Idee zu dem Wagen hatte, ging es um etwas anderes. Man wisse nie so genau, ob die Toiletten nun offen oder zu sind, erklärt er. Ist das Passagen-Klo offen oder geschlossen?, stand deshalb als Frage auf dem Faschingswagen.

Als er gerade auf Ideensuche für einen Wagen beim diesjährigen Faschingsumzug war, kam er zufällig bei der Passage vorbei – und da war die Tür zum Klo mal wieder zu. Das war der Anlass. Es gebe aber auch Geschichten, dass schon Klobesucher in den Örtlichkeiten festgesteckt hätten, weil sich die Tür von innen nicht mehr öffnen ließ, erzählt der Faschingswagenbauer. Sie mussten dann von Mitarbeitern, die einen Schlüssel haben, befreit werden.

Die Örtlichkeiten in der Passage sind die einzigen öffentlichen Toiletten in der Sebnitzer Innenstadt. Die nächsten WCs befinden sich am Busbahnhof. Der Elferrat schlug dem Oberbürgermeister in seiner Faschingsrede dann auch eine innerstädtische Wanderung zu den öffentlichen Toiletten als eine Route für den Deutschen Wandertag 2016 vor – „Suchzeit zwei bis drei Stunden“.

Doch die öffentliche Toilette ist in privater Hand, wenngleich nicht ganz freiwillig. Eine solche in der Passage einzurichten, war beim Verkauf des früheren Hotels „Stadt Dresden“ in den Neunzigerjahren eine Auflage der Stadtverwaltung an den Investor und heutigen Eigentümer der Immobilie. Seitdem gab es immer mal wieder Probleme mit dem stillen Örtchen.

Im Auftrag des Eigentümers kümmert sich der Sebnitzer Hausmeisterservice Dienel um den technischen Betrieb und die Reinigung der öffentlichen Toilette. Und Inhaber Reinhard Dienel kann auch erklären, warum sich die Türen zu den stillen Örtchen manchmal nicht öffnen lassen. In 99 Prozent der Fälle liege es daran, dass die Münzeinwurfschächte verstopft sind, weil Papier, falsche Münzen oder andere Dinge hineingesteckt werden. Der Zustand hält dann so lange an, bis der Hausmeisterservice benachrichtigt wird oder auf seiner regulären Reinigungsrunde vorbeikommt.

Immerhin ist eine Ein-Euro-Münze nötig, damit der Automat das Schloss freigibt.

Unter der Woche sei die Toilette im Normalfall rund um die Uhr zugänglich – gegen die entsprechende Gebühr. Am Wochenende aber bleibt die Türe ganz zu, dann lassen sich auch keine Münzen einwerfen. Das wird seit gut anderthalb Jahren so gehandhabt. Der Grund dafür ist immer wieder auftretender Vandalismus. Die Schäden waren regelmäßig an den Wochenenden am größten. Zu Beginn dieses Jahres war die Toilette einmal unter der Woche geschlossen, weil nach Sprühereien drin gestrichen werden musste. Im vergangenen Herbst hatten Unbekannte Waschbecken, Kloschüssel und Fliesen zertrümmert. Erst in der vergangenen Woche wurden wieder Wände in der Passage besprüht.